Hellfest 2010 Clisson – Frankreich – 18.06. – 20.06.

Heute gibts meinen Festivalbericht zum Hellfest 2010, das seit 2006 nahe der französischen Atlantikküste, unweit von Nantes stattfindet. Cello, ich und zwei weitere Freunde (Steffen und Marco) haben beschlossen mit Bock-Tours im Reisebus dahin zu fahren, um uns ein paar Stonerbands und Rocklegenden reinzuziehen.

Wem der Bericht zu lang sein sollte, der kann auch nur über die Bands (rot) oder die Eigenheiten des Festivals (blau) lesen. Viel Spaß.

Donnerstag – Anreise (Helltrip Pt. 1)

Vom schönen Vogtland aus ging die Reise um die Mittagszeit erstmal in Richtung Bayreuth, um Cello einzusammeln. Von dort aus dann zum Nürnberger Busbahnhof, der die erste zentrale Haltestelle für den Bus war.
Dort angekommen hab ich mir erstmal nen Döner geholt und in der Dönerbude gleich das 10%ige Faxe ins Auge gefasst. Nachdem sich dann jeder so eine Literdose gekauft hatte, kam auch schon der Bus… und die ersten Probleme begannen… .
Wir vier hatten natürlich einen Haufen Gerümpel mit für die nächsten vier Tage. Den beiden Busfahrern sind fast die Augen ausgefallen, als die unser Zeug gesehen habem. Als sie dann sagten, das pro Reisendem nur ein Gepäckstück geplant ist war die Konfusion groß. Nach ca. 20 minütiger Diskussion und einigen Anrufen der Fahrer waren dann ein Sixpack Wasser und zwei Palletten Bier das einzige was zurückbleiben musste.
Zufrieden über unsere Überredungskünste nahmen wir zu viert in der letzten Reihe Platz, um uns umgehend unser Faxe-Starkbier in den Hals zu stellen. Während wir so losfahren und trinken, bemerken wir das wir die einzigen sind die sich ein Bier gönnen. Pflichtbewusst wie wir nun mal sind, trinken wir eben für den ganzen Bus mit und öffnen uns noch die ein oder andere 1,5 l Flasche aus der Tschechei. Das hatte dann allerdings zur Folge, dass wir an der zweiten Haltestelle in Stuttgart schon ziemlich einen sitzen hatten! (das wird Tim nach meinem Anruf bestätigen können).

Der Trolli

Aber in Stuttgart mussten wir uns trotzdem erstmal die Beine vertreten. Dabei fielen uns ein paar Penner an einer Bushaltestelle auf, die einige Taschen und Koffer auf einen Trolli gespannt hatten…zielstrebig bin ich auf sie zugegangen und startete sofort die Verhandlungen, da mir das Ding verdammt praktisch erschien. Bei 12 € konnten wir uns dann einigen und schon war das Ding unser!
Es sollte sich noch früh genug herausstellen, dass das die beste Investition an diesem Wochenende sein sollte.
Zurück im Bus gings dann weiter nach Baden Baden, der letzten Haltestell, bevors dann direkt nach Clisson ging. Dank dem guten Bier haben wir fast den ganzen Rest der Fahrt geschlafen (zumindest ich. Mein Schnarchen hat die Anderen wachgehalten).

Freitag – Die Ankunft, erste Eindrücke und der beste Trolli ever

Irgendwann gegen früh um neun waren wir dann endlich da. Kaum war das Gepäck ausgeräumt, kam auch schon so ein “Pseudo-Reiseleiter” von Bocktours auf uns zu und erklärte uns, dass er noch ca. 2-3 Stunden für die Tickets anstehen müsse! Das Gute an der Sache war, dass man auch ohne Bändchen bereits auf den Zeltplatz durfte und so teilten wir uns auf. Cello und Marco warteten auf die Tickets; Steffen und ich zogen aus, um einen Zeltplatz zu erobern. Der Erste Einsatz für den Trolli.
Zwei mit Bier gefüllte Reisetaschen, ein Tisch, ein Zelt, zwei Stühle und noch bissl Kram musste das arme Gestell die nächste Stunde aushalten. Vorbei an den ersten Dixi-Reihen bogen wir dann aufs Gelände ein und mussten feststellen: Da is ja alles schon voll!
Nachdem wir dann voll beladen einmal quer über ganze Gelände getrampelt sind hat sich noch eine kleine Anhöhe aufgetan, leicht ausserhalb des eigentlichen Zeltplatzes, aber doch recht nett. Vorallem der Blick auf die zwei Hauptbühnen gefiel und so machten wir uns daran die Zelte dort aufzubauen.

