Interview: Ralf (Stoned From The Underground Organisations-Team) – 10.07.2010
Samstagmittag haben sich Kevin, Ben und Tim mit Ralf getroffen. Er ist einer der drei Hauptverantwortlichen beim Stoned From The Undergrund und hat sich bereit erklärt ein paar Fragen für uns zu beantworten. Wir hoffen ihr habt beim lesen so viel Spaß wie wir beim Interview hatten.
Tim: Vielleicht stellst du dich erstmal vor und erklärst uns was deine Aufgaben hier so sind!
Ralf: Also ich bin der Ralf, bin in der Orga vom SftU und meine Aufgabe is ääääh… (überlegt) Das dauert zu lang, was eigentlich meine Aufgabe hier ist…
Kev: Mädchen für alles!?
Ralf: Eigentlich n Mädchen für alles in Sachen Promotion, ja.
Tim: Alles klar! Wie lang bist du dann schon mit dabei?
Ralf: Zehn Jahre.
Tim: Von Anfang an dabei? Dann kannst du uns sicher erzählen wie das Ganze eigentlich angefangen hat?
Ralf: Also das ganze ist so entstanden. 2001 wars ne Party für n lokalen Plattenladen.
Kevin: Welchen Plattenladen?
Ralf: Woodstock Records aus Erfurt. Und dann haben da halt Bands gespielt wie Smoke Blow, Dozer, Celestial Season und Calamus und so bin ich eigentlich auch dazugekommen, zu der ganzen Sache. Weil ich zu der Zeit noch bei Calamus gespielt hab.
Kevin: Wie hat sich das ganze dann entwickelt. Von der ersten Plattenladen-Party bis jetzt, 2010?
Ralf: Die Entwicklung war mehr oder weniger dynamisch. Wir haben Leute dabei, die waren von Anfang an dabei und du schleppst dann quasi immer Andere mit ins nächste Festival rein. Und so kommen immer mehr dazu. Klar, anfangs hatten wir ne Durststrecke, bis zum vierten oder fünften Festival, wo dann teilweise auch draufgelegt werden musste. Aber ansonsten ist es halt von Jahr zu Jahr größer geworden, wenn auch in kleinen Schritten. Für die Leute die wir mit der Musik ansprechen wollen, war das aber immer völlig ausreichend. Die Entwicklung war im Prinzip immer so: 200 mehr, 200 mehr, 200 mehr (schlägt bei jedem 200 einmal auf den Tisch). Und jetzt haben wir die 2000 erreicht und ich denk das ist doch ganz cool.
Tim: Das passt perfekt zu meiner nächsten Frage. Wollt ihr denn das Festival so klein halten, wie es momentan ist? Dieses Jahr gab es ja zum ersten Mal eine Ticketlimetierung auf 2000 Stück?
Ralf: Das ganze ist ja auch ein Platzproblem. Und wenn man das ganze klein hält, gehts auch noch mit der Organisation. Gut, du musst hier vermutlich genausoviel organisieren wie auf nem größeren Festival, aber um das ganze in nem familären Rahmen zu halten musst du dich auf eine bestimmte Größe reduzieren. Und das hört bei 2100-2200 ungefähr auf.
Kevin: Das wär dann auch euer Maximum?
Ralf: Das is der Cut.
Tim: Das macht das SftU schließlich auch so symphatisch, dass es so klein gehalten wird.
Ralf: Also wie gesagt, es hat in den 10 Jahren noch keine Ausfälle gegeben. Weder Schlägerteien noch Ärger, keine Polizeieinsätze. Es war immer recht friedlich. Kommt immer drauf an, wie man sich arragiert mit dem was um dich rum abgeht. Sprich die Infrastruktur und halt Stotternheim. Das wir dann halt zum Bürgermeister sagen: “Hey, du kannst ja auch mal vorbeikommen”, oder so. Es geht auch darum, dass du auch Leben reinbringst. Ich denk, dass ist alles was auch das Stoned ausmacht.
Kevin: Also wird das alles hier, auch von den Bewohnern und der Stadt akzeptiert?
Ralf: Jaja!
Ben: Das ist mir gestern auch aufgefallen, einige Familien und auch ältere Leute waren hier unterwegs.
Kevin: Wie ne Art Sommerurlaub hier.
Ralf: Es geht halt darum, dass wir alle Familie haben. Alle die jetzt an der Organisation beteiligt sind, haben Familie. Fred, Matte, Manser und ich haben alle Kinder und wissen wies is. Es ist jedem selbst überlassen, sein Kind mitzunehmen, die kommen ja frei rein bis 16 Jahre. Dann is der Bart ab.
