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Ich glaube, es müssen keine großen Worte darüber verloren werden, wie eigenartig dieses Jahr war.
Lemmy ist mittlerweile schon 1 Jahr tot, weitere Musiker und andere zahlreiche Künstler folgten ihm. Und sonst war auf der Welt auch die übrige Kacke am dampfen. Resümiert gesagt war 2016 ein einziges Massensterben. Zivilisten waren weiterhin Opfer eines unaufhörlichen Krieges, dahingehender Terroranschläge oder untersagter Hilfeleistung . Und auch die Weltmacht obliegt nach wie vor einer Bande korrumpierender Clowns, die mit ihrer dubiosen Weltanschauung diesen globalen Hass noch mehr zu schüren versuchen. So viel dazu.
Wer die Hoffnung in die Menschheit noch nicht verloren hat, wird zumindest über die Veröffentlichungen der noch lebenden Musiker hocherfreut sein. Im Gegensatz zu 2015, welches meiner persönlichen Meinung nach ein plattentechnisch eher schwaches Jahr war, fiel 2016 die Entscheidung ob der überaus anhörlichen Auswahl an bombastisch guten Alben um einiges schwerer aus, welche Releases es in die Top 5 schaffen würden. Aber schlussendlich haben wir es geschafft!
Luca und ich haben unsere Plattenlieblinge für euch zusammengefasst und freuen uns auf ein mindestens genauso schwabbelndes und waberndes Musikjahr 2017!
Friede auf Erden!
Ruth für stonerrock.eu
Luca’s Top 5
1. Oranssi Pazuzu – Värähtelijä
Der Sound der fünf Finnen wird zumeist als Psychedelic Black Metal bezeichnet und für mich zählt die Band zu einer der wenigen, die es schafft, die Brücke zwischen Stoner-Rock und Extrem-Metal zu schlagen. Nachdem das letzte Album Valonielu eingängiger und zumindest auf einigen Songs riffgesteuerter daher kam, ist das rund 70 Minuten lange Värähtelijä doch wieder experimenteller als sein Vorgänger ausgefallen. Songs wie Lahja (ausgerechnet die Single-Auskopplung) kommen eher unscheinbar daher, schaffen es jedoch stets eine ganz eigene Atmosphäre zu erzeugen. Dies gelingt dem Quintett durch die Verwendung repetitiver Basslinien, ausgeklügelter und vor allem ausgefallener Percussion (z.B. Glocken, Bongos …), dem wenig aggressiven Krächzen von Sänger Jun-His und den spacigen Keyboard-Akzenten. Das Herzstück des Albums jedoch ist der, die C-Seite ausfüllende 18-Minüter Vasemman Kaden Hierarkia. Hier nehmen uns die Finnen mit auf eine Art Berg- und Talbahn der Intensität. Recht flott setzt das hypnotische Hauptriff ein, wird nach einem ersten Höhepunkt mit alarmartigen Synth- bzw Keyboardflächen von einem eher typischen, flotten Black-Metal Part abgelöst, welcher wiederum fünf-minütigem minimalistischem Effekt- und Synthesizergefrickel nach feinster Noise-Manier weicht. Die letzten Minuten wird auf das anfängliche Riff rekurriert, nur das dieses sehr viel langsamer und bassdominierter gespielt wird. Hinter (oder eher vor) das finnische Geschrei wird nun eine Art hoher Sirenengesang vom Synthesizer gelegt, welcher sich zusammen mit dem restlichen Instrumentarium immer weiter intensiviert, ehe der Track seinen wilden, spacigen Höhepunkt erreicht. Als hätte dieser jegliche Aufnahmegeräte in Brand gesetzt endet dieses Meisterwerk mit einem 80-sekündigen, gesampleten Feuerprasseln. Das ist definitiv einer der absoluten Songs des Jahres.
