Blue Moon Festival 2013 – Festival Review
Artikel von Kev:
Noch leicht lädiert von meinem roadtrip durch Deutschland komme ich mit den Jungs von Mother Engine aus Berlin angereist, wo ich am Tag zuvor noch Geburtstag mit ihnen und Naam in der Jägerklause feierte. Doch schon nach dem ersten Bier verfliegt die Katerstimmung und die Freude über meinen ersten Besuch in Cottbus zu diesem schönen Festival lässt schon wieder Party-Stimmung aufkommen. Die gemütliche Atmosphäre im La Casa und viele alte Freunde tun ihr übriges… mögen die Spiele beginnen!
Freitag
Mother Engine
Die vogtländischen Newcomer haben die Ehre das diesjährige Blue Moon zu eröffnen. Durch viel Mundpropaganda und einige gute Gigs (z.B.: auf dem Keep it Low) haben sie sich schon einen kleinen Namen gemacht, demzufolge ist der Zuschauerbereich vor der Bühne auch beim Opener schon gut gefüllt. Der spielfreudige Instrumentalrock lebt von häufigen Strukturwechseln von langen verspielten Passagen und schönen druckvollen Powerrock Rhythmen. Die meist 10-minütigen Songs vom ersten Album zusammen mit der Hymne „Brett Hart“ und einige neue Songs kommen spitze an. Auch wenn der Sound nicht ganz so erstklassig ist wie am Tag zuvor in Berlin, feiern die Leute schon kräftig und werden für den restlichen Tag gut angeheizt.
Suns Of Thyme
Ziemlich vernebelter 70’s Rock wabert durchs La Casa. Eine gute Verschaufpause zwischen den beiden Instrumental Trios, mir aber etwas zu ermüdend nach meinem Partymarathon… Zeit für ein Bierchen mit alten Freunden.
Pyrior
Ähnlich wie „Mother Engine“ sind auch die Berliner „Pyrior“ ein kraftvolles Instrumentaltrio. Die psychedelischen Melodien und die treibenden Beats gehen sofort in Beine und Nackenmuskeln über. Ein übersteuernder Bass und eine rutschende Bass-Drum trüben das Erlebnis nicht wirklich. Von Sabbath-Riffs über melodische Jams bis hin zu psychedelischen Effektorgien ist alles geboten. Positive Live-Überraschung!
Dyse
Die 2 sympathischen Chaoten von Dyse waren nun an der Reihe, dem Freitag ein denkwürdiges Ende zu bereiten. Mit humorigem, vertrackten und extrem kraftvollem Noise-Rock schaffen sie es wieder mich aus den Latschen zu hauen! Was die beiden da an Intensität, Spielwitz und Druck entfesseln ist atemberaubend! Partystimmung kommt auf, die Leute gehen voll mit, ein würdiger Abschluss eines schönen ersten Festivaltages!
Nach den Bands wird dann noch im gemütlichen Kreis die Schnapsbar geleert und nette Gespräche unter Freunden lassen eine echt familiäre Atmosphäre aufkommen. Im Sommer wäre es gerade hell geworden als wir dann langsam alle in unsere Unterkünfte verschwanden.
Samstag
Scale The Summit
Technisch anspruchsvoll beginnt der zweite Tag. Scale The Summit sind wahrhaft Meister an ihren Instrumenten. Tapping-Orgien und drölf-saitige Bässe lassen jeden Musiker mit offenem Mund dastehen. Aber ähnlich wie beim Fußball gilt auch hier: Viele gute Individualisten machen noch keine gute Mannschaft aus! So wirken die Songs und das Zusammenspiel weniger harmonisch. Nix für Freunde simpler Rockmusik, spieltechnisch aber ganz weit oben.
Operators
Die 6-köpfige Partycrew aus Berlin gibt sich die Ehre. Mit im Gepäck ihr aktuelles Album „Contact High“ das in seiner vollen Pracht durchgespielt wird. Wie imer bestechen die Operators mit Entertainment aller erste Güte. Was da auf der Bühne zelebriert wird ist einfach nur ganz großes Kino. Kaum eine andere Band weiß sich so gut selbst zu vermarkten und die Jungs kommen immer sympathisch und authentisch rüber. Eine dreiviertel Stunde purer gute Laune!