Ben: Das ist doch schonmal super.
Ralf: So halten wir das und so wollen wir das auch in Zukunft noch weitermachen.
“Das Problem am Anfang war einfach: Zu wenig Leute. Und viel Infrastruktur, die man sich erstmal erarbeiten muss. Außerdem auch Bands ranzukriegen, die von Interesse waren. Ich denke wir habens ganz gut hingekriegt.”
Kevin: Was waren denn die Probleme die ihr zu Beginn hattet?
Ralf: Das Problem am Anfang war einfach: Zu wenig Leute. Und viel Infrastruktur, die man sich erstmal erarbeiten muss. Außerdem auch Bands ranzukriegen, die von Interesse waren. Ich denke wir habens ganz gut hingekriegt. Ich will jetzt eigentlich auch noch gar nicht darüber nachdenken, wies jetzt nächstes Jahr wird, wenn du jetzt gerade noch mitten im Festival steckst. Da müsstet ihr dann schon nochmal in zwei oder drei Monaten kommen, dass man dann sagen könnte, wohin die Reise nächstes Jahr geht.
Tim: Inzwischen haben hier ja schon viele Künstler gespielt. Habt ihr da noch irgendeinen Wunsch, wer hier noch auftreten sollte. Nach Garcia und Brant Bjork dieses Jahr, habt ihr ja schon zwei der wichtigsten Fische der Szene an der Leine.
Ralf: Also ich denke es gibt noch genug in der Szene. Es kommt auch drauf an was man unter Szene versteht. Also ich denke es ist ja hier kein festgelegtes Genre, das wir hier haben. Also sprich, wir wollen hier nicht nur Stoner Rock oder so. Ich denke da steckt viel mehr dahinter. Du kannst ne Doom-Kapelle nehmen. Du kannst aber auch was noisiges nehmen, oder was hartes. Je nachdem wie du das präsentierst und dass die Leute kommen um neue Musik zu hören und nicht nur altaufgewärmtes. Und auch in Zukunft soll das Festival von Fans für Fans sein. Und so solls bleiben.
Tim: Und bekommt ihr dann von den Bands auch postitive Resonanz?
Ralf: Also positives Feedback ist immer da. Ich denke, es kommt immer drauf an wie du dich kümmerst. Je mehr Input du gibst, desto mehr Outputs bekommst du. Wenn du jemanden fair behandelst, sprich bezahlst, Essen und Trinken und dann noch ein gutes Publikum hast. Was willst denn mehr als Künstler?
Tim: Fragen die Bands bei euch an, oder ist das bei euch eher andersrum?
Ralf: Es is unterschiedlich. Also wir bekommen schon viele Anfragen, aber bei uns ist es halt auch so, das nehmen wir drei uns halt raus, dass wir sagen “Oh, da hätt ich jetzt mal Bock drauf”. Und dementsprechend ist dann halt auch das Programm. Bunt gemischt. Du musst dir einfach die Perlen rauspicken.
Kevin: Kann man sich das so vorstellen, dass die kleineren Bands euch anfragen und die größeren, die ihr hier gerne hättet, wie Garcia oder Bjork von euch angefragt werden?
Ralf: Nee. Das ist auch gemischt. Wir fragen auch kleine Bands an. Wenns geil is was se machen, dann ist das keine Frage. Große Bands, ja Gott, dass war dieses Jahr ein Zufall mit Garcia Plays Kyuss. Auch dass, er in dem Zeitraum auf Tour ist. Also warum nicht abfassen, wenn er hier ist?
Kevin: Es hat sich auf jeden Fall gelohnt! Den Leuten hats gefallen.
Tim: Und das Stoned from the Underground ist immernoch non-profit und macht somit keinen Gewinn?
Ralf: Also non-profit würd ich jetzt nicht sagen, aber der “Profit” geht dann halt in die nächste Produktion rein, also gleich ins nächste Festival. Ich denke, das ist ein rotierendes System. Die Grundkosten müssen halt gedeckt sein und jeder Dienstleister muss bezahlt werden. Und darauf legen wir besonders Wert.
Wir haben ja jetzt auch nicht nur das Stoned, sondern machen auch kleine Konzerte im Raum Erfurt. Das meiste Geld geht aber wirklich in die Produktion des nächsten Festivals. Je mehr Leute du hast, desto mehr Klos braucht man, blabla, der ganze Dreck eben. Muss halt sein.
