QOTSA – …Like Clockwork (Team Review)
Um unter die anhaltenden QOTSA News und Halb-News der letzten Wochen und Monate einen Strich ziehen zu können, möchten wir gerne alle noch unseren Senf zu Like Clockwork… abgeben. Als Konsens kann man sagen, dass zu Beginn keiner von Begeisterung sprechen konnte, das Album dann aber, ähnlich wie bei Era Vulgaris sechs Jahre zuvor, auf mehr Verständnis stieß.
Jeder Redakteur hätte gerne ewig philosophiert; und trotz Platzlimit, wurde der Rahmen das ein oder andere mal gesprengt. Aber wir sind da ja nicht so. Das Ergebnis, hier:
Düster, Dramatisch, Defensiv (Tim)
Ich glaube Homme würde es nicht schaden mal wieder eine Desert Session aufzunehmen. Mit alten Freunden wie PJ Harvey, Mario Lalli, Chris Goss oder Dave Catching in der Rancho de la Luna abhängen und zusammen experimentieren. Zurück zum Ursprung. Weg von Hollywood. Wozu Namen wie Elton John oder Trent Renzor ins Spiel bringen, wenn man weder deren Einfluss noch die eigentliche Zusammenarbeit zu hören bekommt? Denn seien wir mal ehrlich, dafür, dass die Special Guests, so special sind, muss man ganz schön nach ihnen suchen. Nick Oliveri, welcher wegen seiner vokalen Wutausbrüche, oft ans Mirkofon zurückverlangt wurde, geht in einem gemeinschaftlichen Chorgesang unter.
Allerdings mag ich viele Stellen des neuen, großartig produzierten, Albums. Ich mag auch die, viel gelobte, Gesamtstimmung. Aber einige Songs scheinen mir redundant und etwas aussage schwach. Ein Mix zwischen Mainstream und Experimentierfreude kann auch anders aussehen. Mehr Ecken haben. Mehr Kanten formen.
Ich muss sagen je öfter ich …Like Clockwork höre, desto mehr mag ich es. Anfangs mochte ich nur zwei Songs. Jetzt ist es schon weit über Hälfte. I Appear Missing mochte ich dabei zuerst. Ein dramatischer Track, mit dem mit Sicherheit live stark experimentiert wird und dabei zu einem kleinen Epos heranwachsen kann. So sind viele Songs der Queens erst auf der Bühne zu dem herangewachsen, was sie heute für uns sind.
Verschachtelt. Schön. Detailverliebt. Eingängig. Geschliffen. Den ein oder anderen Knall hätte ich mir trotzdem gewünscht.
Highlights
I Appear Missing, The Vampyre of Time and Memory, Fairweather Friends
Durchhänger
Smooth Sailing (hätte auf das nächste Them Crooked Vultures gehört)
QOTSA haben den Thron nun endgültig erklommen (Ruth)
Da hab ich sie wieder – meine Königinnen. Keine Band hat mich nachhaltig so beeinflusst, inspiriert und geprägt wie Queens of the Stone Age. Ihnen verdanke ich meinen künstlerischen Weitwinkel, mein Interesse sowie die Aufmerksamkeit und Toleranz Musik nicht nur zu hören, sondern auch zu verstehen und zu fühlen.
Aber genug jetzt…QOTSA’s sechstes Studioalbum ist endlich da. Und ich war anfangs sehr skeptisch. Die im Vorfeld rausgewürgten Live- und Studiostreams fanden nicht wirklich großen Anklang, so konnte ich weder stilistisch noch auf Gefühlseben großartig viel damit anfangen. Das sollte sich aber spätestens nach dem dritten Hördurchgang von …Like Clockwork ändern.
Das von klassischen Mystery-Geräuschen hineingetragene und Moll-akzentuierte Keep Your Eyes Peeled dürfte noch die am härtesten zu knackende Nuss am Album sein. Nach dem poppig-groovigen I Sat by the Ocean und dem balladesk- ruhigen The Vampyre of Time and Memory wird man schon vermuten, dass QOTSA auf …Like Clockwork einen Gang runter schalten, gechillter, aber vor allem fließender klingen. Kein Herumgehacke wie auf Era Vulgaris und auch – trotz Nick Oliveri’s Gastspiel – keine Punk Rock-Exzesse. Das kann man nun für gut oder schlecht befinden oder einfach nur neutral aufnehmen.
