Archive for August, 2012

Gentlemans Pistols – Freak Valley Festival 2012

Nach der Show auf dem Freak Valley Festival 2012 trafen wir James Atkinson vollkommen verschwitzt und erschöpft, der dennoch gerne bereit war Rede und Antwort zu stehen.

Fred: Stell dich und deine Band am Besten ersteinmal vor – wer ihr seid und was ihr macht.

James: Ich bin James, Sänger und Gitarrist der Gentleman’s Pistols. Wir haben gerade eben auf dem Freak Valley Festival gespielt und es war sehr gut – das Festival hat ‘nen guten Vibe (ganz frei “übersetzt”).
Dieses Jahr haben wir nicht ganz so viel getourt, das war eher im Jahr davor angesagt, weil wir uns auf unser neues Album konzentrieren, ein Demo eingespielt haben und all solche Dinge.
Wir haben schon einiges gemacht – lass mich nachdenken – zum Beispiel in Tokyo gespielt, was ziemlich cool war. Ich war das erste Mal dort drüben und es war eine unglaubliche Erfahrung.

Das ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was die Band so alles treibt, liefert aber einen guten Einblick für all jene, die die Engländer noch nicht kennen

Fred: Ihr habt zwei Alben veröffentlicht, ein paar 7″ Singles, überall in Europa gespielt, sogar auf dem Deserfest. Wie sieht der Plan für die Zukunft aus?

James: Wie bereits gesagt schreiben wir für unser neues Album und hoffentlich fangen wir Ende des Jahres mit den Aufnahmen an, damit es Anfang nächsten Jahres erscheinen kann. Wir bewegen uns mehr in Richtung…naja es ist immer noch die gleiche Musik, aber wir arbeiten zum Beispiel mehr mit Gesangsharmonien und solchen Sachen.
Es wird eine limitierte 7″ mit dem Song Midnight Crawler und einem weiteren bisher unveröffentlichten Track kommen – als so etwas wie ein Fanclub-Ding. Also sowas wie ein t-shirt, die 7″, ein Poster etc. – ein kleines Packet einfach, was dann auch auf etwa 500 Stück limitiert sein wird.
Wir machen eine UK-Tour mit Pentagram im November, was ziemlich geil werden wird und noch ein paar andere Sachen, wie etwa ein Festival in Wales und weitere Gigs überwiegend in Großbritannien. Aber hoffentlich werden wir, sobald nächstes Jahr das neue Album erscheint, intensiver durch Europa touren, als wir das in der Vergangenheit getan haben.
Das ist, was bei uns in nächster Zeit ansteht.

Fred: Jetzt zu etwas völlig anderem: Wie läuft das Songwriting innerhalb der Band ab – ist alles Zufall, oder habt ihr eine bestimmte Herangehensweise?

James: Ziemlich oft komme ich mit einer Idee, einem Riff oder dergleichen, aber es passiert zum Teil auch einfach sozusagen von selbst und ganz organisch im Proberaum und dann haben wir etwas zum “dran arbeiten” – es gibt also keine richtige Methode in dem Sinne.
Es ist einfach: Wenn etwas funktioniert, dann funktioniert es und es ist egal, wo es herkommt und wenn es passiert, dann wird es passieren und falls nicht, werfen wir es höchstwahrscheinlich direkt zum Altpapier. (lacht)

Fred: Gibt es zum Abschluss irgendetwas, dass du den Leuten da draußen mitteilen willst?

James: Oh Gott…wirklich?! (lacht)
[…] Hoffentlich werden wir bald wieder in Deutschland sein. Die beiden Male, die wir hier waren, waren fantastisch und wir hoffen, es wird so weitergehen. (lacht)
Yeah, das war es dann soweit und danke an alle, die unsere Alben gekauft haben und kommen um uns spielen zu sehen.

Is that all good?
-Yeah
Perfect, pleasure.

Radar Men From The Moon – Echo Forever

cover-bild

Something between sky and earth or where the sky meets earth.

