Archive for September, 2012

Void Fest 2012

Freitag

Freitag den 03.08.2012. Heute beginnt das Voidfest. Voidfest? Noch nie gehört! Stimmt, denn das vom Void e.V. aufgezogene Festival geht erst in seine zweite Runde und ist deshalb (noch) ein Geheimtipp. Die Besetzung dagegen klingt so, als wäre man schon Jahrelang dabei. Mit Kadavar, Rotor, Naam und The Grand Astoria klingt die Liste sagenhaft. Dazu Geheimtipps wie Iguana oder Been Obscene, abgerundet von den interesseweckenden Obelyskkh und regional ansässigen Bands.
Grund genug mal eben 350 Kilometer (bzw. 100 für Kev) ins Nirgendwo von Deutschland zu fahren. Stamsried nennt sich der Ort, irgendwo zwischen Regensburg und Tschechien, abgelegen von gut und böse. Denkt sich auch mein Navi, welches einen Kilometer vor dem Ziel seinen weiteren Dienst verweigert. Trotz allem ist das Festivalgelände nicht zu verfehlen. Wo sind wir denn hier gelandet? In der Grünen Idylle Bayerns! Es riecht nach Kuhscheisse, der Ausblick ist gigantisch. Hier lässt es sich 2 Tage aushalten!
– Flo –

Jaja…Navi! Was soll ich sagen mit meiner Google-Karte? Jedenfalls nach einigen Abstechern dann doch das Gelände gefunden. Die starke Hanglage brachte meine Hand-Augen-Koordination erstmal etwas durcheinander, aber nach dem ersten Bier legte sich das schnell. Für solch ein kleines Festival gabs dem ersten Anschein nach nix zu meckern: Ausreichend große Bühne, gute Verpflegung mit viel Auswahl für kleines Geld und ein vielversprechendes Line-Up…na dann mal rein ins Getümmel…
– Kev –

Dirt Deflector

Na gut, Getümmel war übertrieben, noch war es recht ruhig vor der Bühne. Das Duo Dirt Deflector aus Linz hatte die Ehre, das diesjährige Void Fest zu eröffnen. Vor spärlich gesäten Zuschauern im Sonnenschein kurz nach dem Unwetter sicherlich keine leichte Aufgabe. Geschätze 30 Mannen verfolgten aufmerksam das Konzert, schade eigentlich, denn der energetische Stonerrock der beiden hatte das gewisse etwas. Vom brachialen Gitarrensound her erinnerte die Band leicht an Goatsnake. Punktgenaue Breaks an unmöglichen Stellen und vertrackte Rhythmen untermauerten das musikalische können der beiden. Nachdem wir uns nach vorne an den Bühnenrand bewegten, folgten auch gleich die meisten anderen, es schien also den anwesenden zu gefallen. Mit nickenden Köpfen und zustimmendem Applaus wurde die erste Band des Festivals dann verabschiedet.
– Kev –

Iguana

Weiter gings mit den Chemnitzern Iguana. Ihre Mischung aus wildem 90er Grunge und modernem Stonerrock lockte schon mehr Leute vor die Bühne. Eingängige Songs mit schönen Melodien brachten die Zuschauer auch endlich mal zur Bewegung der Gliedmaßen. Auf jeden Fall eine sympathische Band mit guten Songs, teils eingängig, teils verspielt. Iguana wussten auf jeden Fall gute Laune und Stimmung zu verbreiten.
– Kev –

Kadavar

Kadavar zum vierten dieses Jahr. Hab ich mich satt gehört? Nein! Haben die Jungs noch Bock? Oh ja! Diese Band ist das Phänomen des Jahres. Überall zu sehen, überall das gleiche und doch immer wieder hammerhart. Während ich die Platte nur als Stück für zwischendurch betrachte, so sehr faszinieren mich die selben Songs live. Ein Brett nach dem anderen, Spielfreude hoch 10. Kadavar ist eine Liveband, zumindest bisher. Vor der kleinen Bühne ist mittlerweile die Dunkelheit eingekehrt und mit ihr sinken die Hemmungen. Pogo zu Kadavar? Naja gut, warum auch nicht. Es passt erstaunlich gut. Band und Publikum bilden eine mächtige Einheit und treiben durch die Nacht. – Flo –

