The Midnight Ghost Train – Cold Was The Ground
Dark was the night, Cold was the ground – Blind Willie Johnson
Cold Was The Ground
The Midnight Ghost Train
Die Energie, die frei wird, wenn sich persönliche Tragödien ereignen, ist immens. Es gibt Menschen, die unter dem enormen Druck solcher Ereignisse entgleisen und es gibt Menschen wie Steve Moss, die es schaffen diese Energie in die richtigen Bahnen zu leiten. Als 2007 Steves bester Freund John Goff stirbt, steht er genau an dieser Kreuzung. Wut und Trauer lassen ihn nicht los, aber er beschließt, dass etwas getan werden muss. John soll nicht in Vergessenheit geraten und so widmet er ihm ein musikalisches Monument. Dieses Monument heißt The Midnight Ghost Train.
Wieviel Dampf hinter diesem Antrieb steckt, zeigen sie nach sieben Jahren unerlässlichem Touren auch wieder auf ihrem dritten Studio Album Cold Was The Ground. Nach dem hochgelobten Vorgänger Buffalo von 2012 ist die Frage, ob die Weichen neu gestellt wurden oder schon das Abstellgleis ruft.
Die Platte ist eingelegt und der Zug kommt langsam unter lärmenden Gitarren ins Rollen, dann prescht das erste Riff los und es wird klar, wohin die Fahrt geht. Cold Was The Ground nimmt den Zuhörer mit durch ein raues Sludge-Riffmassiv mit bluesigen Tälern und sumpfigen Lyrics, stets getrieben von einer energiegeladenen Maschine aus groovigen Tom-Rhythmen und schmierenden Basslicks. Der erste Song Gladstone vereint all diese Elemente. Fuzzige Blueslicks werden von dröhnenden Sludge-Riffs abgelöst. Dann kommt Steve Moss zu Wort – keine Sorge, der Mann hat keinen Kehlkopfkrebs im Endstadium – Whiskey und Tabakwaren haben diese Stimme geformt, die seit jeher ein Markenzeichen für seine Band ist. Besonders charakteristisch ist diese bei Songs wie Arvonia oder The Canfield, in denen Drummer Brandon Burghart und Basser Mike Boyne die harschen Vocals mit wuchtigen Grooves umschmeicheln und dem rostigen Reibeisen den nötigen Platz geben, um den Zuhörer vollständig in ihr düsteres Blues Delta zu verfrachten.
Die erste Hälfte der Fahrt hinter sich, ist schon klar, dass Buffalo überholt wurde. Die Songs sind stärker, die Arrangements interessanter und die Mischung runder. Einige Hörer mögen sich vielleicht beim ersten Durchgang unter der dichten Soundwalze verlieren, sollten aber nicht gleich aus dem Zug springen. Das Album hat mehr Tiefe, als das erste Hören vermuten lässt. So reißt einen der melodische Chorus von No. 227 wieder raus und mit und das zerbrechliche Wiegenlied The Little Sparrow im Spoken-Word Stil gibt intime Einblicke in Steves Leben, bevor dann Twin Souls und Mantis abermals den Nacken brechen.
Die Genres, die The Midnight Ghost Train innerhalb der knapp 40 Minuten auffächert, sind bleischwer verschmolzen. Ohne ihren roten Faden zu verlieren bewegen sie sich durch psychedelisch wabernden Wüstenrock, unheiligen Gospel sowie doomigen Hardrock und kehren dabei immer wieder mit wehender Südstaatenflagge in den Sludge zurück.
Die Produktion ist dabei so tief, rau und ehrlich, wie man sie nur in einer Liveaufnahme findet, eine versoffene Jam Session, authentisch, lebendig und dynamisch. Insofern versteht sich das Album auch nur als Vorbereitung auf die mehr als intensiven Liveshows, bei denen bewundert werden kann wie sehr das bärtige Trio aus Kansas für den Blues, die Livemusik und John Goff lebt.
1. Along The Chasm
2. Gladstone
3. BC Trucker
4. Arvonia
5. One Last Shelter
6. The Canfield
7. Straight To The North
8. No. 227
9. The Little Sparrow
10. Twin Souls
11. Mantis
Laufzeit: 40 min
Anspieltipps: Gladstone, Arvonia, No. 227
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