Echo Forever

Radar Men From The Moon

Ein weiterer Asteroid bahnt sich den Weg in die Szene. Dabei weniger mit klassischem Stonerrock, sondern viel mehr mit monoton psychedelischen Parts kombiniert mit einer ordentlichen kosmischen Strahlung: Spacerock vom Feinsten. Nach ihrem Debüt Intergalactic Dada & Space Trombones lassen die drei jungen Holländer von Radar Men From The Moon das zweite Album Echo Forever folgen.

Ruhige Intros, teilweise wieder Filmsequenzen unterlegt, enden in heavy Parts. So könnten alle Songs beschrieben werden – keineswegs würde das jedoch ausreichen. Wirklich jedes Lied ist auf seine eigene Art und Weise genial aufgebaut, keines klingt dem anderen ähnlich. Bei jedem wiederholten Hören entsteht ein neues anderes Gefühl der Schwerelosigkeit. Man schließt die Augen, vergisst die Umgebung, begibt sich auf den Weg in die Atmosphäre, wo sich Himmel und Erde treffen, und landet nach jedem Song wieder im Jetzt und Hier.

Was uns Radar Men From The Moon mit ihrem neuen Album präsentiert, gehört zu gehobenen Klasse des Spacerocks. Der Opener Echo Forever steht beispielhaft für das komplette kosmische Konzept auf dem Album – eine aufgewühlte Gitarre in Schacht gehalten von Bass und Schlagzeug, die es jedoch nicht schaffen, das wütende Monster zu bändigen. Während Songs wie Atomic Mother oder Where Sky Meets Earth zur rhytmischen Bewegung anregen, verlangen Darkness oder Avant-Garde Luxury mehr vom Zuhörer. Sie wollen nicht mal nebenbei gehört werden! Nein, sie wollen Aufmerksamkeit, wollen hypnotisieren, wollen für eine kurze Zeit alles vergessen machen. Wichtig dabei ist, sich hinzugeben, nicht zurückzuschrecken – nur so kann man den Trip in unendlichen Weiten miterleben.

Fazit: Echo Forever – ob es was für immer sein soll, wird sich zeigen. Eines steht jedoch fest: Wer auf Bands wie Monkey3 oder 35007 steht, der braucht nicht lange um Sympathien für Radar Men From The Moon zu entwickeln. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis man sie auf der Geburtstagsparty oder dem Desertfest bewundern kann!

Tracklist:

1. Echo Forever
2. Atomic Mother
3. Dance Of Black And White Paint
4. Darkness
5. Heading For The Void
6. Where The Sky Meets Earth
7. Avant-Garde Luxury

Laufzeit: ca. 51 Min.

Anspieltipps: Atomic Mother, Darkness, Where The Sky Meets Earth, Avant-Garde Luxury

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Baroness + MoRkObOt – Wien – 31.7.2012

An jenem Dienstag ging etwas Großes über die Bühne der Arena Wien, als uns nach fast 4-jähriger Österreich-Abstinenz die US- amerikanischen Sludge- und Prog Metal Protagonisten von Baroness die Ehre erwiesen. Die Show mit seinen ca. 200 Besuchern ist ausverkauft. Kein Wunder, wurde die Band um Sänger und Gitarrist John Baizley und vor allem ihr frisch releastes Album Yellow & Green medial in alle Fronten geworfen.

Als Supportband fungieren die Italiener von Morkobot. Schräger Scheiß, echt. Ich selbst kannte nichts von dem Trio, das aus zwei Bassisten und einem Schlagzeuger bestand. Im Vorhinein vernahm ich musikalische Beschreibungsfetzen wie „wirr“, „schräg“ oder „psycho“. Allein das machte mich neugierig. Schlussendlich traf es so ziemlich meinen wirren Geschmack. Free Jazz trifft auf groovig-scheppernde Bass-Hooklines, welche die stoner-groovende Schwarte so richtig derb zum Krachen bringt. Hektisch, noisig verfolgen die drei eine Wahnsinnsachterbahnfahrt zwischen verstörtem Stakkato-Geschepper und partiellen, eingängigen Melodien.