Tim: Und welcher Auftritt hat dir persönlich bis jetzt in den zehn Jahren am besten gefallen?
Ralf: Wow.
Tim: Ja verdammt viele Bands…
Ralf: Wow… ääh. Es gibt eigentlich keine. Es hat bis jetzt noch nie einen Ausfall gegeben. Gut waren alle. Was ich sagen muss, was mich ziemlich weggeblasen hat war Monkey3. Aber ansonsten… Jede Band hat so ihren Flair und deswegen hab ich eigentlich keinen Lieblingsauftritt.
“Es geht darum, dass die Leute mit guter Musik ein schönes Wochenende verbringen und dabei spielt die Szene gar keine so große Rolle.”
Tim: Siehst du es vielleicht auch so anhand der Zahlen, dass die Szene gerade wieder einen Aufschwung durchläuft?
Ralf: ich möchte das Ding “Szene” dabei eigentlich gar nicht so in den Mund nehmen, bei der ganzen Sache hier beim Stoned. Weil du hast hier Leute aus den unterschiedlichsten Genres am Start. Du hast den Doom-Fan, den Heavy-Metal-Fan… Bis hin zum Metalcore-Typ hast du hier irgendwie alles vertreten. Und es geht eigentlich nur drum, zwei schöne Tage miteinander zu haben und die ganze Sache relaxt anzugehn. Und natürlich auch wieder relaxt heimzugehn. Und sagen zu können: “Hey, es war geil, Musik war geil”. Dieses Jahr n bisschen heiß, aber ansonsten… Es geht darum, dass die Leute mit guter Musik ein schönes Wochenende verbringen und dabei spielt die Szene gar keine so große Rolle.
Tim: Ihr müsst auf jeden Fall hier am See bleiben, ansonsten kippen die Leute hier reihenweise um.
Kevin: Aber wie du gesagt hast, mit dem Limit, bleibt das Gelände hier aufjedenfall erhalten?
Ralf: Genau.
Ben: Weil der See ist hier echt Gold wert.
Kevin: Gibt es irgendwelche Wünsche dir ihr für nächstes und/oder die nächsten Jahre habt? Wollt ihr was ändern oder verbessern? Habt ihr schon Anregungen bekommen?
Ralf: Du bekommst eigentlich immer irgendwas zugeschoben. Und Wünsche hab ich natürlich viele, ja. Slayer. (geht näher ans Mirko:) Slayer!!!
Kevin: Orange Goblin wären mal nicht schlecht. Die haben nie hier gespielt, richtig?
Ralf: Die haben noch nie hier gespielt, stimmt. Das Vergnügen hatten wir noch nicht. Klar hat man Wünsche, aber das ergibt sich immer so. Kommt drauf an wer grad auf Tour ist und wen du damit abfassen kannst oder was dir grad zu der Zeit gefällt. Aber direkte Wünsche hab ich momentan keine.
Kevin: Aber mal von den Bands abgesehen. Ich und die meisten anderen finden die Organisation hier passt einfach und man kanns nicht groß besser machen, aber habt ihr selbst vielleicht irgendwas im Kopf, was ihr verbessern wollt?
Ralf: Also ich denk man kann immer irgendwas besser machen. Aber die Leute sind hier versorgt und damit ist gut. Also man kann mich ja auch nicht auf den Kopf stellen.
Kevin: Eben, wenns läuft. Warum soll mans versuchen besser zu machen? Oder auf Zwang was zu ändern.
Ralf: Genau. Man versucht natürlich immer Kinderkrankheiten auszumerzen, aber eigentlich sind wir zufrieden wenns läuft.
Kevin: Im zehnten Jahr merkt ihr sicher, ich will nicht sagen dass das Ganze “zum Selbstläufer geworden ist”, dass ihr euch sicher einen Namen gemacht habt und somit alles reibungsloser abläuft?
Ralf: Also ich denke, es ist ein Begriff geworden. Und jeder der hier war, kommt auch im nächsten Jahr wieder, denke ich. Dann hat das Experiment doch geklappt! Ich seh hier oft Leute, die kenn ich schon seit zehn Jahren. Wir kennen hier inzwischen echt viele. Einige sogar beim Namen. Da müsste mir eigentlich der Kopf platzen.
Wir wollen hier eigentlich nur ein cooles Wochenende zusammen verbringen, weil man sich sonst auch unterm Jahr nicht oft sieht. Eigentlich ist es nur ein großes Familientreffen.
Stonerock.de: Vielen dank und viel Erfolg für die nächsten Jahre!
Ralf: Kein Problem! Vielen Dank!