Für mich wars zwar “erst” das dritte mal dieses Jahr, das ich Kadavar bestaunen durfte, aber mir gehts da ähnlich wie Flo. Immer wieder nimmt mich diese Band mit auf eine Reise durch erlesene Rockmusik-Sphären, immer von Spielfreude und unerschöpflicher Energie vorangetrieben. Ihren guten Ruf und den schnellen Aufstieg haben sich die Senkrechtstarter diesen Jahres auf jeden Fall mehr als verdient!
– Kev –

Naam

Na endlich. Wieder eine Band mehr, die auf der großen „Must see Liste“ abgehakt werden kann. Wenn man eine Band dieses Jahr nicht überall sehen konnte, dann waren es Naam. Der Headliner besticht also schon einmal allein durch seine Exklusivität. Auch musikalisch geht es ordentlich vorran. Die sonst so ruhig und entspannt wirkenden Amerikaner treten aufs Pedal und lullen das Publikum mit harten Psychoriffs nur so ein, welches aufgrund des Konsumpegels zu der späten Uhrzeit mehr oder minder entspannt mitkreist.
– Flo –

Naja, also mehr oder minder entspannt mitkreisen sieht für mich anders aus, zumindest gegen Ende des Gigs werden die Zuschauer von Naam noch einmal voll gefordert. Es war eine der schönsten Szenen des Festivals, als Drain You von Nirvana angestimmt wurde und die ganze Meute mitging und in wildes pogen verfiel! Auch der Song Starchild, zu dem erst vor kurzem das geniale erste Musikvideo der Band veröffentlicht wurde, kam besonders gut an. Ich hatte ja den Luxus, alles ganz bequem vom Tätowierstuhl zu beobachten, weil ich mir während des Gigs noch ein Andenken ans Void Fest gönnte (Danke nochmal an die Chaos Crew München). Auf jeden Fall wars ein Spitzenkonzert, das ich mir unter anderen Umständen sicher auch von der Nähe aus angeschaut hätte.
– Kev –

Samstag

Flo & Nick

Während man entspannt zusieht wie sich der begleitende Forenmember vom anwesenden Tätowierer Kyuss verewigen lässt, ist man mit einem Ohr auf der Bühne dabei. Irgendjemand ruft zu mir rüber: „Das klingt wie die Musik aus Die Sims!“
Recht hat er! Irgendwie so nichtssagend, einfach nur da. Für Filme, Spiele und deren Abspanne sicherlich bestens gemacht, aber nichts, was die Welt bewegen wird. Immerhin, auch solche Bands muss es geben und auch solche Bands haben Erfolg, wenn ich da mal so an Celldweller denke. Trotzdem zu wenig für unser sonst so verwöhntes Gehör. Aber ich will nicht all zu hart mit Kritik sein, immerhin reden wir hier von einer Lokalband und verdammt jungen Jungs, die sicherlich noch ihren Stil finden werden.
– Flo –

Black Vision


Das Quintett Black Vision schraubt den Härtegrad am Samstag gleich zu Beginn ordentlich in die Höhe. Fette Riffs und Grooves, gepaart mit Vocals die auch gerne mal ins Shouting gehen. Der Stil der Band erinnert an den guten alten Sumpfsound aus New Orleans und schüttelt den Kater vom Vortag ordentlich aus den Köpfen der Zuschauer. Stellenweise zeigen sie sich auch von ihrer ruhigen Seite, was aber auch gut rüberkommt. Die verspielten Melodien ergänzen die druckvollen Stücke hervorragend. Ein vielversprechender Opener für den zweiten Tag des Void Fests.
– Kev –