2. Tschaika 21/16 – Tante Crystal Auf Crack Am Reck
Zum Jahresende legen die zwei Berliner Klassenclowns Tim (Rotor) und Onkel (Ohrbooten, etc.) ein Konzeptalbum der etwas anderen Art vor. Ursprünglich im Mai ohne Label auf CD released, jetzt auf Noisolution auch auf Vinyl erhältlich, dreht sich Tante Crystal Auf Crack Am Reck um eine Art Pilgerreise zum Fernsehturm – das Verkehrsmittel der Wahl ist die Ringbahn. Denn am Ende jedes Songs ist ein Audiomitschnitt ihrer Reise zu hören (bspw. Der Ticketkauf, der Zwischenstopp im Dönerladen und letztlich auch das emotionale Erblicken des Fernsehturms). Die Songs, welche mit Titeln wie Doom mich auch, Man nennt sie Nancy (laut aussprechen!) oder Breitzeit aufwarten, haben jedoch viel mehr zu bieten, als man zunächst vermuten würde. Komplett live aufgenommen, kommt dieses Album größtenteils instrumental daher. Lediglich vereinzelt gibt es minimalistischen Gesang und akzentuiertes Trompetenspiel von einem Freund der Band. Onkel spielt auf den Drums kaum einen 4/4-Takt und keinen Part der Songs mehrmals genau gleich. Ob es ein zusätzlicher Schlag auf die Hi-Hat oder ein quirliger Fill ist, dem Hörer wird hier nie langweilig. Tim spielt seine Gitarre durch zwei Amps und schafft es damit auf wunderbare Weise, parallel eine Bass- und eine Gitarrenline aufzubauen, die häufig ähnlich wie bei Rotor im „Refrain“ zu einem lo-fi Riff zusammenlaufen und zerstörerische Wirkung auf die Hals-Nacken-Muskulatur des Hörers. Einziges Manko: Auf der Vinyl-Version fielen die Audiomitschnitte und einer der interessantesten Songs („Zeh 64“) aufgrund der Laufzeit von 52 Minuten der Schere zum Opfer. Mehr als ärgerlich!
3. Honky – Corduroy
Würde das Jahr hier im Sommer enden, wäre dieses Album höchstwahrscheinlich auf Platz 1 gelandet. Die Texaner um J.D. Pinkus (der auch schon bei den Butthole Surfers und dieses Jahr bei den Melvins die Bassgitarre in die Hand nahm) und Bobby Landgraf (Down) bezeichnen ihre Musik als „Championship Superboogie“ und das passt erstaunlich gut. Seit knapp zwei Jahrzehnten bringen sie mit ihrem groovy Southern-Rock nun schon die Ärsche zum Wackeln. Mit Corduroy lieferten Honky nicht nur eine Hymne auf den Cord-Stoff, sondern auch das perfekte Sommeralbum. Die einzigartigen und kraftvollen Basslinien Pinkus‘ steuern den Sound, welcher trotz teilweise schwerer Riffs stets unbekümmert und treibend bleibt. Daran wirken auch die explosiven Gitarrensoli Landgraafs mit. Auf einigen Songs wie dem Pat Travers Cover Snortin‘ Whiskey (and Drinkin‘ Cocaine) stechen zudem die Drums heraus – ein Blick in die Liner Notes verrät, dass Dale Crover von den Melvins hier am Werk ist. Auf anderen Tracks erwarten den Hörer des Weiteren Blechbläser-Gitarren-Ping-Pong (Outta Season) oder soulige weibliche backing vocals (Bad Stones). Corduroy ist technisch nicht besonders komplex, aber trotzdem ungemein dynamisch und abwechslungsreich – ein Garant für gute Laune. Und Honky sind Live ein absolutes Highlight!
