My Sleeping Karma – Knittlingen/Cellarium – 7. Mai 2010
Nachdem mir die neue Platte Tri von My Sleeping Karma schon sehr gut gefiel, freute ich mich im April, dass die Jungs als Support von Brant Bjork auftraten. Leider fehlte dort der Keyboarder und als Vorband entwickelt man meiner Meinung nach meistens nicht die volle Leistung (nicht das der Gig in Stuttgart schlecht gewesen wäre!).
Trotzdem hab ich beschlossen mich einen Monat später nach Knittlingen zu begeben und dort einem Einzelkonzert von My Sleeping Karma beizuwohnen, um zu sehen ob es tatsächlich einen Unterschied macht.
Die Anfahrt erfolgte über weite Landstraßen und Zivilisation gab es eigentlich nur in Form von kleinen Käffern. Das dank dem Navi dann doch recht schnell gefundene „Cellarium“ stellt sich dann als Teil eines Hofes dar, wo Ziegen und Silos uns erwarten. Die Location selbst setzt sich aus einer kleinen Bar, einem tiefergelegten Gewölbe und einer kleinen, kleinen Bühne zusammen. Atmosphäre hatte das ganze schonmal. Beim Bier trinken und betrachten der Räumlichkeiten kommt dann auch irgendwann My Sleeping Karma eingetrudelt und baut schnell auf um sich dann eine Pizza neben uns zu gönnen.
Als Support an diesem Abend gab es Ax GENrich zu sehen. Ehemaliger Gitarrist der Krautrock-Legende Guru Guru. Dieser beginnt sichtlich nervös seine Solo-Impro-Nummern. Auch Ax arbeitet (ähnlich wie Lichens) mit mehreren Gitarrentracks die aufgenommen werden und dann immer wieder wiederholt werden um darüber eine weitere Ebene spielen zu können. Dies ist garantiert technisch anspruchsvoll und das Publikum lauscht größtenteils gespannt, aber unbedingt Spaß macht das ganze nicht. Hinterher konnte ich ihn abfangen und habe mich bedankt bzw. das Gitarrenspiel gelobt. Er selbst schien jedoch auch nicht ganz überzeugt gewesen zu sein. Es war schließlich auch eine Art Solo-Premiere. Trotz allem: interessant.
Sowohl der Auftritt von Axel Genrich als auch von My Sleeping Karma wurden von einer beeindruckenden psychedelischen Lichtshow begleitet. 5 Diaprojektoren, 2 Tageslichtprojektoren und ein alter Filmprojektor dienten dazu schichtenweise Licht, Film und Bild übereinander zu lagern, um so die Band visuell zu unterstützen. Die Gerätschaften wurden von 2 Männern live bedient und im Takt passend geändert. Das ganze hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wow!
Doch nun zum eigentlichen Act des Abends. Wir stellen uns ganz nach vorne und merken schnell, dass wir die Einzigen sind die stehen. Das lag vllt. daran, dass 90 Prozent der Zuschauer das mittlere Alter schon überschritten haben und wohl eher Stammgäste sind, als wegen der Band im Cellarium. Wir schaffen es jedoch die 10 anderen Fans von My Sleeping Karma zum Stehen zu animieren und dann gings auch schon los. Matte bedankt sich als erstes das wir nicht sitzen geblieben sind um uns darauf in ein psychedelisches Paralleluniversum zu schicken.
Gerahmt von den Lichteffekten bauen sich die Songs langsam auf und explodieren dann in Wahnsinnsriffs. Zwar hat jeder der 4 Jungs höchstens einen Quadratmeter Platz, diese lassen sich dadurch aber nicht stören und spielen mit einer Freude wie ich sie schon lang bei keiner Band mehr gesehen hab. Viele Titel vom neuen Album sind zu hören und gerade diese kommen gut beim Publikum an. Spätestens bei Tamas stehen plötzlich auch ältere Damen und Herren neben mir und tanzen in guter Seventies-Manier zu den Klängen der Band. Jeder Song wird lautstark bejubelt und My Sleeping Karma grinsen sich einen ab und laden alle ein später zusammen noch ein Bier zu trinken.
Gegen Ende tanzen dann alle um mich herum. Bei den heftigen Teilen der Songs entsteht sogar so eine Art sanftes Pogo, so dass die Kameraleute die am heutigen Abend am Start sind vorsichtig zurückweichen müssen (tatsächlich wurden beide Auftritte von 7 Kameras aufgefangen). Ich kann nicht genau sagen, wie lang die Jungs gespielt haben, da ich selbst auch in einer Art Trance gefangen war, aber es kam mir (zum Glück) sehr lang vor und für ein paar weitere Zugaben wurden sie dann auch nochmal auf die Bühne geklatscht.
Als ich mich anschließend noch kurz mit Seppi unterhalten hab, warn wir uns einig, dass der Auftritt um einiges besser war als in Stuttgart, was nicht nur am vorhandenen Keyboarder lag. Gitarrensoli gibt es bei My Sleeping Karma nicht, allgemein sind die einzelnen Songs musikalisch nicht super-anspruchsvoll zu spielen, wie etwa vllt. bei anderen Bands aus der Szene. Vielmehr ist hier das Gesamtbild wichtig; die Atmosphäre die die vier entstehen lassen, die einen geradezu einsaugt. My Sleeping Karmas neustes Album wird nicht umsonst von allen Seiten hochgelobt. Ein genialer Auftritt mit einer geilen Lichtshow und dabei immer super sympathisch.