The Grand Astoria

Die unermüdlichen The Grand Astoria scheinen vom touren nie genug zu bekommen. Kurz nach ihrer riesigen Europatournee hielten sie es keine 3 Wochen zuhause aus und wollten wieder auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Das kan man ihnen auch nicht verübeln, sind sie doch eine der besten Livebands die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Ihre Musik mit Einflüssen aus so ziemlich allen Genres der Rockmusik mag zwar für manch einen schwer zugänglich sein, aber wer sich auch nur etwas mit der Band befasst wird jeden einzelnen Song in sein Herz schliessen. Auch dieses mal beim Void Fest gibts es allerlei verschiedenes: Von viertelstündigen Psychedelic Passagen über Punk-Riffs und zweistimmigen Gitarrensoli der besten Metal-Schule. Teils gehen die Songs direkt in die Zuschauer über, manchmal braucht es auch eine Weile. Aber dieser Auftritt dürfte für alle den Status dieser Band untermauert haben. Nämlich eine der am härtesten arbeitenden Gruppen im derzeitigen Musikzirkus zu sein und dazu noch eine verdammt gute! Hut ab vor dieser Leistung, vorallem bei den ganzen Gigs die sie dieses Jahr schon absolviert haben und trotz all der Widrigkeiten mit Arbeitsvisums und dergleichen. Burn-Out-Syndrom sieht anders aus!
– Kev –

Been Obscene

Auch Been Obscene hat man dieses Jahr noch nicht gesehen. Meine offizielle „Lieblingsband zum Duschen“ haut mächtig in die Saiten und baut diesen sehr angenehmen und eingängigen Flair ihrer Alben auch auf der Bühne auf. Sowohl die Band, als auch ihre Musik ist einfach nur sympathisch und geht sehr gut ins Gehör. Auch ein Song wie Demons schafft es so, selbst am helllichten Nachmittag, absolute Gänsehaut zu erzeugen. Ein Auftritt ohne Fehl und Tadel.
– Flo –

Mich haben sie auch bei meinem zweiten Gig nicht ganz aus den Socken gehauen, obwohl ich die Songs auf Platte mag. Aber aller guten Dinge sind drei!
– Kev –

RotoR

Genau 2 Wochen nach dem Stoned heißt es erneut Rotor. Eigentlich braucht man über das Trio keine Worte mehr verlieren. Es war perfekt, es ist perfekt und es wird wohl auch immer so bleiben. Rotor ist für jede Veranstaltung eine riesige Bereicherung, die keinen Gast ruhig stehen lässt und jedes Eintrittsgeld vergessen lässt. Die spontan vor dem Gig zusammengestellte Setlist lässt absolut keine Wünsche offen. Awesome.
– Flo –

Da kann ich mich nur anschliessen! Immer wieder gern, immer wieder spitze! Bin noch nie von nem RotoR Gig enttäuscht worden und spätestens bei Drehmoment oder Auf’s Maul? gehts bei mir voll ab!
– Kev –

Fazit

Ein wunderschönes Wochenende geht zu Ende. Mittlerweile verstehen wir bayrisch besser als deutsch, sind vollgefuttert vom überragend guten Vegiefutter, haben das gut gepreiste Bier (trotz 2€ Pfand) genossen und wie immer viele coole Leute, wie auch Bands kennengelernt. Die Musik war vom feinsten (darum gings ja mal oder?) und den vielen vielen fleißigen ehrenamtlichen Helfern kann man nur DANKE sagen und wünschen, dass sich ihre Arbeit so gelohnt hat, dass man dieses Fest nächstes Jahr wiederholen darf. Kritik ist eigentlich keine da. Einzig und allein die vielen Fliegen waren Nerv tötend, aber dafür kann ja keiner was. Evtl. wäre ein kleiner Duschcontainer für die Ladies, oder die, die es noch werden wollen, noch lobenswert gewesen. Ich denke aber, dass jeder den finanziellen und körperlichen Aufwand sehen konnte und verstanden hat, warum man hier und da Einsparungen treffen muss.
– Flo –