4. Haken – Affinity
Alles andere als Stoner, aber trotzdem ein definitives Highlight des Heavy-Rocks aus diesem Jahr. Das Londoner Quintett ist spätestens seit ihrem letzten Studioalbum The Mountain (2013) eine feste Institution im Prog-Metal und nach Affinity werden sie von der Szenepresse als Speerspitze des Neo-Prog angesehen. Ihr Sound wandelte sich auf diesem Album stark und er fällt zudem stark polarisierend aus. Denn die Briten haben sich entschieden, ein 80’s-Album zu releasen – das wird schon am sehr detailreichen Artwork der Platte deutlich. Die Basis des Sounds ist zwar noch sehr an Dream Theater angelehnt – das bedeutet unter anderem sehr hohe und klare Vocals, die den gemeinen Stoner-Rocker vermutlich beim ersten Hören schon stark abschrecken werden (das ging mir zunächst genauso). 4/4 Takte fallen auf diesem Album ebenfalls flach und manch einer mag das Album für überproduziert oder steril halten, dennoch mangelt es nie an Gefühl. Der erste herausstechende Song ist dann auch schon 1985, den sollte dieses Jahr wirklich jeder einmal gehört haben. Dies ist definitv die offensichtlichste Hommage an die 80er, die Haken zu bieten haben. Der Beginn ist stark synthesizerdominiert gestaltet und wird erst nach dem ersten Refrain durch ein kurzes, aber wirkungsmächtiges Metalgeriffe unterbrochen. In der sechsten Minute wird der 80’s Vibe dann auf die absolute Spitze getrieben. Auf ein Fanfarensolo auf der Keytar (ja, wirklich) folgt ein Gitarrensolo und drum-machine artiges Getrommel, welches in einem letzten double-base unterstützten Refrain endet. In Lapse ist eines der besten Gitarrensoli des Jahres zu hören, ansonsten wird der Sound beibehalten. Diese beiden Songs sollte sich jeder Fan der Netflix Serie Stranger Things angehört haben. Um einiges rifflastiger klingt der 16-Minütier The Architect, der besonders für Tool-Fans interessant ist. Die ersten sechs Minuten sind purer Metal, nur dass Sänger Ross Jennings weiter auf die Stimmeffekte besteht. Bis zur Zehn-Minuten-Marke nehmen sich die Briten Zeit für einen ruhigen Rhythmuspart (in verschiedenen Taktarten), auf den wieder Metal und Geriffe folgen – diesmal sogar unterstützt von Growls des Leprous Sängers Einar Solberg. Bei diesen Parts rückt der dominante 80er-Sound in den Hintergrund und weicht dem Extrem-Metal, zumal hier sehr frickelige Soli eingespielt werden.
5. King Crimson – Radical Action (To Unseat The Hold Of Monkey Mind)
Schon wieder Prog … ich weiß. Allerdings ist dieses 3CD umfassende Live-Album der britischen Progressive-Pioniere wohl ein Highlight für jeden Besucher der just zurückliegenden Europa Tour. Denn diese karriereumspannende Compilation enthält jeden der 27 Songs, die auf der Setlist standen und wurde von denselben Musikern eingespielt. Näher kann man dem Live-Erlebnis nicht kommen (vor allem, weil dem Box-Set noch eine Blu-Ray bzw. zwei DVDs beiliegen). Wer King Crimson kennt, weiß, dass Robert Fripp das einzig ständige Mitglied der Band und seit jeher der kreative Kopf ist. In diesem Line-Up holt er mit Mel Collins (spielt zahllose Blasinstrumente) und Tony Levin (Bass) zwei langjährige Collaborateure an Bord. Jakko Jakszyk bedient neben Fripp Gitarre und ist für den Gesang verantwortlich. Des Weiteren sitzen mit Gavin Harrison (Porcupine Tree), Pat Mastelotto und Bill Rieflin drei absolute Profis am Schlagzeug … und das gleichzeitig! Das buntgemischte Line-Up schafft es, den Klassikern aus den 60ern und 70ern ganz neues Leben einzuhauchen. One More Red Nightmare zum Beispiel wirkt weniger hektisch als auf der Studioversion und ist dadurch viel eingängiger als im Original. In The Talking Drum, Level Five oder dem reinen Percussion-Track Hell Hounds of Krim kommen die natürlich erzeugten Raum- und Stereoeffekte der drei im vorderen Bühnenteil aufgereihten Drummer besonders gut zur Geltung. Einen Höhepunkt bildet das dreiminütige Metal-Drumsolo Harrisons im Mittelpart von 21st Century Schizoid Man. Anderen Klassikern wie Epitaph drückt Jakszyk mit seiner kristallklaren Stimme liebevoll einen eigenen Charakter auf. Im Grunde genommen dürfte hier fast jeder King Crimson Fan – ausgenommen vielleicht der Purist – glücklich werden, da einige Songs leichter zugänglich sind als auf den Studioaufnahmen, durch die drei Schlagzeuger und die virtuosen Flöten- und Saxophon-Soli jedoch stets der Gedanke des anspruchsvollen Prog-Rocks hochgehalten wird. Für die, die King Crimson im Herbst und Winter live erlebt haben, ist dieses Set der perfekte Weg, sich zurück in die Konzerthalle zu versetzen. Und all diejenigen, die die Tour verpasst haben, bekommen hier immerhin ein sehr sehens- und hörenswertes Trostpflaster geboten.