Die ersten Bands

Als dann alles Stand musste erstmal ein Bier her. Pisswarm und aus der Plasteflasche: scheissegal. So kurz nach Mittag gings dann das erste mal Richtung Festivalgelände um sich Crowbar auf der Mainstage 2 reinzuziehen

Crowbar

Die Sludge-Veteranen um Kirk Windstein hatten grade losgelegt als wir kamen und sahen genauso aus wie vor sieben Jahren, als ich sie zuletzt gesehen hab. Kirk hatte ein Type 0 Negative Shirt an und widmete auch gleich den Tonnenschweren Kracher Planets Collide direkt an den verstorbenen Pete Steele. Nach einem soliden Set quer durch die Diskografie der Band und einem insgesamt überzeugenden Gig in der brennenden Mittassonne gings erstmal zurück zum Zelt um sich nach der anstrengenden Reise ein bisschen zu aklimatisieren.

Metal Corner

Dann fiel uns aber noch die Metal Corner ein, von der wir gelesen hatten.
Ziemlich zentral an den Zeltplätzen gelegen, gab es ein abgetrenntes Areal mit gelegentlichen Gigs kleinerer Bands, Großbildleinwand, Gastronomie und Bierbänken die zum chillen einladen.
Dort haben wir die schmachvolle Niederlage der Nationalmannschaft gegen Serbien mit anderen Deutschen angeschaut. Das positive daran: in die Metalcorner durfte man sein eigenes Bier mitnehmen!
Alles in allem eine gute Idee die ich mir auch bei deutschen Festivals wünschen würde!

Impressionen aus der Metal Corner

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Monkey 3

So gegen 18.00 Uhr wollten wir dann ins Terrorizer-Zelt und die Schweizer Instrumentalband monkey3 anschaun. Das kleine Zelt war ca. zu 3/4 gefüllt, aber man kam bequem auch weiter nach vorne. Die Jungs haben bei gutem Sound schöne atmosphärische und verdammt rockinge Klänge erzeugt und wussten auch das Publikum zu überzeugen. ich war jedenfalls nach den 40 min doch leicht beeindruckt und verlies gut gelaunt das Zelt.

Erste Festivaleindrücke

Das Gelände

das Gelände mit den zwei Hauptbühnen. Unten rechts das Terrorizer-Tent

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Beim Hellfest gibt es ähnlich dem Wacken zwei große Hauptbühnen die direkt nebeneinander liegen, was den großen Vorteil hat, dass man zwei aufeinanderfolgende Bands mit nur fünf Minuten Umbaupause sehen kann. Etwas abgelegen gibt es dann noch das Rock-Hard-Tent in dem hauptsächlich Black/Death/Thrashmetal gespielt wird und dann noch das kleine Terrorizer-Tent das neben den wenigen Punk und Hardcore Bands eher unbekannten Gruppen Auftritte bietet. Vorallem ist es aber auf diesem Festival die Heimat des Stoner-Rocks!

Das Gelände


Außerdem gibt es wie bei jedem Festival haufenweise Dixies, Merch- und Fressstände, Autogrammstunden, Besoffene und all das was dazu gehört.
Außer: Müll! Nirgends auf diesem Festival war Müll zu sehen (abgesehen von unserem Zeltplatz) der Grund: freiwillige Helfer (zumindest hatten sie Volunteers Jacken an) liefen mit Säcken rum und sammelten den Müll auf, der dann auf Pick-Ups abtransportiert wurde. Ich fands zwar gut, aber doch sehr befremdlich! Ein Festival ohne Müll. Naja, wems gefällt.

Unser Zeltplatz (mit Blick auf die Hauptbühnen links)

Die Anhöhe für die Zelte der Erhabenen.