Da kann ich mich wieder nur anschliessen! Mit viel Hingabe und einem Haufen Arbeit wurde da ein grandioses Festival veranstaltet! Natürlich konnten wir nicht alle Bands sehen, so tuts uns für Dead Beat Boogies, Obelyskkh und Wassermanns Fiebertraum sehr leid, das wir die Gigs nur zum Teil bzw. gar nicht gesehen haben und somit nichts vernünftiges schreiben konnten. Schade war auch, dass man vor der Bühne immer nur relativ wenig Leute, ausser bei den Headlinern, gesehen hat. Aber die ganze Stimmung, das hammergeile Line-Up und die familiäre Atmosphäre waren unbeschreiblich. Auch die ewige Erinnerung an meinem Arm ist mit vielen tollen Erlebnissen verbunden – Partytime!!! Vielen Dank nochmal an die Veranstalter und an jede helfende Hand! Interviews mit Kadavar und The Grand Astoria werden bei Gelegenheit auch noch nachgereicht!
– Kev –

Hut ab, besser konnte es mit diesen Mitteln einfach nicht werden. Wir sagen dann mal:

Danke und bis nächstes Jahr

Flow & Kev
Stonerrock.eu

Review: Colour Haze – She Said (ENG & GER)

Colour Haze - She Said

Schwere Geburt: She Said.

She Said

Colour Haze

Lange mussten wir warten. Vier Jahre. So lange wie noch nie in der Geschichte von Colour Haze. Immer wieder kam es zu Problemen bei der Fertigstellung der neuen Scheibe. Die hier aufzuführen würde jeglichen Rahmen sprengen. Was zählt ist aber nicht die Zeit die wir warten mussten, sondern die, zu der wir der Musik lauschen dürfen.

Betrachtet man allein die enorme Spielzeit, scheint sich das Warten schon gelohnt zu haben. 80 Minuten noch nie gehörtes Material. Ein Werk, bei dem man gar nicht weiß, wo man anfangen und schon gar nicht mit welchen Worten man es umschreiben soll. Okay, Transformation haben wir wohl alle schon dutzende Male konsumiert und mittlerweile als Klassiker ins Herz geschlossen.

Eine ähnlich lange Laufzeit (fast 20 Minuten), hat auch das Titelstück, das gleichzeitig als Opener dient. She Said beginnt ruhig. Sehr ruhig. Langsam finden sich Summen und Gitarrenspiel von Stefan und Philipps Bass, mit einem Klavier und Manfreds sporadischen Schlägen zusammen. Als würde man sich nach jahrelanger Pause wieder treffen. Die angestaute Energie scheint sich jetzt Stoß weise zu entladen. Mit dem Beginn von Stefans Gesang erstrahlt zwangsläufig ein Lächeln auf unseren Gesichtern. Wenn dann auch noch in gewohnter Colour Haze-Manier der Song vor Energie völlig allein vorangetrieben zu werden scheint, vergisst man nicht nur die Musiker hinter den Instrumenten, sondern auch, dass es sich hierbei gerade mal um den ersten Song der Platte handelt. Allein hierfür sind schon mehrere Hördurchläufe nötig, um den Song in allen Facetten auf nehmen zu können.

