Archive for April, 2011

Interview: Lonely Kamel @ Burning Earth 2011

cover-bild

Nachdem fast ein Jahr lang ein passender Termin gesucht wurde, war es in Berlin endlich soweit und ich hatte die Gelegenheit mit einem ziemlich gut gelaunten Thomas Brenna, Gitarrist und Sänger von Lonely Kamel , ein Interview zu führen. Hier wird die Band all denjenigen vorgestellt, die sie noch nicht kennen, wird über Vergangenheit und Zukunft der Vier Norweger geredet und auch über Gott und die Welt. Thomas nahm auf einem edlen, antiken Holzstuhl Platz während ich mich mit einer (vollen) Bierkiste begnügte und dann gings auch schon los. Also Viel Spaß!

Kevin: Thomas, wir haben lange darauf warten müssen, aber jetzt treffen wir uns doch noch.

Thomas: Ja, hat lange gedauert, aber doch geklappt!

Kevin: Als erstes könntest du uns mal die Band vorstellen, für diejenigen die noch nichts von euch gehört haben.

Thomas: Mit unserem Bassisten Stian (Helle – Anm.d.Red.) habe ich damals die Band gegründet, wir haben ein bisschen gejammt und wollten einfach nur Musik machen. Dann haben wir uns noch einen Gitarristen und ein Schlagzeuger geholt, die aber beide nicht so gut waren. Dann wurden wir gefragt, ob wir Orange Goblin in Oslo supporten wollten. Das war erst unser vierter Auftritt, also beschlossen wir den Gitarisst zu feuern und seitdem spielt Lukas (Paulsen – Anm.d.Red.) die zweite Gitarre. Er hatte damals nur Zwei Wochen um sich auf den Gig vorzubereiten, was nicht so einfach war, aber er hat es mit Bravour gemeistert. Nach diesem Gig tauschten wir auch den Drummer, seitdem ist Espen (Nesset – Anm.d.Red.) bei uns. Das war alles 2007 glaub ich. Mit diesem Line-Up sind wir jetzt schon einige Jahre glücklich. Demnach hat eigentlich alles nach dem Gig mit Orange Goblin angefangen, dahalb ist es ziemlich lustig nach dieser ganzen Zeit heute wieder mit ihnen zu spielen.

Kevin: Gibt es noch eine Anekdote zu eurer Gründungszeit.

Thomas: Ja, hätt ich fast vergessen! Ganz zu Beginn hieß die Band noch “Ben Johnson”, benannt nach dem kanadischen Olympia-Sprinter.

Kevin: Der Doping-Typ?

Thomas: Genau! (lacht) Er hatte damals Anabolika genommen. Aber irgendwann dachten wir, das wir nicht schnell genug spielen um uns so nennen zu können.


“Es basiert alles sehr auf dem guten alten Blues, nur viel heavier”


Kevin: Wie seit ihr dann auf euren Bandnamen gekommen?

Thomas: Wir hatten damals einen Song namens Lonely Kamel, in dem ging es darum, dass wir in Oslo ziemlich allein da standen. Niemand hat irgendetwas mit Stoner oder Blues am Hut gehabt, alle haben nur Indie und so gehört. Daraufhin haben wir dann den Songtitel zum Bandnamen gemacht.

Kevin: Wie würdest du denn eure Musik beschreiben?

Thomas: Also es basiert alles sehr auf dem guten alten Blues, nur viel heavier. Zusammen mit den vielen Stonereinflüssen würde ich es Stoner-Blues nennen.

Kevin: Und welche Bands haben euch dabei beeinflusst?

Thomas: Viele vom frühen Blues und der britischen Szene der 60er. (Im Hintergrund ruft Ben von Orange Goblin laut: Pentagram! alle lachen) Die Liste der Bands wäre zu lang.

Kevin: Ich hab Zeit.

Thomas: (lacht) na gut, aber nur ein paar: Leafhound, UFO und Mountain von der alten Garde. Und von den neueren Bands unter anderem die Typen hinter mir (Orange Goblin – Anm.d.Red.), die Desert Sessions gefallen mir auch sehr. Und dann wären da natürlich noch Kyuss und Clutch.


“Für die LP hatte der Typ von Kozmik Artifactz bei der ersten schon ein extra Label aufgemacht um unsere Alben vertreiben, was wirklich sehr cool war”


Kevin: Wer schreibt eigentlich die Songs bei euch?

Thomas: Am Anfang hab ich eigentlich alles selbst geschrieben, aber nachdem Lukas in der Band war, haben wir uns reingeteilt und versuchen immer unsere Ideen aufeinander abzustimmen. Wir machen dann alles soweit fertig und bringen es dann in den Proberaum, wo Espen und Stian dann versuchen etwas passendes dazu zu finden.