Bier gegen Tokens und Fritten ohne Ende

Langsam kam Hunger und Durst auf und so wurden die Fressmeilen mal genauer inspiziert. Da jedoch der Durst immer im Vordergrund steht, erstmal was zum Bierverkauf:
Statt wie auf anderen Festival seine hartverdienten Euros gegen Gerstensaft zu tauschen, musste man beim Hellfest erst sein Geld gegen sogenannte Tokens tauschen, mit denen man sich dann die Getränke kaufen musste. Sinnigerweise war ein Token einen Euro wert, weswegen sich mir heute noch nicht erschließt welchen Sinn das hatte. Cello und ich haben aus diesem Grund kein einziges Bier im Festivalgelände gekauft, vorallem da die Schlangen vor den Tokens-Banken immer lang waren. Wir haben ja sowieso schon seit Rock im Park den Trick, mit weiten Hosen vorzugehen und im Schritt eine Dose aufs Gelände einzuschmuggeln. Manchmal auch zwei. Rekord von Rock im Park war sogar drei.

Beim Essen ists ne ganz andere Geschichte: Das konnte man normal mit Geld kaufen. Die Auswahl war riesig, aber überall gabs (auf Wunsch) Fritten dazu: Döner, Chili, Baguette, Crepes…Alles. Ich glaub es gab auch Fritten mit Fritten. Dennoch konnte man sich über das Angebot nicht beklagen. Kommen wir direkt zum nächsten:

Preise auf dem Gelände

Das Essen bewegte sich in Preislagen zw. 3 € (Portion Pommes – was sonst) und 8 € (großes Chili mit – na klar: Pommes. Und alles in einer essbaren, riesigen Teigschale). Die Portionen der oberen Preisklassen waren entsprechend sättigend, so dass man nicht meckern konnte. Gefühlt war das Preis/Leistungsverhältnis leicht besser als hier zu Lande.
Bei Getränken musste man sich wie gesagt erst Tokens holen und extra noch (für einen Token) bei der ersten Bestellung einen Hellfestbecher, der dann für zwei Token (0,25 l) mit Bier gefüllt wurde. Ich fand die Getränkepreise allgemein zu hoch und die Tokens: Schwachsinn!

Kulinarisches gabs auch am Zelt.

In der äußersten Ecke vom Gelände war auch noch ein so genannter Extrem-Market ähnlich der deutschen Metalbörse. Unglaublich viel Merch, hauptsächlich von Metalbands und viel Black- Death und Thrash. Nach intensivem Suchen konnte man aber auch Perlen wie Black Sabbath T-Shirts finden und mit ein wenig Geschick konnte man auch handeln, obwohl das Merch-Stände sonst nie machen. Die Tricks werden nicht verraten.
Die Preise vom Merch allgemein unterscheiden sich kaum von deutschen. Shirts von 15-25 €,  neue LPs um die 20 € und gebrauchte Platten je nach Wert wie bei uns.

Nebenbei bemerkt, für das Festival Ticket löhnt man 119 €, die Reise (inkl. Ticket) mit Bock Tours von Nürnberg aus kostete 291 €.

Altrocker U.D.O. Dirkschneider beim Autogramme geben

The Devils Blood

Weiter gehts mit den holländischen Psychedelic-Rockern mit Hang zum Okkulten. Als sich alle sechs Bandmitglieder (drei Gitarristen) mit Schweineblut überschüttet hatten, wie sie vor jedem Gig machen, konnte der Spaß schon beginnen: Satanische Texte, aber mit wunderschöner 70’s Psychedelic Untermalung und traumhaften, ellenlangen Soli. Nur beim Sound schienen die Tontechniker mit den drei Gitarren überfordert, weswegen die eine Soloklampfe spürbar leiser war als die andere und der Bass auch leicht unterging, trotzdem ein guter, teilweise hypnotischer Gig und eine Frontfrau die den Aktionsradius eines Bierdeckels hat. Auf dem With Full Force werd ich mir nochmal ein Bild machen können, hoffentlich mit etwas besserm Sound.