If I Had A Tail traf schon bei meiner Jungfernhörfahrt den innersten Nerv im Ohr, denn hier tritt die starke Kombo dazu: Grohl, Oliveri, Lanegan. Ersterer marschiert mit seinen Drums Richtung Choral um immer wieder neue Peitschenhiebe zu verteilen, letzterer kristallisiert sich dank seiner herausragenden Sangespräsenz natürlich am besten heraus. Die klassische Hymne My God is the Sun fügt sich überraschend gut ins Albumkonzept ein und avanciert sogar zum Ohrwurm ohne hinterhältigen Nervfaktor.
Während der Strophen von Kalopsia erblüht Josh Homme zu einem Grand Monsieur des Soul mit obligatorischer Backgroundunterstützung – bis schließlich der Refrain einem ein strampelndes Knäuel namens Trent Reznor vor die Füße spuckt und mit Homme innere und äußere Dämonen forttreibt.
Die letzten beiden Tracks – I appear missing und der Titeltrack …Like Clockwork – fungieren als dramatische Zwillingsschwestern, die in ihrer Düsterheit sehr stark an die von Lullabies to Paralyze erinnern und vielleicht gerade deswegen ein so großartiges Schlussplädoyer bilden. Lyrisch wirkt Homme fast schon verzweifelt…Selbstfindungsstörung, Ängste, Einsamkeit – Themen, die Josh wohl sehr beschäftigt hatten. Und es ist immer wieder erstaunlich, dass Künstler meist in der tiefsten Leere ihrer selbst die beste Arbeit leisten.
Also QOTSA-Fan hat man es noch nie wirklich leicht gehabt. Gewöhnte man sich an einen bestimmten Sound, so wurschtelte die Band auf der nächsten Platte wieder alles um und stiftet dabei meist Verstörung und Verwirrung. Da Geduld jedoch eine Tugend ist und jeder Wein Zeit zum Reifen braucht, fruchtet auch diese Platte erst nach mehrmaligem Hören. Die rasanten Zeiten, in der Drogen, Eskapaden, Zerstörungswut und psychedelische Abdriftungen einen großen Stellenwert im Queens-Universum hatten, sind jedoch definitiv vorbei. Zumindest der Sex ist geblieben. Gutes, solides Album, tolle Lyrics und eine Band, die ihren Wanderweg konsequent weitermarschiert. Ich werde auf alle Fälle weiterhin mit ihnen gehen.
Highlights
If I Had a Tail, Smooth Sailing, I Appear Missing
Durchhänger
–
Giuchie, Giuchie Oh la la (Flo)
Wenn die Queens für eins bekannt sind, dann dass jedes Album seinen eigenen Stil hat und doch immer typisch Queens of the Stone Age ist.
Das gilt auch für das neue Werk, auf welches es so viele Jahre zu warten galt. Doch wer wieder satten Rock erwartet wird mit Like Clockwork… nicht glücklich. Eher die, welche auf die kleinen Details achten, die Musik auseinandernehmen und wieder zusammenpuzzeln. Homme übertrifft sich selbst mit meisterhaften Komponien, die den düsteren Flair von Lullabies to Paralyze, die Cachiness von Era Vulgaris und die coolen Grooves von Them Crooked Vultures vereinen. Durch das Album ist ein klarer Faden erkennbar, von Anfang bis Ende durchdacht also. Einziges Manko sind die groß angekündigten Gastauftritte, die mal abgesehen von Kalopsia welches klar Trent Reznor’s Handschrift trägt, eher nebensächlich sind. Dafür hat sich Hommes Gesang ein weiteres mal verbessert. Klarer, teils auch höher und mit mehr Variationen in den Songs selbst.
Fakt ist, dieses Album kann man nur lieben oder hassen. Die, die schon immer die Virtuosität der Queens bewundert haben, werden es als Meisterwerk feiern. Und für die, welche sich immer noch ein zweites Songs for the Deaf wünschen, kann ich nur zitieren: „Not everything that goes around comes back around you know“!
Wahre Worte!