Kevin: Haben die beiden auch ein Mitspracherecht beim Songwriting?

Thomas: Nein! (lacht) Im ernst, natürlich bringen sie ihre Vorschläge mit ein und wir finden dann einen gemeinsamen Nenner.

Kevin: Ihr habt ja auch schon seit einiger Zeit euer zweites Album draußen.

Thomas: Ja, “Blues for the Dead” kam im Oktober voriges Jahr raus. Als CD über Transupstans Records, einem schwedischen Label. Und für die LP hatte der Typ von Kozmik Artifactz bei der ersten schon ein extra Label aufgemacht um unsere Alben vertreiben, was wirklich sehr cool war.

Kevin: Was waren die Unterschiede zu eurem ersten Album?

Thomas: Wir haben uns mehr Zeit gelassen. Das erste Album haben wir am Stück in Zwei Tagen aufgenommen. Bei Blues for the Dead haben wir über ein halbes Jahr hinweg immer wieder einige Parts aufgenommen, also ein vollkommen anderer Entstehungsprozess. Das hatte aber auch finanzielle Gründe, wir mussten immer auf unser Monatsgehalt warten, um wieder ins Studio zu können (lacht). Das ist zwar nicht gerade der Weg den wir gehen wollten, aber am Ende waren wir zufrieden.

Kevin: Hat es sich gut verkauft?

Thomas: Genau wie das erste war es nach ein paar Monaten ausverkauft. 500 CDs und ich glaube genausoviele LPs. Alles was uns noch geblieben ist, sind einige Kopien vom ersten Album auf CD. Deswegen haben wir erst gar keinen Merchandise-Stand mit auf Tour genommen.

Kevin: Ich hab leider das Release von eurem zweiten Album gar nicht mitbekommen. Du hättest ja was sagen können, dann hätte ich ein Review machen können!

Thomas: Ja, aber…(kommt nicht zum beenden des Satzes weil ich ihm dazwischen falle)

Kevin: Jetzt ist’s zu spät! Aber beim dritten Album denkst du dran!

Thomas: (lacht) Auf jeden Fall!


“Es ist ziemlich cool bei euch deutschen, egal wo wir gespielt haben, es waren immer eine Menge Leute da”


Kevin: Wir haben ja vor einem Jahr schonmal versucht, eine Deutschland-Tour für euch zusammenzubekommen. Das hat ja nicht so gut funktioniert. Wie habt ihr es jetzt geschafft, doch noch so viele Konzerte in Deutschland zu spielen?

Thomas: Wir haben über MySpace Kontakt zu einem Typen namens Jens in Siegen bekommen, ein total Musik-Verrückter. Er hatte auch die größte Plattensammlung die ich je in meinem Leben gesehen habe. Er wollte das wir dort spielen und hatte eine Menge Leute eingeladen. Dann kannten wir ja noch den Typ von Kozmik Artifactz aus Berlin und dann kam die Sache langsam ins rollen und wir spielten in beiden Städten. Danach bekamen wir Kontakt zu Sound Of Liberation.

Kevin: Zu Matte?

Thomas: Ja, genau. Wir haben uns vorher etwas umgehört und jeder sagte, das ist Der Mann. Ab dann kamen immer mehr Auftritte. Es ist ziemlich cool bei euch deutschen, egal wo wir gespielt haben, es waren immer eine Menge Leute da. Freiburg, München, Heidelberg, Erfurt und wo wir sonst noch waren. Immerhin leben bei euch 80 Mio. Menschen, von daher ist ein ein guter Platz um durchzustarten.

Kevin: Wo habt ihr ausserhalb von Deutschland gespielt?

Thomas: Schweiz, Holland, Schweden, Norwegen, Dänemark. Also ausser Deutschland fehlen uns noch die ganz großen Länder. Aber nach dem Release des dritten Albums werden wir ausgiebig touren und hoffentlich auch den Rest Europas bereisen.

Kevin: Ihr habt nun schon einige Bands und Leute kennengelernt, was hälts du von der deutschen Stoner-Rock-Szene?

Thomas: Uns gefällt das familiäre hier, irgendwie kennt jeder jeden. Und das, obwohl sie teilweise sehr weit auseinander leben. Auch eure Kommunikation untereinander und eure Präsenz im Internet sind beispielhaft. Bei der ganzen Organisation läuft bei euch von Anfang an alles nach Plan ab, so dass auch so gut wie nie etwas schief läuft. Ausserdem habt ihr eine Menge toller Bands! Wir hatten ja das Glück, zur Up in Smoke Vol. I – Tour mit Colour Haze und Rotor einige Gigs zu spielen. Dir Zuschauer hier sind nicht nur zahlreich vorhanden, sondern sorgen auch immer für eine Super Stimmung. Also hier herrschen eigentlich die perfekten Bedingungen.