Grandloom
Es ist das erste mal das ich die drei mit dem neuen Drummer Tim seh, und ich finde es ist alles andere als eine Verschlechterung (nix gegen Rischi, jeder hat seinen eigenen Stil!) passt gut zum Sound der Truppe! Dröhnend schiebt der Bass von Hans vorwärts und Thomas untermalt alles mit facettenreichen Sounds. Mal knüppelts, mal wird chillig gejammt. Der stetige Laut/Leise Wechsel macht ihren Sound ja erst aus. Gelungener Auftritt, zufriedenes Publikum… wat willste mehr?!?
Monkey3
Schon am vorigen Freitag durfte ich die vier Schweizer in Erfurt bewundern, aber der Gig beim Blue Moon war sogar noch ne Ecke geiler! Mit meinem persönlichen Album des Jahres im Gepäck legen se gleich mit dem Überhammer „Icarus“ los, aber diesmal in etwas kürzerer Fassung. Dafür lässt sich Boris mit seinen Gitarrensound-Experimenten den Rest des Konzerts nicht lumpen! Vorallem die wahnsinnig gute Version von „Through The Desert“ war eines der besten Live-Erlebnisse die ich jemals hatte!!! Wenn sie so weitermachen, werden sie noch sehr lange eine meiner Lieblingsbands bleiben, sowohl live als auch auf Platte! Ganz großes Kino!
Intronaut
Bei mir stellen sich langsam Ermüdungserscheinungen vom 9-tägigen Party-Marathon ein, deswegen statte ich Intronaut nur einen kurzen Besuch ab. Obwohl ich mir so n progressives Post-Metal Brett gern mal reinzieh, war mir grad eher nach ner Schnitzelsemmel, nem Sitzplatz und ner Kippe… muss ich aber auf jeden Fall nachholen die nochmal zu sehen, die geben schön einen vorn Latz!!!
Colour Haze
Zugegebenermaßen sind Tim und ich etwas überhäuft worden mit Colour Haze Gigs dieses Jahr. Trotzdem freuten wir uns natürlich auf die drei als Speerspitze des deutschen Stoner-Rocks! Als Tim mich dann überredet hat, ein paar Songs hinter der Bühne, mit dem Rücken am Boden liegend zu hören, war ich natürlich dabei. Ein sehr intensives Erlebnis, die Musik mit dem ganzen Körper zu spüren! Jedes Riff, jeder Drumbeat ging direkt in uns über!!! Also auch wenn man eine Band schon sehr oft gesehen hat, gibt es immer neue Möglichkeiten die Musik zu erleben! Abgesehen davon war der Gig sehr spät und auch schön lang, ich glaub halb Drei war erst Feierabend. Ich war echt begeistert von dem Tag, wollte aber nur noch ins Bett!
Fazit
Auch wenn ich schon ziemlich abgerockt angereist bin, das Blue Moon zählt ab jetzt zu den Pflichtterminen!!! Die familiäre Atmosphäre, der lockere Ablauf, cooole Bands und viele Freunde und Bekannt haben das Wochenende zu etwas ganz besonderem gemacht!!! Klein und gemütlich, lässig und verdammt gut organisiert. Und dazu noch herrlich im herbstlichen Festivalloch gelegen bietet das Blue Moon entspannte Stoner-Unterhaltung auf höchstem Niveau! Kein Stress durch mehrere Bühnen, immer Zeit für ein Bier und ein nettes Gespräch während der Umbaupausen, ein Hammer Line-Up und kein Gedränge vor der Bühne machen das Blue Moon zu einer Empfehlung für alle Freunde gepflegter musikalischer Unterhaltung! Besonderer Dank gebührt dem hart arbeitenden Team rund um Veranstalter David Kopsch von Rockzilla! (auch für den gemütlichen Schlafplatz)
Ich hoffe alle die das lesen nächstes Jahr vor Ort anzutreffen! Bis dahin ne fanfuzztische Zeit und stonige Grüße, euer Kev!