Um ca. 22:00h eröffnen schließlich Baroness mit einem etwas abgeänderten Ogeechee Hymnal das Klangfeuerwerk. Die Band ist bestens gelaunt, so beweist es uns der Dauergrinser von Frontmann John Baizley. Und sofort springt der Funke über, als die vertrauten Klänge von A Horse called Golgotha eine geballte Ladung Energie freilassen. Die Halle brodelt, die Stimmung ist sowohl seitens des Publikums als auch der Band unbeschreiblich gut, die im Song beschriebene Stampede wird in aller Ehre praktiziert. “The stained horizon, ablaze with revolvers, stampedes and bridles“ wird lauthals mitgegröhlt, neues Lebensgefühl wiederentdeckt und Fäuste werden geballt, gefolgt vom wunderbar, prolligen Solo von Leadgitarristen und Zweitvokalisten Peter Adams.
Im Anschluss reiht sich das neue March to the Sea dazu, ein melodiöses Mitsingstück, das die Basis des neuen Albums ziemlich gut beschreibt. Weniger Dreck, weniger Heavyness, dafür mehr Eingängigkeit und mehr Singsang.
Die Konzentration vom heutigen Konzert liegt jedoch beim letzten Album Blue Record – wie bereits der Anfang bewies – und u.a. durch das ruhige Steel that sleeps the Eye und dem wütenden Swollen and Halo fortgesetzt wird. Der Schweiß und Dunst in der Halle kondensiert bereits und tropft von der Decke, die Band fragt uns ob es nur auf der Bühne oder auch „unten“ bei uns so heiß sei. Und wie…
Mit Take my Bones away ebenfalls von Yellow & Green dürften Baroness neue Anhänger gewinnen, alte Fans werden dem weichgespülten, reinlichen Pop-Sludge-Sound eher weniger abgewinnen können.
Nach einigen Neulingen wie z.B. dem schönen, balladesken Eula, gibt’s wieder frontale Metal- Riffs im Form von The sweetest Curse und dem Klassiker Isak um die Ohren, über den sich Alteingesessene Baroness-Fans besonders freuen.

Kurze Pause, die Band geht von der Bühne. Aber wir wissen genau, dass sie für eine Zugabe wiederkommen und wurden schlussendlich nicht enttäuscht. Die ganze Crowd ist schlichtweg begeistert, aus dem Publikum schreit und pulsiert es schon seit Beginn des Konzertes ohne Abnahme. Sänger John kann es sichtlich nicht fassen, er ist über die Wertschätzung seiner Musik, an der Anteilnahme und der Atmosphäre schlicht und einfach weggeblasen. Schweißgebadet, erschöpft und gleichzeitig gerührt und überwältigt erzählt er von den Schwierigkeiten des Touralltages, der Ausgebranntheit und Kraftlosigkeit mit der sie im zunehmenden Alter als Vollblutmusiker zu kämpfen haben. Für sie sei es absolut wichtig, bei jeder Show Energie, Liebe und musikalische Toleranz an ihr Publikum zu bringen, mit der Voraussetzung, all das ebenfalls zurückzubekommen. Am Tag davor habe dies nicht geklappt, aber in Wien sei dies ohne Zweifel der Fall und lobt uns mit Danksagungen und Applaus. Mit der von uns erwiderten Bitte, ein Geburtstagsständchen an seine 3-jährige Tochter Isabella zu singen, deren Geburtstag er aufgrund der Tour nicht miterleben konnte, sorgt er für Schmunzeln und zwischenmenschliches Verständnis. John Baizley bricht vor lauter Rührung und Unfassbarkeit in Tränen aus, stimmt zum Ende die Songs Jake Leg und Grad an, bei dessen Krönung er mit seiner Gitarre in die Masse springt und in unser aller Mitte diesen unfassbaren Konzertabend vollendet.

Nicht nur die musikalische Qualität und Intensität, sondern auch die unfassbare Sympathie der Band machten diesen Abend zu einem der unvergesslichsten Konzerterlebnisse des Jahres!

Setlist:

01. Intro (Ogeechee Hymnal)
02. A Horse called Golgotha
03. March to the Sea
04. Steel that sleeps the Eye
05. Swollen and Halo
06. The Gnashing
07. Take my Bones away
08. Ogeechee Hymnal
09. Eula
10. Cocainium
11. Sea Lungs
12. The sweeetest Curse
13. Isak

Zugabe:
14. Jake Leg
15. Grad