“Es waren Fünf Leute da, von denen Zwei Pool spielten”


Kevin: Was war er beste Gig in der ihr bei der Tour gespielt habt?

Thomas: Puuuhhh

Kevin: Ich weiß, schwierige Frage.

Thomas: Ich weiß nicht recht, aber der beste Gig war meiner Meinung nach in Erfurt im Stadtgarten.

Kevin: Hattet ihr auch mal einen richtig beschissenen?

Thomas: Ja, das war ohne Zweifel in Schweden, genauer gesagt in Malmö. Das war unser erster Gig im Ausland. Es war an einem Mittwoch und es waren Fünf Leute da, von denen Zwei Pool spielten (lacht). Das Tourplakat war ein weißes Blatt Papier, auf dem mit Kuli geschreiben stand, dass wir heute dort spielen.


“Wir haben die Songs eigentlich schon alle fertig, aber hatten wie so oft nicht das Geld für ein gutes Studio. Also haben wir gewartet bis jemand kommt und alles bezahlt”


Kevin: Sehr geil! Du kannst mir doch bestimmt irgendeine verrückte Geschichte von der Tour erzählen?

Thomas: (lacht) Eigentlich machen wir die ganze Zeit nur Unsinn. Aber ich fand es ziemlich lustig, als wir in Deutschland ankamen. Wir bekamen einen alten Ford Transit, der schon seit 30 Jahren zum touren benutzt wurde. Wir fuhren keine 5 km weit und der Auspuff von diesem verdammten Teil fiel ab. Also mussten wir zu einer Werkstatt und unser bisher erwirtschaftetes Geld von der Tour ausgeben, um die anderen Konzerte überhaupt erreichen zu können (lacht). Aber ansonsten ist nichts aussergewöhnliches passiert. “We are too lazy, to be crazy”. (lacht)

Kevin: Was war eigentlich die größte Herausforderung, die ihr als Band bewältigen musstet?

Thomas: Also, in Norwegen ist alles so viel anders als hier, vorallem weil alles so verdammt teuer ist. Also kannst du da erstmal keine großen Sprünge machen. Ausserdem ist die dortige Musikszene weniger Rock, vielmehr Indie, Pop und so ein Scheiß. Also war es das schwierigste da raus zu kommen und im Rest Europas Fuß zu fassen.

Kevin: Was habt ihr in Zukunft so alles geplant?

Thomas: Wir haben ja erst vor kurzem bei Napalm Records unterschrieben und werden dort unser drittes Album veröffentlichen. Wahrscheinlich gegen Ende Oktober, Anfang November.

Kevin: Ihr seid aber schnell!

Thomas: Ja, wir haben die Songs eigentlich schon alle fertig, aber hatten wie so oft nicht das Geld für ein gutes Studio. Also haben wir gewartet bis jemand kommt und alles bezahlt (lacht).

Kevin: Wo werdet ihr es aufnehmen?

Thomas: In Oslo. Im Cali Bound Studio. Produzieren wird der Typ von Black Debbath.

Kevin: Ich kenn da ne Band die so ähnlich heißt.

Thomas: Ja, die klingen auch ein bisschen wie Black Sabbath. Die machen aber alles etwas mehr auf Spaß und Satire. Musst du dir auf jeden Fall mal anhören! Wo waren wir? Ach ja, wir werden dieses Jahr noch eine Menge Festivals spielen. Stoned from the Underground, Roadburn, Watersessions und noch ein paar Sachen in Norwegen.

Kevin: Das ging ganz schön schnell bei euch!

Thomas: Ja, wir haben selbst nicht erwartet dieses Jahr auf dem Roadburn zu spielen. Im Oktober voriges Jahr sollten wir für ein Konzert nach Tilburg kommen und Matte (von Sound of Liberation – Anm.d.Red.) hat die Booker vom Roadburn dazu eingeladen. Anscheinend hats ihnen gefallen. In Erfurt war es dasselbe, Matte fragte uns Fünf Minuten nach der Show ob wir beim Stoned from the Underground spielen wollen. Es war eine recht aufregende und schöne Zeit für uns, so viel Anerkennung zu bekommen.

