Melvins – Berlin, Volksbühne – 16.10.2011
Beim Einlass in die imposante Volksbühne um 20 Uhr, ist die Bühne hell beleuchtet. Alles scheint schon vorbereitet. Selbst das große Gestell mit den zwei Drums wirkt auf der weitläufigen Bühne etwas verloren. Ersteinmal gilt es sich daran zu gewöhnen, ein Rockkonzert im Sitzen zu erleben. Lange ist dazu aber keine Zeit, denn die Melvins betreten zügig die Bühne. Der Beifall hält sich in Grenzen, aufgestanden wird nicht. Irgendwie komisch. Ungewohnt.
Erstmal gibt es Hung Bunny, welches mit 10 Minuten Noise vom Feinsten wohl als Intro zu verstehen ist. Die Beleuchtung ändert sich dabei leider kaum. So kann man aber wenigstens Jared gut sehen, wie er beim spielen von der Bühne aus in die erste Reihe hinunter steigt. Platz, geschweige denn einen Fotograben, gibt es nicht. Schnell wird ihm das mit den Beinen im Weg zu nervig, also wird sich kurzerhand einmal quer über die Zuschauer der ersten Reihe gelegt, und entspannt weiter gespielt. Wie auf den Beweisfotos zu sehen, fanden das auch alle sehr amüsant. Jareds gold glitzerndes Outfit tut da den Rest zur Sache. Natürlich sieht auch der Rest der Band gewohnt scheisse aus. Wie immer unter dem Motto “we’re ugly – but we have the music”. So ist es.
Roman Bird Dog, The Water Glass und Evil New War God gibt’s zum Anfang. Geiler Sound. Die (mittlerweile nicht mehr ganz so) neuen Songs kommen sehr gut an. Ich würde mir nur mal wünschen die eher zum Ende hin zu hören, da die Stimmung da generell besser ist, und die Songs sich richtig entfalten könnten. Irgendwann gibt es dann aber auch Lizzy. Einer meiner absoluten Favouriten. Scheiss drauf denke ich und stelle mich hin. Das haben ein paar vereinzelte Ungeduldige auch schon getan. Irgendwie unwohl fühl ich mich jetzt aber auch. Wer behindert jetzt wen? Die Stehenden die Sitzenden, da die Sicht vom Rest einschränkt ist, oder die Sitzenden die Stehenden, die sich Kinn kratzend eine der abgefahrensten Bands der letzten drei Jahrzehnte anschauen, als wäre es Wagners Ring der Nibelungen. Einige sehe ich mit Augen geschlossen und grinsend den Sound in sich aufziehend da sitzend. Das verstehe ich. Aber nach einem Song wie Lizzy die Hände nur zweimal zusammen zu führen? Da stimmt irgendwas nicht. Naja die Location haben sich ja die Melvins selbst so ausgesucht. Motivierende Ansagen (bzw. überhaupt Ansagen) gibt es auch nicht. Also egal.
Es gilt den Sound zu genießen, weil der ist trotz allem super! Auch vom Album (A) Senile Animal gibt es ein paar Songs zu hören, bevor Buzz und Jared die Bühne verlassen. Coady und Dale liefern sich ein tolles Drumbattle, worauf es endlich geschieht, und der Großteil der Leute aufsteht um ihnen Tribut zu zollen. Jetzt wird sich auch nicht mehr hingesetzt, denn die zwei anderen sind wieder da. Jared verteilt ein paar Kekse aus dem Backstage an die ersten Reihen. Es fällt auf, wie voll die Volksbühne ist. Alle Plätze scheinen belegt, und die Gänge sind auch zu großen Teilen von Stehenden besetzt. Die Melvins beglücken uns noch eine weitere dreiviertel Stunde mit abgefuckten Songs wie Spread Eagle Beagle oder The Bit. Auch die Stimmung und der Applaus sind jetzt um längen besser als zu Beginn.
Zum Ende gibt es dann ein fettes Drone-Outro. Jared singt unverständliche Worte ins Mikrofon, während von Dale und Jared selbst Lärm gemacht wird. Einerseits natürlich mit den Drums, andererseits werden Geräte (iPhones?) bedient und geschüttelt die einen Sound liefern, der die Wände zum wackeln bringt, und buchstäblich Kronleuchter zum vibrieren.
Abgesehen von der etwas merkwürigen Stimmung bezüglich dem Sitzen und Stehen, ein genialer Auftritt der Melvins. Das kein Wort an die Zuschauer gewendet wird, ist trotzdem etwas schade, aber so sind sie halt: Immer wie sie wollen.
[nggallery id=15]