Archive for Oktober, 2013

Monkey3 – The 5th Sun

Monkey3 - The 5th Sun

Sonnenanbetende Affen

The 5th Sun

Monkey3

Wenn man über das neue Album einer seiner Lieblingsbands schreiben muss, steckt man zwangsläufig in einer gewissen Zwickmühle. Einerseits soll man seine eigene Meinung wiedergeben, aber gleichzeitig objektiv bleiben. Beim neusten Streich der vier Schweizer wiegt dieser Aspekt aber weniger schwer, denn auch objektiv betrachtet muss man zugeben, es ist ihr bisher bestes Album! Die sechs Songs bieten eine unglaubliche Vielschichtigkeit und Variationen in Sachen Rhythmus, Tempo, Lautstärke und Stimmung. Alle positiven Eigenschaften ihrer bisherigen Aufnahmen wurden in diese knapp 50 Minuten komprimiert und überzeugen vom ersten bis zum letzten Ton! Während Walter an den Drums und Picasso am Bass ein unerschütterliches Rhythmusfundament bilden, liefern sich die Gitarrenläufe von Boris und die schwebenden Keyboardsounds von dB gegenseitig eine Steilvorlage nach der nächsten.

Monkey3 leben schon seit ihren ersten Aufnahmen von der perfekten Symbiose aller Beteiligten. Das Schlagzeugspiel ruft bei mir einmal mehr Erinnerungen an meine beiden Lieblinge Bonham und Ward hervor. Der kräftige Bass steht wie ein Fels in der Brandung und bietet gleichzeitig die Basis für wunderschöne Melodielinien, wie ich sie in letzter Zeit selten gehört habe. Boris scheint mit seiner PRS zeitweise zu verschmelzen und brennt ein Solo-Feuerwerk ab, das seines gleichen sucht. Die spacigen Keyboardsounds untermalen das Geschehen mit einer wahnsinnig dichten Atmosphäre und ziehen den Zuhörer wie magisch in den Bann! Die Band war noch nie besser als bei diesem Album. Der Facettenreichtum reicht von melancholisch ruhig beim letzten Song Circles über das kräftig treibende Once We Were…, mit seinem herrlich langgezogenem Outro, bis hin zum rhythmischen zerklüfteten Birth of Venus. Beim Hören von Suns könnte man sich eine voll vertonte Sonneneruption vorstellen und Pintao überrascht mit seinem Industrial-lastigen Einstieg bis es sich zum Schlagabtausch zwischen Keyboard und Gitarre in traumhafte Soli hineinsteigert.

Das absolute Highlight der Platte stellt aber das 15 minütige Icarus dar. Die Geschichte des jungen Griechen, der auszog mit seinem Vater Dädalus zur Sonne zu fliegen ist einer der besten musikalischen Konzepttitel die ich bisher gehört hab. Man kann die komplette Handlung anhand der Dramaturgie des Songs nachvollziehen. Beginnend beim ruhigen Intro als er seine Flügel aus Wachs und Federn im stillen Kämmerlein zusammenbaut. Dann der beginnende Flug der vom kräftigen Schlagzeug eingeleitet wird und sich durch Variationen einer herrlichen Gitarrenmelodie immer weiter steigert. Das Versagen der Konstruktion durch das schmelzende Wachs nahe der Sonne ist der wohl dramatischste Teil und wirkt durch sehr leise, wabernde Soundelemente bedrückend. Die flüsternde Stimme von Ikarus ist zu hören: “Dädalus, should I stop? Should I stop flying? I’m afraid!” … “My wings are gone, I can feel it, did I reach the Sun? I’m falling! I’m falling down“. Was in der Geschichte mit dem Absturz von Ikarus endet, wird im Lied aber weiter fortgeführt und die packenden Melodien vom Flug werden wieder aufgenommen. So als wäre es nicht das Ende, sondern eher eine Art Wiedergeburt, vielleicht auch nur die Freude überhaupt so weit gekommen zu sein und für etwas gekämpft zu haben! Dieser erste Titel des Albums lässt mich auch nach dem zehnten mal Hören mit einer Gänsehaut zurück, trotz der traurigen Geschichte wird ein Gefühl von Hoffnung und Erfolg vermittelt, das man nur nachvollziehen kann wenn man es selbst gehört hat. Ohne zu übertreiben einer der besten Titel der jüngeren Musikgeschichte und für mich das beste Album dieses Jahres bis jetzt!