Other highlights 2016
- Mondo Drag – The Occultation Of Light
- Whores – Gold
- Causa Sui – Return To Sky
- Young Hunter – Young Hunter
- Blood Ceremony – Lord Of Misrule
- Salems Pot – Pronounce This!
- High Spirits – Motivator
- Opeth – Sorceress
- Anciients – Voice of the Void
- Vanik – Vanik
Ruth’s Top 5
1. Mogwai – Atomic
Der britischen Regisseur Mark Cousins machte es sich 2015 zur Aufgabe, eine Dokumentation über die Erfindung und den Einsatz nuklearer Waffen – fokussierend auf die Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki – unter dem Titel Atomic: Leaving in Dread and Promise zu schaffen. Die musikalische Untermalung für sein beklemmendes und visuell starkes Werk oblag den Post-Rock-Pionieren von Mogwai, die bereits für die Serie Les Revenants und den Spielfilm The Fountain Soundtrackerfahrung fassen konnten. Das schottische Quintett war immer schon Meister für instrumentelle Minimalistik, aufbauende Songstrukturen und anmutiges Songwriting. Auch im Soundtrack zu Atomic finden sich diese Mogwai-typischen Elemente wieder, nur wurden die elektronischen Gitarren und treibenden Bässe runterschraubt und stattdessen analoge Synthesizer und organische Instrumente wie Glockenspiel sowie Klavier als Pendant herangezogen. Als Resultat findet man sich in einem dystopischen Kosmos befremdender und düsterer Soundschichten wieder, der von Loops und E-Drums in unnahbare Härtegrade hochgeschaukelt und von sanften Streichern und Piano-Parts abgebaut wird. Thementragend sind vor allem die Stücke Little Boy und Fat Man (beides Codenamen der betreffenden Atombomben) sowie das gänsehauterregende Bitterness Centrifuge, die diese unheimliche Klangästhetik besonders inne halten und Atomic zum aufregendsten und spannendsten Sounderlebnis des Jahres machen.
2. Russian Circles – Guidance
Adäquat zur globalen Endzeitstimmung darf sich auch der sechste Longplayer des Chicagoer Trios in die diesjährige Post-Metal-Anthologie einreihen. Nach dem eher sperrigen und unterkühlten Memorial aus 2013 und der allgemeinen Tendenz zu technischen Übersteuerungen, war die Vorfreude ob eines neuen Russian Circles-Albums etwas gehemmt. Verzetteln sich die Jungs früher oder später in ihrer eigenen Genialität? Guidance ist zu unsrer aller Freude fern von jeglicher nebulösen Frickelei. Das besänftigende Asa präludiert mit filigraner Beckentechnik und ruhigem Gitarrenzupfen, bevor das Drum-Monster Dave Turncrantz zum archaischen Paukenschlag ausholt und ein mit stampfenden Hufen und tollwutschäumenden Riffs gespicktes Album ausgespien wird. Guidance profitiert von den technischen Fortschritten seiner schaffenden Musiker und der sauberen Produktion von Converge-Guru Kurt Ballou, und doch klingt das Werk komprimierter und zusammengehöriger, ganz ohne instrumentaler Hervorhebungen und übertriebener Effekthascherei. Besonders eindruckschindend sind die drei Schlusslichter – das verträumte, melodiöse Overboard, das groovig nach vorne preschende/aggressiv-hämmernde Calla und das fast schon dronige Lisboa – eine Dreifaltigkeit, die einem spätabends sogar weinend in den Schlaf wiegen kann. Dank Guidance bleiben Russian Circles auch nach vielen Jahren die beste Band ihres Genres und weiterhin meine persönlichen Heroen.
3. Cough – Still They Pray
Ein solches Jahr schließt man am besten mit lebensverneinender Kakophonie ab. Die Welteruntergangsthematik schlängelt sich ohnehin schon artig durch die Top5, da kann man die schwer unterbewerteten Cough aus Virginia auch gleich innerhalb der Top3 platzieren. Wieso? Weil vielen die überpräsente Retro-Blues-Kacke und kindlich-naive Hippie-Langeweile gehörig auf den Sack gehen, und man lieber auf Antiästhetik und unbeschönigte Realität zurückgreift um die von globalen und persönlichen Eindrücken zerfurchte Seele zu entlasten. Wie dem auch sei, Still They Pray besticht durch sludgigen Doom, der Sound ist träge und bleischwer – stellenweise wie Sleep’s Dopesmoker – und von gequälten Vocals durchzogen, die über Desillusionierung, Unterwürfigkeit, Besessenheit und die darausgeschlossene Hoffnungslosigkeit klagen. Trotz aller Härte findet sich in der Mitte ein grooviger Abtrieb und eine zerbrechliche Melodik, die dank der Mixtur aus Reingesang und wehmütigem Gekreische nicht von Weinerlichkeit zeugt. Die Symbiose von trabendem Bass und schweren Gitarren in Stücken wie dem fuzzigen Masters of Torture, dem melancholischen Let it Bleed und dem von einer besoffenen Orgel geleiteten The Winding Hours forciert ein elegisches Mantra, das so manchen Rezipienten vielleicht sogar in den Wahnsinn treiben könnte.