So, der erste anstrengende Tag war gelaufen, noch zwei,drei gute Nacht-Biere und dann ab in die Falle.

Cello im Zelt (patriotisch)

Samstag – Von Jungrockern bis Rockopas

Der Samstag begann mit leichtem Nieselregen und ner großen Pulle Bier, wir saßen ca. ne Stunde im Zelt, als auf einmal die Sonne rauskam und das Zelt binnen 5 min in ne Sauna verwandelte. Also nix wie raus und Sonnencreme auf die gestählten Oberkörper ( = Bierbäuche).

Die Dixies

Wir hatten bis um fünf eigentlich Zeit, weil uns keine Band brennend interessiert, deswegen gings erstmal zum Scheißen… .

Ne Rolle Kackpappe untern Arm geklemmt und auf zu den blauen Einsitzern. Uns wurde schon am Freitag etwas von Wasserspülung erzählt und tatsächlich…naja…sowas in der Art zumindest. Eigentlich war es nur eine Handpumpe in Form eines Hebels, mit dem man die Chemiebrühe vom Grund hochpumpen konnte. Alles schön und gut, aber wenn das Dixie schon ein paar mal benutzt war, pumpte man damit eigentlich nur alte Scheiße wieder hoch und das stank erbärmlich.

Schlußfolgerung: Trotz Spülung genau wie bei uns: Man sollte Dixies nur nutzen wenn sie frisch entleert sind.

Ich hab noch ein sauberes.

Airbourne

Nachdem wir selbst auch frisch entleert waren wollten wir uns Airbourne auf der Mainstage 1 geben. Die Australier, die von vielen als Nachfolger von AC/DC gesehen werden, rockten sich auch von der ersten Sekunde den Arsch ab. Schweißtreibender Rock, der an manchen Stellen sogar besser klingt als bei den großen Vorbildern, fesselt die Zuschauer sofort. Eine Energieleistung erster Klasse, vorallem als Sänger Joel O’Keeffe mitsamt Gitarre die Bühne hochklettert, um auf nem wackligen Podest das nicht breiter war als nen Meter, sein Solo zu zocken. Auch ohne große Bühnenshow ein beeindruckender Gig der Jungrocker, ich war begeistert!

Slash

Nach ner kurzen Runde übers Gelände und während Nevermore auf Mainstage 2 spielten gings zurück zur ersten Hauptbühne, denn die erste Legende kündigte sich an. Niemand geringerer als Slash gab sich jetzt die Ehre das Hellfest zu rocken. Und wie er das tun sollte!
Mit im Gepäck hatte er einige talentierte junge Musiker und einen hervorragenden Sänger. Bei den ersten Nummern von Slashs Soloalben hatte er noch seinen eigenen Gesangsstil, aber als dann die Gunners und Velvet Revolver Cover gespielt wurden, hörte man sein Talent. Bei den Guns’n’Roses Songs dachte man Axl Rose steht auf der Bühne als er noch singen konnte und bei den Smashhits von Velvet Revolver klang er haargenau wie Scott Wieland…der stimmliche Höhepunkt war aber der Song By The Sword, den Slash seinerzeit mit dem Wolfmother Frontmann Andrew Stockdale aufgenommen hatte. Der Sänger konnte auch diese markante Stimme eins zu eins kopieren: Klasse Leistung.
Zum Gitarrenspiel von Slash brauch ich wohl nicht viel zu sagen, der Mann ist ein Gott und die Soli fliegen ihm noch wie vor 20 Jahren von den Fingern!

Der Gig war auf jedenfall DIE positive Überraschung für mich auf dem Hellfest!

