Traveling Circle – Escape From Black Cloud
Verhallter Psychedelic-Rock aus Brooklyn
Escape From Black Cloud
Traveling Circle
In Brooklyn rennen mehr Hipster rum als in Berlin-Prenzlberg. Die Männer tragen Bärte und die Frauen dickgerahmte Brillen und alle glauben unter anderem, einen ausgefallenen Musikgeschmack zu haben. Der aber, ohne Namen zu nennen, ziemlich langweilig ist. Um so schöner, dass in diesem Umfeld eine Band wie Traveling Circle gedeihen konnte. Deren verquaster, von hohen Gesang und verhallten Gitarren geprägter Psychedelic Rock fand dann auch nur fernab der Heimat eine Plattenfirma – dem hochgelobten Berliner Label Nasoni, das auch nichts mit Hipstern am Hut hat. Wer sich nicht um Trends schert, für den ist Nasoni aber ein Gütesiegel.
2010 veröffentlichte die Band das Debüt Handmade House, auf dem eigentlich nur ausgewählte Songs ihrer Demos zusammengetragen waren. Gut, aber eine Band, der man Zeit geben musste. Das hat sich mit dem neuen Album Escape From Black Cloud nicht geändert. Der erste Song Higher glänzt zwar gleich mit einem monotonen, aber sehr infektiösen Riff, doch dann setzt der Gesang von Gitarrist Dylan Maiden ein und sein sehr hohes Falsett irritiert erst einmal. Geschmackssache, werden die meisten sagen.
Doch das Faszinierende ist, dass der Gesang im Laufe des Albums und erst Recht nach mehrmaligen Hören perfekt passt. Maiden kling mehr nach Curtis Mayfield als Rob Halford und die Kombination aus sphärischen Gitarrenklängen und der fast souligen Stimme entwickelt einen unwiderstehlichen Charme.
Am ehestens erinnert das an frühe Dead Meadow. Da bewegten sich die Songs auch meistens im getragenen Tempo und der Gesang war gewöhnungsbedürftig. Aber Traveling Circle kann man nicht mit Dead Meadow vergleichen. Die Band, zu der noch Schlagzeuger Josh Schultz und Bassist Charlie Freeman gehören, hat einen ganz eigenen Sound. Wer aber auf neuere Psych-Bands wie eben Dead Meadow, die Black Angels oder Assemble Head in Sunburst Sound steht, dem wird vermutlich auch Traveling Circle gefallen. Escape From Black Cloud ist ein wesentlich homogeneres Album als das Debüt. Bei der knappen Spiellänge von gerade mal 35 Minuten sollte man die Platte am besten ganz durchhören, denn sie hat einen gewissen Fluß, bei dem die Songs wunderbar ineinander übergehen. Neben Higher sind Closer, Rock This Feeling und Tears From The Soul durchaus herausragende Stücke.
1. Higher
2. The Candlelight Sway
3. Newborn Shadow
4. Green Spider
5. Closer
6. Willow Tree Fair
7. Rock This Feeling
8. Fountain of Time
9. Conduit is Closing
10. Tears From The Soul
Laufzeit: 34:59 min
Anspieltipps: Higher, Rock This Feeling
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