Kevin: Ich hab ja damals, als ich euer Debut das erste mal hörte, schon gedacht: Die Jungs müssen nach Deutschland kommen und haufenweise Konzerte und Festivals mitnehmen. Freut mich das es so schnell geklappt hat.

Thomas: Danke, mir gefällt Deutschland immer besser. Ich sage auch allen Freunden und anderen Bands: “That’s the place to be!” Keine Ahnung warum das so ist…

Kevin: Aber es ist einfach so!

Thomas: Genau.

Kevin: So, dann bedanke ich mich für das unterhaltsame und die vielen Infos und wünsche einen schönen Gig und noch viel Erfolg für die Zukunft.

Thomas: Danke, man sieht sich bestimmt bald wieder.

Burning Earth Festival 2011 – Festsaal Kreuzberg, Berlin

So liebe Leute, es wird langsam Zeit, dass ich euch vom Burning Earth Festival berichte. Das Festival wurde im Festsaal Kreuzberg dieses Jahr zum ersten mal veranstaltet, und wenn man sich die illusteren Namen auf dem Flyer ansieht, weiß man auch warum es schon jetzt zum Pflichtprogramm aller Heavy-Rock Fans zählen sollte. Aber einen kleinen Wermutstropfen gibt es doch, Hypnos 69 mussten leider im Vorfeld aufgrund Band-interner Probleme absagen. Aber mit The Flying Eyes wurde ein ordentlicher Ersatz an Land gezogen. Mehr Informationen über das Festival erfahrt ihr ausserdem im Interview mit Veranstalter David Kopsch, und zwar hier!

Nach der weiten Anreise aus Ingolstadt musste ich mir mit meiner Freundin erstmal die Füße vertreten und einen Happen essen, bevor wir ca. eine Stunde vorm offiziellen Einlass den Festsaal betraten. Es herrschte reges Treiben auf der Bühne, wie Ameisen wuselten die Mitarbeiter und bereiteten alles für die 6 Bands vor. Der Festsaal an sich ist eine herrliche Location. Familiäres Flair, ausreichend Platz und eine schönbe Loge, von der aus auch alle unter 1,75m jedes Detail auf der Bühne bestaunen können.

Nachdem sich dann gegen 19 Uhr schon einige Zuschauer eingefunden hatten, ging es auch schon los. Den Auftakt machten die Dresdner…

Stonehead

Die Vier Newcomer spielten Stücke von ihrer neuen EP Dead Leaf. Die Songs waren recht metalllastig und gingen gut nach vorn, leider war der Großteil des Publikums noch im Winterschlaf und schaute sich das ganze zurückhaltend von den hinteren Reihen aus an, schade. Vorallem weil die Band sich wirklich alle Mühe gab mit dem Publikum zu interagieren. Man merkte den Jungs dem Spaß am spielen wirklich an und sie haben alles gegeben. Ihr wuchtiger Mix aus Metal und Stoner fand dann auch Anklang und einige Leute wurden auch langsam warm, applaudierten fleißig und gingem beim klasse Groove der Band mit. Aber auch vor Experimenten schreckten Stonehead nicht zurück, und so konnte man auch ein Didgeridoo-Intro bei einem der Songs bestaunen. Eine grundsolide Leistung der Band, die sicherlich noch von sich hören lassen wird.

Weiter gings mit der Band, die netterweise für Hypnos 69 eingesprungen ist:

The Flying Eyes

Die Psychedelic Blues Rocker aus Baltimore boten ihre gewohnt jammigen Songs dar. Anfangs mit einer etwas düsetren Grundstimmung, so dass sich ein tonnenschwerer Bleiblues in die Gehörgänge der Zuschauer bohrte. Nicht so hippiesk wie bei anderen Bands, sondern etwas ernsthafter und schwermütiger. Aber gerade deswegen so interessant. Gegen Mitte des Gigs wurde dann aber alles etwas jammiger und lockerer, trotz kurzer technischer Probleme an der Gitarre (was aber auch der einzige kleine Aussetzer des Tages bleiben sollte). Dann wurde auch noch mit Fuchsschwanz und Geigenbogen experimentiert, bevor das Publikum die Band zufrieden verabschiedete. Auch ein sehr gelungener Auftritt der Amis.