Slash Setlist:

1. Ghost
2. Back From Cali
3. Nightrain (Guns N’ Roses cover)
4. Rocket Queen (Guns N’ Roses cover)
5. Sucker Train Blues (Velvet Revolver cover)
6. Nothing To Say
7. Civil War (Guns N’ Roses cover)
8. By The Sword
9. Slither (Velvet Revolver cover)
10. Sweet Child O’ Mine (Guns N’ Roses cover)
11. Paradise City (Guns N’ Roses cover)

Slash heizt ein

Alice Cooper

Nach dem obligatorischen Biertanken am Zelt machten wir uns auf den Weg zu Alice Cooper. Zwar kannten wir eigentlich nur die bekanntesten Songs, aber alleine den 62-jährigen Rock-Opa mal live zu sehen ist schon ein Erlebnis. Ein School’s Out Intro erklang und dann jubelten die Massen dem faltigen Saturn-Promoter zu. Der Gig ging insgesamt in Ordnung. Eine großartige Bühnenshow mit haufenweise Effekten und Klassiker wie School’s Out und Poison taten ihr übriges. Obwohl man dem Sohn eines Senators sein Alter deutlich anmerkt, rockt er noch ziemlich fett!

Alice Cooper Setlist:

1. School’s Out (Part)
2. No More Mr. Nice Guy
3. Under My Wheels
4. I’m Eighteen
5. Wicked Young Man
6. Ballad Of Dwight Fry
7. Go To Hell
8. Guilty
9. Cold Ethyl
10. Poison
11. From The Inside
12. Nurse Rozetta
13. Be My Lover
14. Only Women
15. I Never Cry
16. Black Widow Jam
17. Vengeance Is Mine
18. Dirty Diamonds
19. Billion Dollar Babies
20. Killer
21. I Love The Dead
22. Feed My Frankenstein
23. Elected
24. School’s Out

Danach gings abermals zum Zelt um nach dem Gute-Nacht-Bier in den schlafsäcken zu verschwinden

Sonntag – geschminkte Männer und 75% der besten Stonerband ever

Sonntag Mittag

Als wir kurz vor Mittag aus dem Zelt krochen brannte die Sonne schon wieder erbarmungslos runter. Zeit für ein Bier. Sogar Zeit für viel Bier, weil nix Gescheites spielte. Na gut, im Terrorizer-Tent spielten Bands wie Solace, Saviours, Black Cobra und Weedeater, aber da die alle auch zum SftU Line-Up gehören siegte die Faulheit und wir blieben sitzen um diese seltsamen Franzosen zu beobachten. Von Miniröcken, breit wie Gürtel, über Männer, die mit Weinpflanzen getarnt waren, bis hin zu Zentner schweren Weibern die singend über den Zeltplatz stampften war alles am Start.
Langsam mussten wir dann aber doch unsere Ärsche heben um zum Terrorizer-Tent aufzubrechen

Yawning Man

Ziemlich angeheitert, aber mit Not-Bier in der Hose gings ab zu Yawning Man. Mit Alfredo Hernandez saß das erste ehemalige Kyuss-Mitglied des Abends (es folgen noch drei) am Schlagzeug. Mario Lalli am Bass zählt auch zu den stilprägenden Musikern der Stoner-Szene.
Der Gig an sich war ziemlich geil. Ähnlich wie bei Monkey3 erzeugten Yawning Man meist sehr atmosphärische Klänge, die von ruhig bis rockig alles boten. Das Zusammenspiel der frei war sehr stimmig, das gut gefüllte Zelt nickte beschwingt im Takt, es roch überall nach Gras
(Zwischenthema: Gras – wird dort anscheinend mehr geraucht als normale Zigaretten) und das ganze artet zum “Genuss-Gig” aus. Man schließt die Augen und genießt einfach, bis man wieder von rockigen Parts geweckt wird. Mir hats auch ohne Gras sehr gut gefallen, freu mich schon auf den SftU Gig.

Mondo Generator

Halbe Stunde Umbaupause, dann kam auch schon Nick Oliveri (Kyuss-Meber No.2) mit seiner Band Mondo Generator auf die Bühne. Leider gab es nicht das Line-Up, das Cello sich so sehr gewünscht hätte, dafür aber eine Granate nach der anderen. Mit seiner wilden Mischung aus frühem Punk und dem Desert Rock seiner eigenen Jugend brachte Nick die Leute erstmals im Zelt zum pogen. Als dann noch QOTSA und Kyuss-Stücke gespielt werden geht die Meute entgültig steil und nach einem klasse Gig muss erstmal kurz der Schweiß trocknen. Eine gute Gelegenheit dazu gibt uns…

