Burning Earth Festival 2011 – Festsaal Kreuzberg, Berlin
So liebe Leute, es wird langsam Zeit, dass ich euch vom Burning Earth Festival berichte. Das Festival wurde im Festsaal Kreuzberg dieses Jahr zum ersten mal veranstaltet, und wenn man sich die illusteren Namen auf dem Flyer ansieht, weiß man auch warum es schon jetzt zum Pflichtprogramm aller Heavy-Rock Fans zählen sollte. Aber einen kleinen Wermutstropfen gibt es doch, Hypnos 69 mussten leider im Vorfeld aufgrund Band-interner Probleme absagen. Aber mit The Flying Eyes wurde ein ordentlicher Ersatz an Land gezogen. Mehr Informationen über das Festival erfahrt ihr ausserdem im Interview mit Veranstalter David Kopsch, und zwar hier!
Nach der weiten Anreise aus Ingolstadt musste ich mir mit meiner Freundin erstmal die Füße vertreten und einen Happen essen, bevor wir ca. eine Stunde vorm offiziellen Einlass den Festsaal betraten. Es herrschte reges Treiben auf der Bühne, wie Ameisen wuselten die Mitarbeiter und bereiteten alles für die 6 Bands vor. Der Festsaal an sich ist eine herrliche Location. Familiäres Flair, ausreichend Platz und eine schönbe Loge, von der aus auch alle unter 1,75m jedes Detail auf der Bühne bestaunen können.
Nachdem sich dann gegen 19 Uhr schon einige Zuschauer eingefunden hatten, ging es auch schon los. Den Auftakt machten die Dresdner…
Stonehead
Die Vier Newcomer spielten Stücke von ihrer neuen EP Dead Leaf. Die Songs waren recht metalllastig und gingen gut nach vorn, leider war der Großteil des Publikums noch im Winterschlaf und schaute sich das ganze zurückhaltend von den hinteren Reihen aus an, schade. Vorallem weil die Band sich wirklich alle Mühe gab mit dem Publikum zu interagieren. Man merkte den Jungs dem Spaß am spielen wirklich an und sie haben alles gegeben. Ihr wuchtiger Mix aus Metal und Stoner fand dann auch Anklang und einige Leute wurden auch langsam warm, applaudierten fleißig und gingem beim klasse Groove der Band mit. Aber auch vor Experimenten schreckten Stonehead nicht zurück, und so konnte man auch ein Didgeridoo-Intro bei einem der Songs bestaunen. Eine grundsolide Leistung der Band, die sicherlich noch von sich hören lassen wird.
Weiter gings mit der Band, die netterweise für Hypnos 69 eingesprungen ist:
The Flying Eyes
Die Psychedelic Blues Rocker aus Baltimore boten ihre gewohnt jammigen Songs dar. Anfangs mit einer etwas düsetren Grundstimmung, so dass sich ein tonnenschwerer Bleiblues in die Gehörgänge der Zuschauer bohrte. Nicht so hippiesk wie bei anderen Bands, sondern etwas ernsthafter und schwermütiger. Aber gerade deswegen so interessant. Gegen Mitte des Gigs wurde dann aber alles etwas jammiger und lockerer, trotz kurzer technischer Probleme an der Gitarre (was aber auch der einzige kleine Aussetzer des Tages bleiben sollte). Dann wurde auch noch mit Fuchsschwanz und Geigenbogen experimentiert, bevor das Publikum die Band zufrieden verabschiedete. Auch ein sehr gelungener Auftritt der Amis.
