The Flying Eyes – Köln, Underground – 28.11.11
Der Schweiß des Gigs ist noch nicht ganz getrocknet aber große Eindrücke soll man ja am besten zu Papier bringen, solange sie noch Frisch sind. Was wurde nicht schon alles über die Flying Eyes geschrieben. Der Sänger Will Kelly sei nur eine weitere Kopie Jim Morrisons und der einzige Wiedererkennungswert der Band liegt einzig und allein am mittlerweile schon hundertfach zitierten und mit den Flying Eyes schon fast in einem Atemzug genannten „Jim Morrison-Effekt“. Lasst es euch gesagt sein: alles Quatsch. Will Kelly hat es spätestens seit dem zweiten Album Done So Wrong geschafft, diesem übergroßen Schatten zu entspringen und seinem Organ eine eigene Farbe und Intensität zu geben, die man selten findet.
Aber kommen wir zum Wesentlichen. Sound of Liberation hat mal wieder zwei wunderbare Bands auf Reisen geschickt, die sich nun ihr Stelldichein im Kölner Underground gaben. Coogans Bluff eröffneten den Abend und das erste was einem auffiel, war, wie leer das Underground an diesem Abend zu sein schien. Ich habe nachgezählt, zu Beginn des Konzertes befanden sich sage und schreibe 28 (!!!) Leute vor der Bühne. Leider beweist es nur ein weiteres Mal, dass das Gros der Menschen schlicht und ergreifend offensichtlich keine Ahnung von guter Musik hat. Traurig aber wahr. Das positive daran: die Rostocker haben sich dadurch nicht im Geringsten aus der Ruhe bringen lassen, sondern das Ganze, wie es sich auch gehört, mit Humor genommen („Schön, dass trotz des Montagabends so viele Leute gekommen sind… wenigstens hat man so genug Platz um einen rum und an der Bar muss man auch nicht Ewigkeiten auf sein Bier warten… “). Ihr knapp einstündiges Set haben die Jungs dann auch ohne Fehl und Tadel durchgezogen wobei sie noch von einem Saxophon sowie einer Posaune begleitet wurden, was den Songs extrem gut zu Gesicht stand und ihnen in meinen Augen noch mehr Drive verlieh.
Nach einer kurzen Pause kamen dann die „Headliner“ des Abends auf die Bühne, The Flying Eyes. Die vier Mittzwanziger betraten ohne großes Aufsehen die Bühnenbretter. Fast so schleichend, dass die Hälfte des mittlerweile auf ungefähr 60 Leute (immer noch viel zu wenig, aber immerhin) angewachsenen Publikums noch vor dem Konzertraum des Undergrounds stand um sich noch schnell eine Kippe zu genehmigen.
Mit Death Don’t Make Me Cry wurde dann der Abend eingeläutet. Die harten, doomlastigen Gitarren zu Beginn des Songs bringen die Wände zum wackeln und treiben endlich die restliche Meute ins Innere, die wahrscheinlich von draußen die Scheiben des Clubs hat beben sehen. Schon beim ersten Song wird einem klar, dass die Band aus Baltimore, Maryland konzerttechnisch schon einiges auf dem Buckel zu haben scheint, so wie sie aufeinander eingespielt sind. Auf diesem hohen Niveau wird dann auch fortgefahren. Spätestens nach den ersten drei Songs ist vergessen, dass die Kapazität des Undergrounds um etwa das sechs- bis achtfache unterschritten wurde und die Band hat mittlerweile sichtlich Spaß daran gefunden, auch vor einem kleinen Publikum zu spielen. Ein gutes Konzert ist eben, was man daraus macht.Poison The Well bringt die ersten Leute zum Tanzen, wonach erst mal ein unveröffentlichter (Long Gone) und ein brandneuer Song (Raise Hell) zum Besten gegeben werden.
Den Leuten gefällt’s auch, zumal es nun auch an der Zeit ist, die Songs des Debütalbums der Flying Eyes abzufeiern. Mit dem groovenden Red Sheets und dem atmosphärischen Around The Bend wird der Nerv des Publikums getroffen. Die treibenden Rhythmen bringen die Ärsche zum wackeln und die hochgezogenen Gitarrenwände und Riffs die Matten zum schütteln. Nach kurzer Verschnaufpause in Form eines weiteren neuen Songs (Lowlands) bewegt sich die Band langsam aber sicher dem Klimax entgegen. Winter schlägt die Brücke zu den älteren Stücken der Band, die im Überknaller Lay With Me ihren Höhepunkt findet. Inklusive Sägen (!!!)-Solo vom Gitarristen Adam Bufano. Großes Kino! Done So Wrong und Don’t Point Your God At Me werden dann noch in eine Art Medley eingebaut und nach diesem mehr als 10 Minütigem Dauerfeuer aus Riffs, großen Gesten und Refrains verlässt die Band die Bühne. Um natürlich sofort wiederzukommen. Nach zwei Zugaben in Form von Bad Blood und Greed ist dann leider auch ein weiterer gelungener Konzertabend aus der Sound of Liberation-Schmiede zu Ende.
Ein paar Erkenntnisse konnten alle Beteiligten aus dem Abend gewinnen: Coogans Bluff und The Flying Eyes sind absolut großartige Livebands und ein Konzertabend kann auch riesigen Spaß machen, wenn man nur vor einer Handvoll Leuten spielt, beziehungsweise in der selbigen kleinen Meute steht. Deswegen meine Empfehlung: schaut euch, am besten jetzt, die Tourdaten an und kauft euch noch ein Ticket! Die Tour ist noch lang…