Die nächsten im Bunde waren dann…

Grandloom

Trotz vieler Empfehlungen im Vorfeld, kam ich einfach nicht dazu, mal bei Grandloom reizuhören. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte. Weil der Instrumentale Stoner des Cottbuser Trios einfach voll auf die Zwölf zielte! Wuchtige Riffs die einem ne leichte Gehirnreschütterung verpassten plus einem Headbangfaktor hoch Zehn, der die Nackenwirbel im Kreise drehen ließ. Kurz gesagt: Die Überreaschung des Abends für mich! Die meisterhaft zelebrierten Riffgewitter gingen mit chilligen Jampassagen einher, so dass auch die Abwechslung nicht zu kurz kam. Das Matrial stammte vom neuen Album Sunburst, welches am 1. Mai erscheinen wird und über das es bald von mir zu lesen gibt, also seit gespannt! Der Gig der Drei wurde jedenfalls vom Publikum zurecht mit Begeisterung aufgenommen. Die Haare flogen, die Köpfe wippten und die Biere wurden hastig geleert, so dass sowohl Band als auch Zuschauer zufrieden die nächste band begrüßen durften:

Samsara Blues Experiment

Die Jungs von Samsara betraten gewohnt gelassen die Bühne, genug Live-Erfahrung haben sie ja mittlerweile in Europa und den USA sammeln dürfen. Wie nicht anders zu erwarten, zogen die Psychedelic/Stoner Nummern mit den ausufernden Soli und den langgezogenen Jams das Publikum sofort in den Bann. Vorallem viel neues Material vom kommenden Album, das laut Aussagen der Band im Herbst diesen Jahres erscheinen soll. Der Gig an sich war wie so oft tadellos. Es hat den Anschein, als würde das Zusammenspiel der Vier wird von Tag zu Tag besser. Alles ist sehr stimmig, trotz der Songs, die teilweise die Länge einer durchschnitlichen Mittagspause erreichen, tritt keine Langeweile auf. Die große Zukunft habe ich ihnen ja schon voriges Jahr zum Stoned From The Undeground prognostiziert. Mit erscheinen des neuen Albums und einer ausgiebigen Tour wird es dann wahrscheinlich soweit sein! Gut zu wissen, das solche Bandperlen aus Deutschland immer mehr und besser werden.

Weiter gehts zum unangefochtenen Headliner des Tages:

Orange Goblin

Es ist das erste mal, das ich die Gelegenheit habe die Vier Briten live zu sehen. Als ich nach einem ausführlichem Gespräch mit Lonely Kamel aus dem Backstagebereich heraustaumele, sitz OG Sänger Ben Ward hinten am Rand der Bühne. Unansprechbar vertieft in den bevorstehenden auftritt. Hochkonzentriert ist seine einzige Gesellschaft eine halbvolle Jim Beam Flasche. Man merkt ihm das Lampenfieber an, aber das macht ihn so sympathisch und menschlich, auch nach 15-jährigem Bandbestehen noch aufgereget zu sein und einfach nur das Beste geben zu wollen. Als OG dann die Bühne betreten toben die Beifallsstürme, immerhin ist es das einzige Deutschland-Konzert in diesem Jahr. Aber bei dem lassen sie es richtig krachen! Die Setlist besteht aus einem Mix quer durch die komplette Bandgeschichte. Nur vom neuesten Album Healing through Fire wird einzig ein Song gespielt, dafür aber der geniale Überhit Ballad Of Solomon Eagle mit seinem nackenmuskelvernichtenden Eingangsriff. Der Rest sind Klassiker, wie sie unten aus der Setlist entnommen werden können. Die Band hat einen Heidenspaß bei dem Auftritt, das Publikum geht ab wie 400 Zäpfchen und jeder Song wird mitgegrölt. Die gute Laune ist kaum zu überbieten und so lässt sich Sänger Ben zum ausgiebigen Crowdsurfing hinreissen (und der Typ ist ein ganz schöner Bär!). Der ca. 1,65m kleine Gitarrist Joe Hoare spielt sich den Arsch ab und interagiert durchgehend mit der ersten Reihe. Und das obwohl er bereits seit 2004 die Arbeit von zweien zu verrichten hat, weil ja damals der zweite Gitarrist Pete O’Malley ausgestiegen ist. Die Rhythmussektions um Martyn Millard am Bass und Chris Turner hinter den Kesseln liefern mit ihrem tighten Zusammenspiel das Grundgerüst für die heftigen Stonermetal-Stücke und geben sich verspielt bei den eher psychedelischen Songs. Vor dem Höhepunkt des Gigs Scorpionica durften sich eingefleischte Black Sabbath Fans noch über ein schönes extra freuen, weil die Band Symptom Of The Universe zum besten gab. Das Cover wurde 2009 im Zuge einer Compilation vom Metal Hammer Magazin aufgenommen und wird seitdem ab und an mal live gespielt. Nach diesem genialen Auftritt blieben keine Fragen mehr offen, ob die selbsternannte “größte Undergroundband der Welt” ihren Titel zurecht trägt. Und wem doch noch einige Fragen auf den Nägeln brennen, der findet im Interview Mit Ben Ward und Martyn Millard sicher die Antworten. Unter anderem bezüglich des kommenden Albums und den Tourplänen der Band.