Es wimmelt im ganzen Album nämlich nur so vor zusätzlichen Instrumenten! Mehrere elektromechanische Klaviere, Synthesizer und klassischer Flügel finden wir in der Tastenabteilung. Congas und Glockenspiel in der Schlagabteilung. Hörner, Trompete und Posaune bei den Blasinstrumenten. Und neben den Backing-Vocals, dürfen auch die Streicher nicht vergessen werden. Wahnsinn.
So wird der melodische, Gitarren-lastige, von einer warmen natürlichen Schwere geschwängerte Sound, an fast jeder Ecke erweitert. Dadurch hätte She Said wie eine große Baustelle enden können, stattdessen atmet das Album wie ein wachsender, pulsierender Organismus, der sich in alle Richtungen entfalten will. Die Rhythmusabteilung wechselt dabei zwischen euphorischem Vorantreiben und gekonntem Zusammenhalten.

Die acht Songs werden nicht von direkten Pausen geteilt, sondern durch Geräuschaufnahmen zu einem großen Ganzen zusammengefügt. In die kürzere Fraktion fallen der zweiminütige Orgel-Rocker This und Slowdown, in dem Stefan weibliche Unterstützung am Gesang bekommt.

Manch einer mag die Essenz des Sounds von Colour Haze schon in den Vorgängeralben gefunden haben, denn obwohl es hier einiges an Experimenten zu finden gibt, entdecken wir keine wirklichen Sonderlinge, vielmehr erwarten den Hörer Variationen von dem, wohin sich der Sound der Münchener in den letzten paar Jahren entwickelt hat.

Songs wie Stand-In… und Rite, fallen dabei von der Instrumentenvielfalt weniger aus dem Rahmen, und erinnern viel eher an Tempel oder All und scheinen damit auch live ohne zusätzliche Musiker realisierbar zu sein.
Grace dagegen endet mit einer geradezu orchestralen Instrumentalisierung und verleiht dem Opus ein episches Finale. Nach einer bald zwanzigjährige Bandgeschichte, haben Colour Haze ein weiteres mal bewiesen, dass es immer noch weitergehen kann. Dass man nicht auf der Stelle treten muss. Dass sich warten lohnen kann.

Nur eines sollte einem klar sein: So viel Zeit, Aufwand und Liebe, wie in das Album gesteckt wurde, wird in gleichem Maße auch vom Hörer verlangt. Wer aufmerksam zuhört wird belohnt. Mit einem solchen Album im Plattenschrank scheint ein weiteres vier-jähriges Warten gar nicht so schlimm. Hoffen wir trotzdem, dass es nicht noch einmal so lange dauert.

LP 1:
1. She Said
2. This
3. Transformation

LP 2:
1. Breath
2. Slowdown
3. Stand In…
4. Rite
5. Grace

Laufzeit: ca. 82 min

Anspieltipps: Müsst ihr dieses mal selbst raus finden.

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Vibravoid – Gravity Zero

cover-bild

get ready to fly

Gravity Zero

Vibravoid

Wenn man sich Vibravoid’s Gravity Zero zu Gemüte führt, könnte man ja fast meinen ein Schaffenswerk der späten 60er Jahre in den Händen zu halten. Eine Zeit der aufstrebenden Pink Floyd, als Syd Barrett kurz vorm LSD-Selbstzerstörungstrip stand oder als die jungen Hawkwind revolutionierten.

Eigentlich haben Vibravoid aus Düsseldorf „nur“ 15 Jahre Bestehen auf dem Buckel, aber genug um ihr bereits sechstes Studioalbum aus der Krautkiste zu lassen. Denn so staubig, abgespaced und retrospektiv der Sound auch ist, so frisch und klischeelos klingt ihr authentischer Psychedelic-Space-Rock.
Mit Gravitation Zero stellen Vibravoid gleich einen Willkommenszaubertrank auf das Tablett, den man ohne zu zögern in sich hineinkippt. Wie der Name sowohl des Openers als auch des ganzen Albums vermuten lässt, bewegt sich der Hörer vom ersten Ton an schwerelos, verliert den Boden unter seinen Füßen und begibt sich auf Zeitreise in archaische Gefilde. Während das Schlagzeug von Frank Matenaar wie ein Mantra seine Endlosspirale zieht, legen Gitarrist und Sänger Christian Koch und Bassist Thomas Gahlen Schicht für Schicht ihrer Instrumente über den Klangkosmos und verfeinern diesen mit filigranen Wah-Wah-Effekten und stetig orientalischem Touch, dessen Hauch sich fortan durch das gesamte Album schlängelt. „beyond Time and Space“…