Alle die jetzt neugierig auf das neue Album geworden sind, die Band vielleicht noch gar nicht gekannt haben oder einfach nur auf kraftvollen, psychedelischen Stoner irgendwo zwischen Pink Floyd und Black Sabbath stehen, The 5th Sun gibts ab dem 25.10. bei Napalm Records zu kaufen. Und wer die vier Affenköpfe mal live auf sich wirken lassen will, findet die Tourdaten auf der Monkey3 Homepage und bei uns.

1. Icarus (14:58)
2. Suns (8:40)
3. Birth Of Venus (5:24)
4. Pintao (4:43)
5. Once We Were… (9:01)
6. Circles (6:59)

Laufzeit: 49:45 min

Anspieltipps: Icarus, Pintao, Once We Were…
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Monster Magnet – Last Patrol

Monster Magnet - Last Patrol

Now close your eyes, and pay no mind to the circles round your head.

Last Patrol

Monster Magnet

Nachdem ich Monster Magnet Ende letzten Jahres eine Woche lang live begleiten durfte, wobei ich Zeuge eines stark motivierten und gut gelaunten Wyndorf wurde, stieg die Hoffnung auf ein gutes zehntes Album rasch an. Das alte Spine of God Material aufleben zu lassen, war dazu nicht nur von Seiten der Promo eine gute Idee. Es hat offensichtlich an einer alten Lust gerissen. Last Patrol steckt daher voller stimmlicher Leidenschaft, bewusster Tradition, gewohnter Eingängigkeit, mächtigen Gitarren und ganz viel Spacelord; und damit meine ich Dave und nicht den Song-Klassiker.

Denn Mitgröhl-Stimmung kommt selten auf, vielmehr überzeugen die Midtempo-Passagen wie sie in I Live Behind the Clouds oder Paradise zu finden sind. Sie zählen zu den stärksten Momenten auf Last Patrol. Während dabei im Hintergrund oft nur reduzierte Gitarren oder Klavier zu hören sind, durchbricht Wyndorfs Stimme stolz den vor Spannung geladenen Klangraum. Die etwas schnelleren Songs punkten dagegen mit einprägsamen, auf Dauer etwas repetitiven Riffs oder Drumrolls. Der Titeltrack (knapp 10 Minuten, wohl gemerkt) zum Beispiel ruht sich darauf jedoch nicht aus, sondern endet in einer wirren und erschlagenden Gitarrenwelt, wie sie mutige Weltraumtänzer lieben.

Hallelujah erinnert an ein etwas sauber gefegtes Jon Spencer Blues Explosion Stück, bevor es sich im etwas zu simplen Refrain verliert. Dieses und End of Time gehören für mich eher zu den schwächeren Teilen des Albums. Wobei, das Ende von End of Time schon wieder fast zu einem der Höhepunkte mutiert. Als ein gar nicht so großer Soli-Fan kann ich hier behaupten, das Riotgods Garret Sweeny und Phil dazu tolle Arbeit beitragen und Ed Mundells Ausstieg jetzt nicht nur live sondern auch auf Platte etwas verkraftbarer macht. Abgesehen von diesem Ausflug hin zu verworrener Laut-Musik und ein paar wenigen mehr, ist die Platte eher einfach zu konsumieren. Die vor Veröffentlichung von Wyndorf propagierten Schlagworte “Psychedelic”, “Garage” und “60s” können wir jedoch ohne Bedenken trotzdem unterstreichen. Das alles war schon da, aber schon lange nicht mehr so gut. Insgesamt kann man eine Fusion aller Kern-Stile der Monster Magnet Diskografie erkennen, ob Dopes, Monolithic, Spine oder Powertrip, irgendwo findet man sie alle. Das ist nie bahnbrechend, aber immer fett, stilvoll und ehrlich.

Songs wie Mindless Ones, The Duke oder I Live Behind the Clouds sind genau das: ehrlich. Sie klingen echt. Und nach Arbeit. Arbeit, die Spaß gemacht hat. Anders als etwa bei 4-Way-Diablo werden wir hiervon sicher einige Songs auch live hören dürfen. Mit einem komplett cleanen und kraftvoll klingenden Spacelord und einer neuen Spitze an der Gitarre kann man von einem kleinen Neustart sprechen, der sich schon in der Spine-of-God-Tour und mit Mastermind angebahnt hatte.

