Blue Moon Festival 2012

Nachdem sich das Blue Moon Festival schon im Vorjahr als absolutes Highlight im Herbst herausgestellt hat, war eine Anreise nach Cottbus überhaupt keine Frage. Letztes Jahr in der Jugendherberge, dieses Jahr im Partner-Hotel. Wer sich die Kosten für das Hotel spraren möchte, hat dieses mal die Chance auf dem anliegenden Gelände des Chekovs zu campen. Eigentlich eine super Idee, die leider kaum genutzt wird. Schaut man sich das Lineup an, wundert es mich, dass in Cottbus nicht die Bude eingerannt wird. Dennoch ist die kleine Indoor-Halle bald mit gut gelaunten Musikliebhabern gefüllt, die die Gastfreundschaft von Veranstalter David dankend annehmen.

Freitag

Palm Desert

Palm Desert machen den Anfang. Kommen ja auch gleich aus der Ecke. Die Polen haben die undankbare Aufgabe den noch fast leeren Raum zu bespielen. Es dauert aber nicht lange, dann hat der straighte Stoner Rock Erste vor die Bühne gelockt. Nicht nur sound-technisch erinnern Palm Desert anfangs an Kyuss; der Frontmann imitiert ganz offensichtlich Garicas Bewegungen, wie man sie in alten Livemitschnitten zu sehen bekommt. Das wirkt etwas gestellt. Schnell lösen sich aber bei Band und Publikum die Hemmungen und beide feiern den Einstieg. Cooler Beginn.

Beam Orchestra

Dann kommen Beam Orchestra auf die Bühne. Die vom Pech verfolgte (man erinnere sich an den gemeinen Diebstahl des Bandbusses samt Equipment vor ein paar Monaten) junge Band legen super los. Dann reisst das Fell der Snare. Es wird Ersatz angefordert, woraufhin im Backstage wild durcheinander gerannt wird und kurze Zeit später ein Ersatz einer netten Spenderband erscheint. Dann geht es weiter und Beam Orchestra hauen richtig rein. Was den Sound vom gängigen Stoner abhebt, sind die kurzen Ausflüge in den Punk. Knallt.

Sungrazer

Spätestens jetzt bei Sungrazer ist der Bereich vor der Bühne gut gefüllt. Die Stoner-Lieblinge packen einen Knaller nach dem anderen aus. Ruhig stehen bleiben geht nicht. Das Party machen, nimmt der bzw. Die ein oder andere etwas zu Ernst. So sehen wir ein bekanntes Gesicht immer wieder die Bühne betreten bzw. Bestolpern, um Sanders Bassspiel aus der Nähe zu huldigen. Auch wenn das abundzu nervt und Mikrofonständer mal hier mal da zu Boden fallen, der Auftritt ist wie gewohnt fantastisch. Zum Ende dann noch Common Believer und alle drehen durch, was will man mehr?

Asteroid

Asteroid bekommen dann die Aufgabe, die Gäste in den Abend hinaus zu entlassen. Die Schweden mischen in ihren Songs, Jam-Rock, Folk-Einflüsse, Prägnante Gesänge und heavy Groove. Neben alten Bekannten wie River, Disappear und Silver Leaf gibt es auch einen noch nie gehörten Song. Alle tanzen und die gute Stimmung, mit der uns Sungrazer zurückgelassen haben, wird sogar noch besser. Die extra aus Schweden eingeflogenen Asteroid sind sichtbar glücklich zu performen und geben dem Publikum Energie, ebenso wie sie sie aufnehmen. Toll, toll, toll.




Samstag

Kalmen

Doom is in the house, mit der einzigen Frau des ganzen Festivals auf der Bühne! Mit einem sehr schleppenden Sound und ordentlich Bässen gibt es zu Beginn gleich mal was für die Hartgesottenen. Vom Sound her eifert die junge Band offensichtlich bekannten Doom-Größen nach. So ganz will der Funke dabei aber nicht überspringen. Für viele wohl einfach zu heavy, am frühen Abend.

Stonehenge

Nachdem Stonehenge aus Berlin schon Festivals wie das Desertfest oder Rotormania mitgenommen hat, ist es kein Wunder, dass sich ihr Sound und die Songs zunehmend verbessern. Mal heavy, mal psychedelisch, immer voller Dynamik, was nicht zuletzt dem Keyboard-Sound zu verdanken ist. Auch wenn Keyboarder Johannes quasi all sein Equipment vergessen hat, liefern die vier eine super Show ab und haben mit Sicherheit den ein oder anderen neuen Fan gefunden.

Heat

Einen Wahnsinnssound haben auch Heat. Richard, am Bass, kennt man von Samsara Blues Experiment, und Marco hat sich vom Schlagzeug (Grandloom) an die Gitarre gestellt. Insgesamt zu fünft, teilen sich die Langhaarigen die kleine Bühne. Mit ordentlich Dampf und Groove maschieren sie durch die letzten paar Jahrzehnte, nehmen Sabbath dabei mit, lassen diese aber irgendwann links liegen. Die Songs gehen darüber hinaus und geben was auf die Ohren.

Belzebong

Obwohl ich im Vorfeld nur gutes gehört habe, und mir die paar Minuten, die ich vor der Bühne stehe, gut gefallen haben, kann ich nicht lange zuhören. Das ist mir gerade einfach zu viel. Zu laut. Zu vernebelt. Alle anderen haben also Spaß, während ich mir eine Auszeit gönne.

Horisont

Das aus Schweden eine klasse Band nach der anderen hier antanzt, ist inzwischen bekannt. Aber selbst jetzt noch überraschen Horisont mit ihren Fertigkeiten an ihren Instrumenten. Man merkt, dass da harte Arbeit dahinter steckt. Irgendwo zwischen Psychedelic und klassischem Hard Rock ist das Ganze angesiedelt, und geprägt von Sänger Axels hohem Stimmorgan. Beeindruckt und macht Spaß.

My Sleeping Karma

Was soll man zu My Sleeping Karma noch sagen? Ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass die Aschaffenburger zur Zeit an einem Höhepunkt angekommen sind. Unermessliche Spielfreude, neue Songs und fetter Sound machen auch diesen Auftritt zu einem perfekten Beispiel, wie eine Liveshow auszusehen hat. Die meisten geben sich der Musik hin, und sind für gut 1 1/2 Stunden in einer anderen Welt. Alte und neue Songs halten sich dabei die Waage. M
Nachdem sich My Sleeping Karma dankend verabschiedet haben, müssen wir alle wieder aus der kleinen Welt im Chekov springen und im normalen Leben ankommen.

Ein, für die Größe, extrem gut organisiertes Festival, das in Sachen Promotion, Website und Aufmachnung ganz vorne mit dabei ist. Ein tolles Wochenende, mit tollen Leuten. Immer wieder gern.

Danke David.