Setlist:

1. Solarisphere
2. Ballad of Solomon Eagle
3. Shine
4. Alcofuel
5. Red Web
6. Cosmo Bozo
7. Hard Luck
8. Magic Carpet
9. They come Back (To Take The Living)
10. Aquatic Fanatic
11. Some You Win…Some You Lose
12. Blue Snow
—————————————
13. Time Travelling Blues
14. Symptom Of The Universe
15. Scorpionoca

Um den Abend abzurunden und der schwitzenden Meute den Rest zu geben, durften jetzt…

Lonely Kamel

…die Bühne entern. Die Norweger legten dieses Jahr einen ordentlichen Siegeszug durch die deutschen Gefilde hin. Als Gäste bei den extended Shows der Up In Smoke Tour Vol. I und bei gutbesuchten Einzelkonzerten machten sie sich hierzulande einen Namen. Aber nach dem Orange Goblin Auftritt von gerade eben sahen sie einen nahezu leergefegten Festsaal vor sich. Doch es gab keinen Grund zur Angst, die meisten Leute mussten nach Fünf Bands erstmal Luft schnappen und die ein oder andere Spaßzigarette durchziehen. Und so kam es dann auch, dass zu den ersten Klängen der Band sich die Leute schnell wieder vor der Bühne einfanden. Sonst hätten sie ja auch einen klasse Auftritt verpasst! Der treibende Stonerblues des Osloer Quartetts bringt die erschöpften Körper dann aber dazu, auch die letzten Reserven zu mobilisieren. Zu Songs des ersten, selbstbetitelten Albums (I’m Your God, Don’t Piss On The Lizard) gesellten sich auch einige des zweiten Longplayers Blues of the Dead. Die Band leistete sich keine Fehler, Thomas Brenna ist der geborene Frontmann und die Songs gehen schön ins Blut. Die gelungene Mischung aus Stoner und Blues ist recht leicht verdaulich und verlangt den Leuten um die Uhrzeit auch nicht zu viel ab. Nach einer knappen Stunde verlässt uns somit auch die letzte Band des heutigen Abends. Wer noch mehr über die norwegischen Senkrechtstarter im Erfahrung bringen will, dem sei folgendes Interview nahegelegt. Hier gibt es wissenswertes über die Entstehung, die Gründe für den plötzlichen Erfolg, die Zukunftspläne und einige lustige Anekdoten zu lesen. Viel Spaß!

Alles in allem ist zu sagen, das bestimmt nicht nur ich sehr beeindruckt von der ersten Auflage des Burning Earth Festivals war. Es hat einfach alles perfekt zusammengepasst! Die Stimmung war vom ersten Akkord bis zum letzten Beckenschlag durchweg spitze. Die Organisation war spitze, die ganzen fleißigen Helfer haben einen super Job gemacht, auch am Sound gabs nichts zu beanstanden. Selten wurde ein Zeitplan so genau eingehalten. Die Location hätte passender nicht sein können und auch das Preis/Leistungs-Verhältnis (18€ im VVK) ist fast nicht mehr zu toppen. Kurz gesagt: Saugeil!!! Das ich ab jetzt jedes Jahr die 500km Anreise auf mich nehmen werde ist fast schon selbstverständlich!

Besonders bedanken möchte ich mich an dieser Stelle nochmal bei David für die nette Einladung, Speiß und Trank. Bei den sympathischen, gut gelaunten und gesprächigen Bands. Und natürlich bei meiner Verlobten Peggy für die tollen Bilder.

See ya next year, folks!

Kevin

Und hier nochmal für euren Informationsdurst die Interviews und alle relevanten Homepages:

Interview mit David Kopsch
Interview mit Lonely Kamel
Interview mit Orange Goblin

Rockzilla

Stonehead
The Flying Eyes
Grandloom
Samsara Blues Experiment
Orange Goblin
Lonely Kamel