Die nächsten im Bunde waren dann…
Grandloom
Trotz vieler Empfehlungen im Vorfeld, kam ich einfach nicht dazu, mal bei Grandloom reizuhören. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte. Weil der Instrumentale Stoner des Cottbuser Trios einfach voll auf die Zwölf zielte! Wuchtige Riffs die einem ne leichte Gehirnreschütterung verpassten plus einem Headbangfaktor hoch Zehn, der die Nackenwirbel im Kreise drehen ließ. Kurz gesagt: Die Überreaschung des Abends für mich! Die meisterhaft zelebrierten Riffgewitter gingen mit chilligen Jampassagen einher, so dass auch die Abwechslung nicht zu kurz kam. Das Matrial stammte vom neuen Album Sunburst, welches am 1. Mai erscheinen wird und über das es bald von mir zu lesen gibt, also seit gespannt! Der Gig der Drei wurde jedenfalls vom Publikum zurecht mit Begeisterung aufgenommen. Die Haare flogen, die Köpfe wippten und die Biere wurden hastig geleert, so dass sowohl Band als auch Zuschauer zufrieden die nächste band begrüßen durften:
Samsara Blues Experiment
Die Jungs von Samsara betraten gewohnt gelassen die Bühne, genug Live-Erfahrung haben sie ja mittlerweile in Europa und den USA sammeln dürfen. Wie nicht anders zu erwarten, zogen die Psychedelic/Stoner Nummern mit den ausufernden Soli und den langgezogenen Jams das Publikum sofort in den Bann. Vorallem viel neues Material vom kommenden Album, das laut Aussagen der Band im Herbst diesen Jahres erscheinen soll. Der Gig an sich war wie so oft tadellos. Es hat den Anschein, als würde das Zusammenspiel der Vier wird von Tag zu Tag besser. Alles ist sehr stimmig, trotz der Songs, die teilweise die Länge einer durchschnitlichen Mittagspause erreichen, tritt keine Langeweile auf. Die große Zukunft habe ich ihnen ja schon voriges Jahr zum Stoned From The Undeground prognostiziert. Mit erscheinen des neuen Albums und einer ausgiebigen Tour wird es dann wahrscheinlich soweit sein! Gut zu wissen, das solche Bandperlen aus Deutschland immer mehr und besser werden.
Weiter gehts zum unangefochtenen Headliner des Tages:
Orange Goblin
Es ist das erste mal, das ich die Gelegenheit habe die Vier Briten live zu sehen. Als ich nach einem ausführlichem Gespräch mit Lonely Kamel aus dem Backstagebereich heraustaumele, sitz OG Sänger Ben Ward hinten am Rand der Bühne. Unansprechbar vertieft in den bevorstehenden auftritt. Hochkonzentriert ist seine einzige Gesellschaft eine halbvolle Jim Beam Flasche. Man merkt ihm das Lampenfieber an, aber das macht ihn so sympathisch und menschlich, auch nach 15-jährigem Bandbestehen noch aufgereget zu sein und einfach nur das Beste geben zu wollen. Als OG dann die Bühne betreten toben die Beifallsstürme, immerhin ist es das einzige Deutschland-Konzert in diesem Jahr. Aber bei dem lassen sie es richtig krachen! Die Setlist besteht aus einem Mix quer durch die komplette Bandgeschichte. Nur vom neuesten Album Healing through Fire wird einzig ein Song gespielt, dafür aber der geniale Überhit Ballad Of Solomon Eagle mit seinem nackenmuskelvernichtenden Eingangsriff. Der Rest sind Klassiker, wie sie unten aus der Setlist entnommen werden können. Die Band hat einen Heidenspaß bei dem Auftritt, das Publikum geht ab wie 400 Zäpfchen und jeder Song wird mitgegrölt. Die gute Laune ist kaum zu überbieten und so lässt sich Sänger Ben zum ausgiebigen Crowdsurfing hinreissen (und der Typ ist ein ganz schöner Bär!). Der ca. 1,65m kleine Gitarrist Joe Hoare spielt sich den Arsch ab und interagiert durchgehend mit der ersten Reihe. Und das obwohl er bereits seit 2004 die Arbeit von zweien zu verrichten hat, weil ja damals der zweite Gitarrist Pete O’Malley ausgestiegen ist. Die Rhythmussektions um Martyn Millard am Bass und Chris Turner hinter den Kesseln liefern mit ihrem tighten Zusammenspiel das Grundgerüst für die heftigen Stonermetal-Stücke und geben sich verspielt bei den eher psychedelischen Songs. Vor dem Höhepunkt des Gigs Scorpionica durften sich eingefleischte Black Sabbath Fans noch über ein schönes extra freuen, weil die Band Symptom Of The Universe zum besten gab. Das Cover wurde 2009 im Zuge einer Compilation vom Metal Hammer Magazin aufgenommen und wird seitdem ab und an mal live gespielt. Nach diesem genialen Auftritt blieben keine Fragen mehr offen, ob die selbsternannte “größte Undergroundband der Welt” ihren Titel zurecht trägt. Und wem doch noch einige Fragen auf den Nägeln brennen, der findet im Interview Mit Ben Ward und Martyn Millard sicher die Antworten. Unter anderem bezüglich des kommenden Albums und den Tourplänen der Band.