Highlights
If I Had A Tail, Kalopisa, I Appear Missing, Smooth Sailing
Durchhänger
I Sat By The Ocean
Schwermut mit Tiefgang (Kev)
Lange mussten wir auf das sechste Album der Queens warten, aber kaum einer hätte gedacht, dass es die Leute so polarisieren würde wie “…Like Clockwork”. Wenn man ans selbsternannte Debut zurückdenkt, fallen einem wirklich nur noch minimale Gemeinsamkeiten zwischen der Band damals und heute auf. Die monotonen Stonerriffs sind mittlerweile verschwunden, das simple aber eingängige Songwriting ist wahrer Virtuosität gewichen und die Stimmung hat sich von drogengeschwängert-fröhlich in düster-nachdenklich verwandelt. Und trotzdem hört man sofort um welche Band es sich handelt, insbesondere der Stil von Josh ist mittlerweile fast unverkennbar geworden.
Das Album an sich funktioniert eh nur im Gesamten, einzelne Songs herauszupicken würde die Struktur aufbrechen und den roten Faden durchtrennen, der sich durch das Werk zieht. Wenn man es zulässt, zieht einen die Stimmung sofort in ihren Bann. Schon während des ersten Hörens entstanden vor meinem geistigen Auge eine Menge Bilder zur Musik. Alles klingt wie eine ziellose nächtliche Suche nach Glück und unbeantworteten Fragen, mysteriösen Gestalten denen man begegnet, Zweifel, Beklemmung…eine wahre Flut an Gefühlen wird transportiert. Bei jedem Durchlauf des Albums saugt man mehr Details in sich auf und versucht durch diese Vielschichtigkeit zu dringen.
…Like Clockwork ist meiner Meinung nach der Songwriting-technische Zenit der Queens bis jetzt. Und ich denke das es dafür nicht diese paar Einflüsse der Gaststars gebraucht hätte. Es ist kein Album das richtige Hits hat oder bei dem man auf der Party besoffen die Songs mitgrölen kann. Es ist, was Musik von Anfang an war…nämlich Kunst!
Highlights
Smooth Sailing, My God Is The Sun, Fairweather Frends, If I Had A Tail
Durchhänger
Kalopsia, …Like Clockwork
Düster, sexy, smooth (Fred)
Nach langer Zeit und etwaiger Nebenprojekte kann man endlich das neuste Machwerk der Queens of the Stone Age in Händen halten, das dann doch wieder so völlig anders und dennoch genau so wurde, wie erwartet – nämlich gut.
Es braucht definitiv mehr als nur einen Hördurchgang, um …Like Clockwork ins Herz zu schließen, aber nach und nach öffnen sich die Songs, die beim ersten Hören mehrheitlich an mir vorbeigerauscht sind. Irgendwie blieb nichts wirklich hängen, die Melodien waren alle zu zahm und der großem Knall blieb aus. Ich hatte schon ganz kurz angst, das Album wäre ein schlechtes und langweiliges.
Aber weit gefehlt, denn hört man die Songs immer mal wieder, erschließt sich deren Ästhetik und das darauf aufbauende Grundkonzept der Platte.
The best trick of all, is no trick at all.
Die Stimmung ist recht düster, driftet immer mal wieder ins Melancholische ab, kann aber im nächsten Moment verdammt sexy, verrucht und leichtfüßig beschwingt sein. Es ist alles dabei, von treibenden Rockbrettern bis zur Rausschmeißer-Ballade am Ende.
Und “sexy” ist in der Tat ein Großteil der Songs. Manchmal ganz offensiv, dann schwingt sie nur leicht im Subtext mit, ist sie aber die Meiste Zeit präsent.
Das Aufgebot an namhaften Gastmusikern wird dezent an der Leine geführt und man muss den Einsatz von Sir Elton John, Trent Reznor und den anderen eher als Cameo-Auftritt bezeichnen und wirklich ganz genau hinhören um einen von ihnen zu entdecken. Da sie aber nicht riesengroß in Leuchtbuchstaben als Featuregäste beworben werden ist das schon in Ordnung und erninnert an die guten, alten Desert Sessions.
Apropos Desert Sessions – …Like Clockwork klingt wie die Verschmelzung der Desert Sessions mit den Them Crooked Vultures und ist dennoch Qotsa. Vielleicht ist es genau deshalb so großartig.
Highlights
I Sat By The Ocean, I Appear Missing, Smooth Sailing, If I Had A Tail
Durchhänger
My God Is The Sun, …Like Clockwork