Christian Kochs sanfte, wohlige Stimme schmiegt sich angenehm an jedes einzelne Stück, wie auch beim flotten, kurzbündigeren No Silver Bird, das mit mehr Keyboard-Dominanz auftrumpft und sich als Cover der 60’s Band The Hooterville Trolley outet und ihnen Tribut zollt. Das Hirn ist spätestens bei diesem Track auf Stand-by und befindet sich fortan im Schwebemodus.
„When I touch you, you will burn my soul. When you touch me , you will lose control“ warnt Koch in Photosynthesis in Darkness. Doch dieses Risiko geht man natürlich gerne ein. Groovig, spacig geht die Fahrt weiter ins Weltall. Mittlerweile gleitet man selbständig und luftig durch Raum und Zeit, dümpelt traumtänzerisch in weit entfernte, farbenfrohe Sphären und genießt die Strömung der endlos scheinenden Musik.

Mit Synthesizern, Stylophon und indischen Instrumenten wie Sitar und Tablas, fängt die Band einen klanglich besonders glaubwürdigen Aspekt des Psychedelic Rock ein ohne in Kitsch abzudriften oder gar ihre Einflüsse und Inspirationen mit lächerlichen Coverversuchen durch den Kakao zu ziehen. Mit Hommagen an alte Meister ihres Fachs wie H.P. Lovecraft (The White Ship, das sich ruhig und langsam wie ein Drogenrausch dahinzieht und einem wie in Zeitlupe dahinrafft) oder Eddie Cochran (Shotgun Wedding) beweisen Vibravoid, dass sie allemal “Europas Nummer-Eins-Psychedelic- und Acid-Rock-Band” sind.

Elektronisch und tanzbar folgt der 1. Bonustrack La Vie en Düsseldorf, das stark an die Landsmänner von Kraftwerk erinnert, während der darauffolgende – Radiation Zero – der das Ende der Platte heraufbeschwört, noisig, verstörend und fast schon bedrohlich wirkt. Das 10-minütige Stück baut sich knapp bei der Hälfte auf, als sich der vibrierende Bass zu Kennen gibt und sich weiterhin am Nervenkostüm des Zuhörers vergeht, als die weiteren Instrumente schön langsam aber doch Gestalt und Struktur des Songs zurechtformen und Gravity Zero wunderbar psychotisch abrunden.

Wer schon als Kind mal den Wunsch pflegte, mit einem DeLorean in die Kraut-Epoche der 60er Jahre zu reisen, für den wird Gravity Zero ein rigoroses Trostpflaster sein. Vibravoid’s sechster Auswurf bietet eine angenehme Mixtur aus elektronischem Psychedelic, Space und Acid Rock. Auf dieser Platte klingt nichts zu penetrant, nichts zu gepresst oder gezwungen. Alle Arrangements und Instrumente gleiten locker, leicht durch das fast 1-stündige Album und bilden ein in sich geschlossenes und rundum ehrliches Werk ohne mit Protzigkeiten zu prahlen.

Wer weiß, wohin uns die nächste Vibravoid-Platte dahingleiten lässt…

Tracklist:

1. Gravitation Zero
2. No Silver Bird
3. Photosynthesis in Darkness
4. Travelling without Moving
5. Eruptions of the Green Sun
6. Shotgun Wedding
7. Get out of here
8. The White Ship
9. Brainplane
10. La Vie En Düsseldorf
11. Radiation Zero

Laufzeit: 58,49 Min.

Anspieltipps: Gravitation Zero, Photosynthesis in Darkness, The White Ship

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