Roadburn 2011 – Teil 1: Donnerstag

Donnerstag

Das Roadburn. Das Spießerfestival/das Undergroundfestival? Das Stoner Rock Mekka/der Bandmarathon? Die Geldmaschine/der Musikurlaub? Einmalig/unsymphatisch. Nach 15 Minuten ausverkauft… . Das können jedenfalls wirklich wenige Events von sich behaupten. Irgendwas muss also hinter diesem ganzen Hype stecken. Daher hab ich mich 2011 im Namen von stonerrock.de nach Tilburg begeben, um diesem Spektakel einmal beizuwohnen. Hiermit soll keine Werbung gemacht werden, sondern euch einfach ein Bild davon geben, wie man das Roadburn erleben kann. Also, los geht’s:
Nach einer fünf stündigen Anfahrt endlich in Tilburg angekommen ist die erste Hürde noch nicht bewältigt. Verlässt man sich auf moderne Technik, anstatt auf gutes, altes Kartenmaterial, wird man nun mal des öfteren in die Irre geführt; selbst wenn man dem Ziel doch schon so nah ist. So fahre ich circa 3 mal um das sogenannten Safari Camp herum. Irgendwo hier soll nämlich der Roadburn Camping Platz sein. Wegweiser? Nope. Zwischen Giraffen, Touristen-Bimmelbahnen und Wäldern finden wir dann aber tatsächlich den Eingang. Erkennbar, an den vier ersten Ankömmlingen, die auf ihre Campingbändchen warten. Wenn es heißt 12 Uhr ist Einlass, dann ist auch um 12 Uhr Einlass, nicht früher und nicht später. Fünf Minuten vor Mittag kommen zwei junge Herren angefahren und missbrauchen kurzer Hand einen Campingtisch als Rezeption. Die inzwischen recht lange Schlange bekommt nun nacheinander Bändchen, Mülltüte und Infozettel (mit Buszeiten und Campingregeln). Daraufhin wird man Richtung Abschnitt Zebra gelotst. Vorbei an ein paar Ziegen, findet man sich dann auf einem schönen Platz wieder. Gutes Stichwort, denn Platz hat man tatsächlich genug. In Ruhe aufgebaut geht es dann wieder Richtung Eingang, wo der erste Shuttlebus schon wartet. Nach einer 15 minütigen Fahrt sind wir dann angekommen. Die 013 Venue!

Unten verglast, oben mit schwarzem Kunststoff versehen, wartet sie darauf, von den neugierigen Besuchern eingerannt zu werden. Hier soll also in den nächsten vier Tagen der Großteil des Festivals abgehalten werden.
Nachdem die gedruckte Karte in ein weiteres Bändchen umgewandelt wurde und der Photopass in meinem Geldbeutel verschwunden ist, geht es rein. Nun muss Geld in Token umgewandelt werden. Quasi Spielgeld bzw. eher Festival internes Geld. Ein Token entspricht 2,30 €, wie mir gesagt wurde. Soll heißen ein kleines Bier kostet 2,30 €, ein Hamburger 4,60 €. Und das, wenn man sich an das billige Bier und die kleinen Köstlichkeiten hält. Da muss man erstmal schwer Schlucken. Da hilft es auch nicht, dass sowohl Security, als auch Bedienung stets nett und hilfsbereit sind.
Um von den finanziellen Problemen erstmal Abstand zu nehmen, gehts endlich zur ersten Band.

Quest For Fire, zur Zeit erfolgreich mit The Atomic Bitchwax unter dem Motto Up In Smoke 2 unterwegs, macht als Start die Bat Cave (die kleinste Bühne) unsicher. Diese befindet sich im ersten Stock der 013 Venue. Auf die Jungs aus Kanada wartet ein voller und gut gelaunter Raum, gefüllt mit Menschen, von überall aus der Welt. So hört man italienisch, british-english, american-english, spanisch, wirklich alles. Und dann geht es los. Ich bin zwar ziemlich weit hinten und kann nicht viel sehen, aber der Sound ist super! Gut abgemischt und die Stimme ist unabhängig vom Rest gut hörbar. Der Psychedelic Stoner Rock wird von vielen mit geschlossenen Augen aufgenommen und bietet mit der Mischung aus Schönheit und Härte, den perfekten Start in das Festival.

Eine Pause wird mir kaum gegönnt, der erste große Name steht schon auf dem Programm: Acid King. Beim Soundcheck hat Frontfrau Lori zwar noch eine ganze Menge Probleme mit der Gitarre, aber diese sind dann bei Songs wie 2 Wheel Nation nicht mehr zu hören. Wie man es von den LPs gewohnt ist, brummt der Sound durch Kopf und Bauch. Laut, ohne zu laut zu sein. Ganz besonders bei einem so dröhnenden Stoner Metal Sound ist es wichtig trotzdem noch differenziert hören zu können. Das Alles ist also fett-professionell abgemischt und die Band scheint ihre Stagetime wirklich schätzen zu wissen. Beim Drumsolo legt Lori ihre Gitarre auf den Boden und stellt sich im Takt nickend und lächelnd an den Rand der Bühne. Nachdem alle Klassiker gespielt sind verabschieden sie sich freundlich. Wer noch nicht genug bekommen hat, kann am Merchstand weitere Details zum kommenden Album aus den Amerikanern heraus quetschen.

