Archive for Mai, 2014

Greenleaf – Trails & Passes

Greenleaf

Schwedischer Riff-Tribut der Sonderklasse

Greenleaf

Trails & Passes

Gerade mal 2 Jahre nachdem Nest Of Vipers rauskam, kredenzen uns die 4 Schweden aus Borlänge ihr neues Meisterwerk Trails & Passes. Die beiden einzigen beständigen Band- und Gründungsmitglieder Tommi Holappa (git/Dozer) und Bengt Bäcke (bass/Studiotechniker für Dozer, Demon Cleaner, Lowrider) sind natürlich immer noch an Bord. Aber mit Arvid Jonsson (voc) und Sebastian Olsson (drums) dürfen wir zwei neue Bandmitglieder begrüßen. Vor allem der Wechsel am Gesang ist nachvollziehbar, weil Oskar Cedermalm mit seinen Truckfighters gerade in andere Sphären des Erfolgs aufbricht.
Aber gehen wir mal auf die Musik ein! Wenn man eine neue Greenleaf Veröffentlichung in Händen hält, bekommt man das, was man erwartet: Ein solides Rock-Album, genau wie die Vorgänger. Die Schweden sind da das krasse Gegenteil von Bands wie QOTSA oder Metallica, bei denen jedes Album im Vergleich zum Vorgänger anders klingt. Greenleaf haben einen eigenen, beständigen Stil gefunden und gerade das macht sie auf sympathische Art bodenständig. Es tut gut, wenn man merkt, dass sie nicht um jeden Preis ihre alten Alben toppen wollen. Sie wollen einfach nur solide, gute Musik machen und darin sind sie großartig!

Der typische Greenleaf Sound hat seine Wurzeln in den guten alten 70ern, wird aber von kräftigen Stoner-Riffs und psychedelischen Zwischenspielen ordentlich aufgepeppt. Trotz der beiden Neuzugänge ist die Chemie im Zusammenspiel der Band fantastisch. Bengt und Sebastian legen mit unglaublich groovigen Rhythmen ein standfestes Fundament für die Songs, als würden sie schon 20 Jahre zusammenspielen. Tommi hat ohnehin seinen ganz eigenen Stil, den die meisten bestimmt als Dozer-mäßig beschreiben würden, aber es ist nunmal schlicht und einfach der Tommi-Stil. Er ist einer der wenigen Gitarristen, der diesen gewissen Wiedererkennungswert in seiner Spielweise hat. Schwere Fuzz-Riffs und eingängige Melodien finden sich zwar bei tausenden anderen, aber ich höre Tommi’s geilen Sound sofort heraus. Last but not least ist der neue Sänger Arvid viel mehr als nur eine Vertretung für Oskar. Er hat eine großartige Stimme und passt wie der Arsch auf den Eimer im Greenleaf Musik-Universum. Stellenweise befördert er alleine die Songs auf ein anderes Level. Wie auch immer, er ist die perfekte Wahl für Greenleaf!

Das ganze Album ist ein gewaltiger Heavyrock Tribut an die 70er bis zur heutigen Zeit. Es gibt keine Schwachstellen oder Songs, die unangebracht scheinen, keine aufgesetzte Abweichung ihres Sounds um vielleicht ein paar Fans mehr zu erhaschen. Es ist einfach nur die Musik, die diese Typen spielen wollen, das kommt einfach nur echt und ehrlich rüber was sie machen und das kann man auch spüren während man sich das Album anhört! Aber einige Songs stechen dennoch heraus, vor allem der längste Titel With Eyes Wide Open. Ein trippiges Intro mit viel Hall auf der Klampfe geht in einen Bass-lastigen Groove-Part über. Die Rhythmus-Sektion trägt den Song weiter während Tommi das Ganze spärlich mit ein paar Effektspielereien unterstützt. Arvids verträumter Gesang steigert den Song bis er zu einem wahren Riff-Monolith wird! Wahnsinn! Natürlich könnte das Stück auch auf einem beliebigen Dozer Album landen, aber wie bereits erwähnt geht das zu Lasten von Tommi’s Spielweise! The Drum andererseits könnte als Hommage an großartige Schlagzeuger wie Bonzo oder Bill Ward durchgehen…Hut ab Mr. Olsson! Our Mother Ash hat diese geilen Gute-Laune-Schwingungen in seinem kraftvollen und temporeichen Verlauf und der Titeltrack am Schluss vereint noch einmal alle Vorzüge der Band.