Mondo Generator

Brant Bjork

Also ich muss zuerst erneut zugeben das ich noch nie groß Zugang zu den Soloalben des Bro gefunden hab, mit Ausnahme von Somera Sol, die noch am stonigsten ist. Aber nachdem ich ihn jetzt zwei mal live gesehen hab werd ich das ändern müssen! Ein sehr kraftvoller, stimmungsgeladener und mitreissender Gig des Bro (Kyuss Mitglied Nr.3 heute). Druckvoller Sound (im Gegensatz zu einigen Solo-Alben halt) und ein, für seine Verhältnisse, aufgedrehter Frontmann machen den Gig zu einem verdammt dreckigen, in Wüstensand getauchten Erlebniss. Eine ebenso aktive Band unterstützt jeden Song mit großer Hingabe, es werden lange Haare geschwungen, Joints geraucht und etliche Teufelshörner in die Luft gereckt. Nix wars mit Schweiß trocknen. Neben Slash die zweite positive Überraschung des Festivals!

Lautstärke

Also ab zum Zeltplatz und chillen. Denkste!
Weil Motörhead spielen und man den Sound spürt. Aber nicht in der ersten Reihe, sondern auf dem Zeltplatz. Jede Note, jedes Wort versteht man wenn nicht gerade eine seltene Windböe etwas verwischt.
Aber auch vor den Bühnen ist es das ganze Festival über laut. Verdammt laut!  Ich benutze zwar keine Ohrstöpsel (schon in Bandzeiten und ich mags auch so net) aber die hatte ich auf anderen Festivals auch nie. Und im Vergleich dazu ist das Hellfest das lauteste Festival das ich bisher besucht hab. Aber scheiß drauf, Dienstag war zwar Tinnitus angesagt, aber der is auch schon wieder weg.

Aber grad ist eh alles egal. Weil jetzt gehts wieder vor!

Na gut, zwei Lieder kann ich auch kurz bei…

KISS

…stehenbleiben, kurz gesagt, krasse Bühnenshow, immer noch gut drauf die Jungs. Aber ich hab besseres vor:

Garcia Plays Kyuss

Nachdem an diesem Sonntag, vorallem im gleichen Zelt, schon soviel Kyuss-Vibes waren, fehlt nur noch die “Stimme unserer Szene” John Garcia steht uns bevor. Nach dem grandiosen Gig in München bin ich schon so voller Vorfreude, aber der Gedanke das es zu einer teilweisen Reunion kommen könnte macht mich regelrecht hibbelig! Alles beginnt wie gehabt: die holländischen Aushilfsmusikanten (ja, die habens trotzdem drauf) beginnen mit Asteroid. Schöne Instrumentalnummer, aber es ist Zeit für Kyuss-Mitglied Nr.4 heute! Und unter tosendem Applaus und Teufelshörnern betritt er die Bühne: John (“where’s my Snow?”) Garcia!
Ich habs schon nach dem München-Gig gesagt, egal was über ihn behauptet wird, für mich ist er ein Gott. Vor dem München Gig war ich selbst skeptisch, aber diese Stimme, DIE STIMME! Arschgenau wie schon fast 20 Jahre vorher. Kein Stück schlechter. Immer noch so markant, manchmal aggresiv, manchmal zum dahinschmelzen!

Es reiht sich Hit an Hit. Die Stimmung ist grandios. Das Zelt brechend voll und trotzdem steht man bequem. Kurz die Augen schliessen und geniessen! Plötzlich kündigt der ansonsten wortkarge Garcia einen “Special Guest” an! Man kann die Spannung fühlen, die in der Luft liegt! Dann die Worte “Welcome Nick Oliveri” Jubel bricht aus. Ich guck zu Cello rüber. High Five Alter! Deswegen sind wir hergefahren!