Auf dem Weg zurück in die Eingangshalle, gehe ich kurz bei der Bat Cave vorbei, wo Naam schon spielen. Leider ist es hier super voll, was ich höre klingt aber gut. Unten beim Bier holen, fällt mir auf, dass im ganzen unteren Stock über Boxen live der Sound der Main Stage übertragen wird. Aber dann gehts erstmal schnell raus, denn genau gegenüber der Konzerthalle befindet sich ein weiteres Gebäude. Hier gibt es Merchandise der aktuell spielenden Bands, Plattenverkauf und das Roadburnkino. Allein schon beim kurzen durchstöbern der Platten, könnte man sich arm kaufen. Ich halte mich zurück und bleibe bei einer von Lori signierten Acid King und kreuze wieder rüber zur Main Stage.

Dort sind Wovenhand schon zu drei Vierteln fertig mit ihrem Set. Was ich höre klingt aber erstaunlich gut. Der abgedrehte Frontmann, der sowohl akkustisch als auch optisch etwas an Indianer erinnert, spielt im sitzen seine Gitarre und scheint bei den Ansagen merkbar, doch ziemlich auf Drogen zu sein.

Drogen… . Davon kann Bobby Liebling sicher auch ein Lied singen. Ähnlich wie bei Ozzy, ist es fast ein Wunder, dass er die Bühne überhaupt betreten kann. Als dann aber Bobby mit Pentagram die Stage entert, wird schnell klar, wenn Ozzy den Titel Prince Of Darkness behalten darf, muss Bobby – zumindest in meinen Augen – als der King bezeichnet werden. In hochhackigen Schuhen und Lederklamotten stolziert er auf die Bühne. Wie ein Greifvogel, wie ein Rockstar, wie der Tod in Person. Es werden Grimassen gezogen, sich an die Kronjuwelen gegriffen, starrend in die Leere geblickt. Es wird eine Show geliefert. Und was für eine und in dem Alter! Das Publikum lässt sich von Klassikern der selbstbetitelten Platte mitreissen und applaudiert auch zu Recht zu neuen Songs, die zumindest live gut ins Repertoire passen.
Bobby bringt es bei den Zugaben passend auf den Punkt: “Do you want some more?! … I always want some more, thats my problem.” Ich hätte stundenlang weiter Fotos von Bobbys Performance machen können. Doch nach guten 70 Minuten lassen Pentagram, die gut gefüllte Main Stage zufrieden zurück. Ich bin begeistert.

Den ersten Abend will ich mit The Atomic Bitchwax ausklingen lassen. Erstmals im Green Room (ungefähr 2-3 mal so groß wie die Bat Cave) verkrümmel ich mich an den Bühnenrand, um auch hier ein paar Fotos schießen zu können. Ziemlich nah an den Boxen, wie ich bald merken muss. Denn wenn TAB mal los legen, dann richtig. Loud and Fast. Die Riffmeister sind wirklich unglaublich schnell und liefern ein extrem hartes Stonerbrett. Meine Highlights sind Hope You Die und Shitkicker vom ersten Album. Abgesehen davon, dass ich mir soundtechnisch nicht den besten Platz ausgesucht habe, ein wirklich toller Auftritt, mit den talentierten Amerikanern. Zum Schluss gibts dann noch einen Auszug aus dem neuen Album, welches nur aus einem Song besteht, aber wohl dutzende Riffkombinationen enthält.

Harter Tobak, um einen so anstrengenden Tag ausklingen zu lassen. Zufrieden und fertig, gebe ich mich der Müdigkeit geschlagen und nehme den ersten Shuttle Bus zurück zum Camping Platz. Ich lasse den Tag nochmal Revue passieren und muss sagen, dass mich das Konzept bis hier hin eigentlich durchaus überzeugen konnte. Man sollte sich nur definitiv wegen des Timetables keinen Stress machen, so verliert man nämlich schnell die Lust. Und über das ausgegebene Geld sollte man sich erst Recht keine Gedanken machen… . Dafür bleibt beim Kopfkino mit Pentagram, Acid King und The Atomic Bitchwax, aber auch erstmal überhaupt keine Zeit.

Das wars erstmal, bald folgt Teil 2 (Freitag und Samstag), mit so großen Namen wie Sunn O))) und Shrinebuilder, sowie meiner persönlichen Überraschung des Festivals.

Weiter zu Teil 2!

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