Tracker – How I became an Alien

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Drei Jungs aus den Tiroler Bergen lassen ein Debüt von der Leine, was wirklich vom ersten Höreindruck an zu überzeugen weiß.

How I Became an Alien

Tracker

Bereits 2009 erschien ihre in Eigenarbeit hergestellte EP Man Made Noise, die in einschlägigen Kreisen bereits mittelhohe Wellen geschlagen hat. Da die EP offiziell gar nicht erhältlich war, machte man sich schnellstmöglich auf die Suche nach einem entsprechenden Label und so wurde Sulatron Records zur neuen Heimat von Tracker.

Nun ist das offizielle Debüt How I Became An Alien dort erschienen, welches sowohl Songs der EP in überarbeiteter Version als auch neue Songs enthält.
Man schiebt die CD in den Player und nach einem kurzen Vorgeplänkel drängt sich im Opener Tight Fit schon ein erstes, bluesgetränktes Wüstenriff leise in den Vordergrund um Sekunden später vom Schlagzeug schon mit auf große Fahrt genommen zu werden. Dabei galoppieren Schlagzeug und Gitarre um die Wette und packen den geneigten Hörer sofort am Nacken und eher man sich versieht, galoppiert der Kopf mit. Strophen mit dem richtigen Grad an Coolness und einem Refrain, der haften bleibt machen aus dem Song einen absolut gelungenen Einstand. Persönlicher (und einziger) Wermutstropfen für mich an diesem acht Minuten langen Song ist jedoch, dass er eigentlich schon nach etwas mehr als vier Minuten vorbei ist, danach aber noch weitere viereinhalb Minuten durch einen schleppenden Noisepart inklusive Klavier (Keyboard?) etwas künstlich in die Länge gezogen wird.
In etwa wie ein Ritt auf der Achterbahn bei dem die Hälfte der Strecke bei verminderter Geschwindigkeit zurückgelegt wird: man kann zwar von oben besser die Aussicht genießen, einem fehlt aber der heftige Fahrtwind im Gesicht und der Adrenalin Spiegel begibt sich auch wieder zurück auf Normalniveau.
Recommended Fool kriegt aber nach dieser kurzen Durststrecke am Ende wieder die Kurve und schmeißt einem ein dreckiges Westernriff vor die Füße, was live sicherlich für leichte Nackenschmerzen sorgen könnte.

Weiter geht’s mit Blower. Grundgerüst für diesen acht minütigen Brocken sind ein sich zunächst repititierendes Riff und das schnelle Spiel der Hi-Hat des Schlagzeugs. Auf Sechzehntel-Ebene jagt die Hi-Hat den Rest des Trios vor sich her, die Gitarre spielt das Riff auf gleicher Geschwindigkeit wie die Hi-Hat wodurch der Song zusätzlich noch an Drive gewinnt. Nach etwas mehr als zwei Minuten kommt wieder ein Bruch ins schleppende, eine Wand aus Gitarre, Bass, Synthesizer und einem Kaossilator schraubt sich in die Höhe. Die Wand türmt sich weiter auf um schließlich nach einem gelungenen Crescendo völlig in sich zusammenzufallen um den Weg wieder freizumachen für die Hi-Hat auf Höchstgeschwindigkeit und einer abschließenden Fuzz-Solo-Orgie, bei der Luftgitarreneskapaden vorprogrammiert sind.
Das folgende The Hypnotized schlägt ein etwas langsameres Tempo an, macht seinem Namen mit hypnotischem Riff auf Dauerschleife alle Ehre und verpackt auf psychodelischer musikalischer Ebene sogar eine politische Message, die sich der gesellschaftlichen Lethargie gegenüber Missständen jedweder Art widmet.
Nächster Höhepunkt wäre Window Shopper. Eine Gitarrenlick, wie es die Stooges nicht dreckiger hinbekommen hätten eröffnet den Song und über seine volle Distanz von knapp sieben Minuten weigert, diesen Dreck abzuschütteln. Eine Bridge, aus Josh Hommes Feder hätte stammen können leitet zu einem eskalationsgeladenen Refrain über, der alles zersägt, was ihm in die Quere kommt.

Tracker haben hier wirklich ein gutes Debüt auf die Beine gestellt. Sie schaffen einen Spagat aus Fuzzrock, dicken Wüstenriffs, streuen hier und da psychodelische Spacerock-Eskapaden und hauen noch etwas Krautrock dazu. Das alles gelingt ihnen, ohne die Übersicht über den Song als Gesamtes zu verlieren und diesen Überfrachtet erscheinen zu lassen.
Abgesehen von dem ein oder anderem Noisepart, den man hätte kürzen können kennt How I Became An Alien nur einen Weg: aus dem Verstärker direkt über das Ohr in die Beine.
Zulegen!

1.Tight Fit (8:28)
2.Recommended Fool (4:20)
3.Blower (7:59)
4.The Hypnotized (5:42)
5.Impregnated Eye (6:34)
6.Window Shopping (6:43)
7.Deregulate (6:31)
8.Below Radar (8:28)
9.Blender (4:49)

Laufzeit: ca. 59 Minuten

Anspieltipps: Tight Fit, Recommended Fool, Blower

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7.5

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