Also, Gratulation nach Borlänge! Gute Arbeit! Und es ist auch gut zu wissen, dass Greenleaf sich selbst treu bleiben und keine riskanten Experimente wagen! Trails & Passes ist keinensfalls nur für Stonerheads oder Retro-Fans, sondern für all diejenigen, die ehrliche, selbstgemachte Rockmusik zu würdigen wissen! Ihr könnt das Album direkt hier bei Small Stone Records bestellen. Und sichert euch auch rechtzeitig Tickets für die anstehende Europatour der Jungs hier!

1. Our Mother Ash (3:14)
2. Ocean Deep (5:32)
3. Equators (3:31)
4. Depth Of The Sun (4:38)
5. Humans (4:29)
6. With Eyes Wide Open (8:06)
7. The Drum (2:54)
8. Bound To Be Machines (4:15)
9. Trails & Passes (5:40)

Laufzeit: 42:19 min

Anspieltipps: With Eyes Wide Open, Our Mother Ash, The Drum

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Sweet Apple – The Golden Age of Glitter

Sweet Apple - The Golden Age Of Glitter

Auf Album Nummer Zwei setzt die All-Star-Band von 90er-Musikern ihrer Huldigung der 70er fort.

The Golden Age Of Glitter

Sweet Apple

Schon das Cover von Sweet Apples Debüt Love & Desperation – eine unverhohlene Hommage an Country Life von Roxy Music – unterstrich den Einfluss der 70er auf die Band. Mit The Golden Age of Glitter weichen J Mascis (Dinosaur Jr, Witch), Tim Parnin (Cobra Verde), John Petkovic (Cobra Verde, Guided By Voices) und Dave Sweetapple (Witch) nicht von dem Konzept ab – sie haben nur weiter daran gefeilt.

War das erste Album noch gefüllt mit straighten, schnell gespielten Powerpop, so finden sich auf dem Nachfolger auch langsamere Songs wie Let’s Take The Same Plane und ein durchaus radio-taugliches Stück wie Wish You Could Stay (A Little Longer) – mit Mark Lanegan als Co-Sänger. Trotzdem bleibt die zentrale Aussage von Sweet Apple die Liebeserklärung an 70er-Bands wie Big Star und die frühen Cheap Trick sowie ihren Schülern aus den 90ern wie die Posies und Gumball.

Wie es bei derart routinierten Musikern nicht anders zu erwarten war, ist die Hommage perfekt ausgeführt. Da hätten sie es sich eigentlich ersparen können, die Selbstironie an einigen Stellen durch Fake-Jubel und aufgesetzte Pseudo-Anfeuerungen („Is there anybody out there?“) zu unterstreichen. Das schmälert etwas den guten Eindruck solch konsequent durchgespielter Songs wie I Surrender und Another Desert Skyline (klasse Psycho-Garagen-Blues).

So wie sich das Album musikalisch an den 70ern orientiert, so dreht es sich in den Texten häufig um die Highschool-Zeit der mittlerweile gestandenen Musiker. Reunion oder Under The Liquor Sign wären da zu nennen. Sechs Musikvideos soll es zu dem Album geben und eigentlich könnten alle aus Szenen aus Richard Linklaters Film Dazed & Confused zusammengeschnitten werden, dem ultimativen Porträt gelangweilter Teens in einer texanischen Kleinstadt in den 70ern. Das Album wäre der passende Soundtrack gewesen.

The Golden Age Of Glitter ist eingängig und gut hörbar, teilweise richtig gut gelungen. Es ist aber offensichtlich, dass die Band für die Beteiligten nur ein Nebenprojekt ist. Eins, das sie selbst nicht ganz ernst nehmen. Und so sollte man Sweet Apple auch annehmen.

1. Wish You Could Stay (A Little Longer) 3:38
2. Reunion 3:11
3. Boys in Her Fanclub 4:00
4. Let’s Take the Same Plane 2:31
5. Another Desert Skyline 2:56
6. I Surrender 3:08
7. Troubled Sleep 3:20
8. We are Ruins 5:59
9. You Made a Fool out of Me 3:06
10. Under the Liquor Sign 4:36

Laufzeit: 37 min

Anspieltipps: Another Desert Skyline, I Surrender, Wish You Could Stay (A Little Longer)

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