Mit Oliveri wird dann Freedom Run gespielt. So ein verdammt geiler Song. Fast acht Minuten sieht man die Hälfte von Kyuss. Und schon verschwindet der Glatzkopf wieder hinter der Bühne. Weiter gehts im Set: Klassiker wie Spaceship Landing, One Inch Man, Allen’s Wrench und Supa Scoopa and mighty Scoop reihen sich aneinander. Mir wird da erstmals klar das 80 % der Kyuss-Songs einfach nur Klassiker sind!
Die Uhr sagt mir, das es langsam dem Ende entgegen geht, als John Garcia erneut einen Special Guest ankündigt! Ich halts schon fast nimmer aus. Brant Bjork kommt lässig daher und setzt sich hinters Drumkit. Ich dachte schon: Schade, sieht man doch net drei gleichzeitig. Dann hör ich nur noch “and welcome again: Nick Oliveri” ich bekomm Gänsehaut. Keine normale: ÜBERALL! Da stehen sie vor mir, 75 % Kyuss! Green Machine wird angestimmt. Mir kommt eine kleine Träne aus dem Auge. Wieder der Blick rüber zu Cello. Wieder High Five. Endlich! Nur aus der Vermutung heraus, dass genau das geschieht, haben wir schließlich die ganzen Strapazen auf uns genommen und es ist passiert! Es passiert gerade wieder beim Schreiben. Wieder diese Gänsehaut. Leicht feuchte Augen. Ich lebe den ganzen Scheiß einfach und es war der größte Konzertmoment den ich erleben durfte (knapp vor RATM).

Der Gig ist vorbei. Die Menge klatscht noch 5 min nachdem Garcia weg ist. Fordert eine Zugabe und das lautstark.
Er kommt tatsächlich wieder, schon 15 min überzogen. Dann die Diskussion mit den Veranstaltern. Garcia blickt hinter die Bühne. Bettelt regelrecht noch einen Song spielen zu dürfen. Das Publikum unterstüzt ihn. Vergebens. Die Veranstalter bleiben hart.

John bedankt sich nochmal artig für diesen Gig, den er selbst wohl auch so schnell nicht vergessen wird!

Die ganze Aktion Garcia Plays Kyuss ist in Europa bisher ein voller Erfolg. Ausverkaufte Konzerte, wohin man sieht. Teilweise musste in größere Hallen verlegt werden. Brant Bjork als Support und Stammgast bei Green Machine. Jetzt noch Oliveri mit dabei!
Bitte, Josh. BITTE, macht eine Reunion. Tausende wünschen sich nichts sehnlicher.
Es muss kein neues Album sein, das wäre vllt sogar das dümmste. Einfach touren. Am besten drei Jahre und dann könnte die größte Stoner-Band der Welt erneut aufleben.

schwer zu erkennen: 75 % Kyuss in Aktion

Garcia Setlist:

01 ) Asteroid
02 ) Thumb
03 ) Hurricane
04 ) One Inch Man
05 ) Freedom Run (mit Nick Oliveri)
06 ) Supa Scoopa & Mighty Scoop
07 ) Spaceship Landing
08 ) Allen’s Wrench
09 ) Gardenia (mit Nick Oliveri und Brant Bjork)
10 ) Green Machine (mit Nick Oliveri und Brant Bjork)
11 ) 100 Degrees
12 ) El Rodeo
13 ) Whitewater

genug geschwärmt, der Bus holt uns in ner Stunde. Nochmal kurz an Kiss vorbei. Alles schön: God Gave Rock’n’Roll To You und Rock’n’Roll All Nite, waren besser als ich dachte. Hatte nie groß was mit Kiss am Hut.

Kiss-Setlist:

1. Modern Day Delilah
2. Cold Gin
3. Let Me Go, Rock ‘N’ Roll
4. Firehouse
5. Say Yeah
6. Deuce P
7. Crazy Crazy
8. Calling Dr.
9. Shock Me
10. I’m An Animal
11. 100,000 Years
12. I Love It Loud
13. Love Gun
14. Black Diamond
15. Detroit Rock City
16. Encore:
16. Lick It Up
17. Shout It Out Loud
18. I Was Made For Lovin’ You
19. God Gave Rock ‘n’ Roll to You
20. Rock And Roll All Nite

Dann war auch das vorbei. Nochmal großes Feuerwerk am Schluß und dann zum Zelt, alles schnell abbauen und zum Bus.

Feuerwerk 😯

Nach 19 Stunden Rückfahrt wieder in den Armen meiner Freundin: stinkend, braungebrannt und überglücklich!

see you next year

euer Kev

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