Es fehlt sicherlich ein “Hit”, aber brauchen wir den wirklich? Nope. Monster Magnet sind also zurück, mit ihrem besten einheitlichen Album der letzten Dekade. Endlich wieder ein vertonter Comic, den man sich guten Gewissens neben die anderen Nerd-Scheiben stellen kann.

1. I Live Behind the Clouds (4:32)
2. Last Patrol (9:37)
3. Three Kingfishers (4:41)
4. Paradise (4:38)
5. Hallelujah (4:19)
6. Mindless Ones (5:39)
7. The Duke (of Supernature) (5:07)
8. End of Time (7:57)
9. Stay Tuned (6:00)

Laufzeit: 53 min

Verwandtes: Voting: Bestes Monster Magnet Album

Anspieltipps: I Live Behind The Clouds, Last Patrol, Mindless Ones
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Earthless – From The Ages

FromTheAges_CoverRückkehr nach sechs Jahren

From The Ages

Earthless

Sechs Jahre seit dem letzten Studioalbum? Wirklich? So lange waren die Mitglieder von Earthless mit anderen Dingen beschäftigt und ließen ihr Instrumental-Monster ruhen. Dabei hatte die Band mit dem zweiten Album Rhythms from a Cosmic Sky und dem Live At Roadburn-album gerade so richtig Fahrt aufgenommen und schien kurz davor zu stehen, aus der Underground-Nische auszubrechen. Aber Gitarrist Isaiah Mitchell spielte und tourte mit Howlin Rain und Golden Void, Schlagzeuger Mario Rubalcaba mit Off! und Rocket From The Crypt. Bassist Mike Eginton kümmerte sich derweil um seinen Plattenladen in San Diego.

Aber sie kamen irgendwie doch wieder zusammen, spielten live und nahmen in wenigen Tage From The Ages auf – vier Songs, die insgesamt 65 Minuten Spielzeit ausmachen. Kaum eine Überraschung, schließlich ist Earthless dafür bekannt, sich einfach treiben zulassen und lange Instrumental-Jams zu spielen. So auch auf dem neuen Album. Allerdings muß man im Vergleich zu den beiden vorherigen Studioalben sagen, dass auf From The Ages etwas ausgefeiltere Song-Strukturen zu erkennen sind. Die Betonung liegt dabei allerdings auf etwas.

Besonders die ersten beiden Songs, Violence Of The Red Sea und Uluru Rock, wirken trotz Spielzeiten von je gut 14 Minuten fast wie Songs, nicht gerade mit ausgefeilten, eingängigen Melodien, aber guten Spannungsbögen. Beide fangen noch recht verhalten an, doch die drei Musiker treiben sich im Lauf der Songs zu immer wilderen Passagen an. Im Vordergrund steht Gitarrist Mitchell, der ein furioses Solo nach dem anderen aus dem Hut zaubert. Doch es wäre vermessen, Rubalcaba und Eginton als Backingband abzutun. Nein, Earthless ist vor allem eine Einheit, bei der das brillante Zusammenspiel der Musiker das herausragende Ergebnis ist.

Equus October ist mit sechs Minuten Länge kaum mehr als eine Atempause bevor das Titelstück fast die komplette zweite Hälfte des Albums einnimmt. Hier spielen sich die Musiker in altgewohnter Manier durch mehr oder weniger zusammenhängende Teile, Riffs und Soli. Der spontane Jam-Charakter der Band wird dabei am deutlichsten. Einige Passagen sind brillant, doch die etwas strukturierteren Songs funktionieren besser – aber das ist nur ein kleinerer Kritikpunkt. Insgesamt ist Earthless mit From The Ages das bislang wohl beste Studioalbum gelungen.

  • 1. Violence Of The Red Sea 14:46
  • 2. Uluru Rock 14:08
  • 3. Equus October 5:43
  • 4. From The Ages 30:56

Laufzeit: 65:31 min

Anspieltipps: Violence Of The Red Sea, Uluru Rock

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