Setlist:
1. Solarisphere
2. Ballad of Solomon Eagle
3. Shine
4. Alcofuel
5. Red Web
6. Cosmo Bozo
7. Hard Luck
8. Magic Carpet
9. They come Back (To Take The Living)
10. Aquatic Fanatic
11. Some You Win…Some You Lose
12. Blue Snow
—————————————
13. Time Travelling Blues
14. Symptom Of The Universe
15. Scorpionoca
Um den Abend abzurunden und der schwitzenden Meute den Rest zu geben, durften jetzt…
Lonely Kamel
…die Bühne entern. Die Norweger legten dieses Jahr einen ordentlichen Siegeszug durch die deutschen Gefilde hin. Als Gäste bei den extended Shows der Up In Smoke Tour Vol. I und bei gutbesuchten Einzelkonzerten machten sie sich hierzulande einen Namen. Aber nach dem Orange Goblin Auftritt von gerade eben sahen sie einen nahezu leergefegten Festsaal vor sich. Doch es gab keinen Grund zur Angst, die meisten Leute mussten nach Fünf Bands erstmal Luft schnappen und die ein oder andere Spaßzigarette durchziehen. Und so kam es dann auch, dass zu den ersten Klängen der Band sich die Leute schnell wieder vor der Bühne einfanden. Sonst hätten sie ja auch einen klasse Auftritt verpasst! Der treibende Stonerblues des Osloer Quartetts bringt die erschöpften Körper dann aber dazu, auch die letzten Reserven zu mobilisieren. Zu Songs des ersten, selbstbetitelten Albums (I’m Your God, Don’t Piss On The Lizard) gesellten sich auch einige des zweiten Longplayers Blues of the Dead. Die Band leistete sich keine Fehler, Thomas Brenna ist der geborene Frontmann und die Songs gehen schön ins Blut. Die gelungene Mischung aus Stoner und Blues ist recht leicht verdaulich und verlangt den Leuten um die Uhrzeit auch nicht zu viel ab. Nach einer knappen Stunde verlässt uns somit auch die letzte Band des heutigen Abends. Wer noch mehr über die norwegischen Senkrechtstarter im Erfahrung bringen will, dem sei folgendes Interview nahegelegt. Hier gibt es wissenswertes über die Entstehung, die Gründe für den plötzlichen Erfolg, die Zukunftspläne und einige lustige Anekdoten zu lesen. Viel Spaß!
Alles in allem ist zu sagen, das bestimmt nicht nur ich sehr beeindruckt von der ersten Auflage des Burning Earth Festivals war. Es hat einfach alles perfekt zusammengepasst! Die Stimmung war vom ersten Akkord bis zum letzten Beckenschlag durchweg spitze. Die Organisation war spitze, die ganzen fleißigen Helfer haben einen super Job gemacht, auch am Sound gabs nichts zu beanstanden. Selten wurde ein Zeitplan so genau eingehalten. Die Location hätte passender nicht sein können und auch das Preis/Leistungs-Verhältnis (18€ im VVK) ist fast nicht mehr zu toppen. Kurz gesagt: Saugeil!!! Das ich ab jetzt jedes Jahr die 500km Anreise auf mich nehmen werde ist fast schon selbstverständlich!
Besonders bedanken möchte ich mich an dieser Stelle nochmal bei David für die nette Einladung, Speiß und Trank. Bei den sympathischen, gut gelaunten und gesprächigen Bands. Und natürlich bei meiner Verlobten Peggy für die tollen Bilder.
See ya next year, folks!
Kevin
Und hier nochmal für euren Informationsdurst die Interviews und alle relevanten Homepages:
Interview mit David Kopsch
Interview mit Lonely Kamel
Interview mit Orange Goblin
Stonehead
The Flying Eyes
Grandloom
Samsara Blues Experiment
Orange Goblin
Lonely Kamel