4. Mantar – Ode To The Flame
2014 waren sie DIE Entdeckung – und Death by Burning ist nach wie vor eines der herausragendsten Debütalben der letzten Jahre und klingt selbst nach wiederholtem Durchlauf immer noch so ekelhaft diabolisch, sodass seine wirre Mischung aus Sludge, Black und Crust durch Mark und Bein geht. Nachdem bis zum Erbrechen getourt wurde, haben die beiden Berserker Hanno und Erinc den blutigen Pfad mit Ode to the Flame fortgesetzt.
Es wird weiterhin nach Sodom und Gomorrha gegeifert, Blut und Galle gespien und mit Era Borealis ward der wahrscheinlich schönste Sing-Along des Jahres abgeliefert. „Death über alles“ – die Parole der Desperaten. Dass die musikalische Offenbarung Mantars einem Knochenjob gleicht, ist nicht nur hör- sondern auch spürbar. Basstrommel und Schellen sind akzentuierter, Hannos rupturgefährdete Stimmbänder noch beanspruchter – Hut ab vor solcher Körperverstümmelung um musikalische Höchstleistungen zu vollziehen. Das Duo hat genau dort angeknüpft, wo ihr Erstling aufgehört hat: grausam-gutturaler Death-Sludge mit schwerer Rhythmik und wumstigem Groove, dessen Klanglandschaft sich durch alle möglichen Hörerschichten beißt. Die Mäander des fiesen Mantar-Algorithmus war somit auch 2016 ununterbrochen.
5. Oranssi Pazuzu – Värähtelijä
In nur knapp 10 Jahren Bandgeschichte preschte die Fünferkombo unaufhaltsam aus der finnischen Tundra hervor, um mittlerweile vier Space-Black Metal-würgende Alben ins verlockende Hochdruckgebiet zu bugsieren. Ihr morbider Horror-Psychedelic war bis vor ein paar Jahren nur wenigen Ohren bestimmt, mit dem 2013 erschienenen Album Valonielu (das Biest ist tatsächlich zahm geworden) wurden sie schließlich einer größeren Hörerschaft bekannt. Im Vergleich zu ihrem 2011er-Extreme-Output Kosmonument ist das unaussprechliche Värähtelijä weniger im Black Metal verfangen, die psychedelischen Grenzgänge wurden demnach intensiviert. Was für eine geile Scheiße! Värähtelijä ist reiner Mindfuck, sowohl für Gimmick-Freaks, als auch für lobotomierte Stonerheads. Die schwingende Progression des sanft einsteigenden, orientalischen Saturaatio birgt mit seinen filigranen Gitarren eine wahrliche Wohltuung, die Bassline bildet eine angenehme Konstante, zu der man sich trotz entrücktem Schreigesang entspannt zurücklehnen kann. Dumpfe Schlagzeugbeats, dezente Synthesizer und Tempowechsel gepaart mit abwechselnd Predigergesang/Geschrei von Sänger Jun-His rollen einen gewaltigen Klangteppich aus, der von der ersten bis zur letzten Minute des Albums reicht. All diese kohärenten Stilmittel sind prägend für den innovativen Sound der Finnen, die hier nicht nur ein bedrohlich gutes Space-Rock-Album kredenzen sondern auch das aufregendste Werk ihrer Diskographie geschaffen haben.
Other highlights 2016
- Mos Generator – Abyssinia
- Band Of Horses – Why Are You OK
- Fatso Jetson – Idle Hands
- Ahkmed – The Inland Sea
- Alcest – Kodama
- Suma – The Order Of Things
- Phantom Winter – Sundown Pleasures