Der Soundtrack für den Knüppeltag
Vorsicht: Weichgekochte Hörlinge sollten sich jetzt Schutzkleidung anziehen. Denn Black Breath aus Seattle/Washington ballern den Dreck ihres zweiten Albums Sentenced to Life frontal in die Magengrube.
Zentnerschwer beginnt der Koloss mit Feast of the Damned. Ein Gewicht aus Hardcore-Punk und Heavy Metal, das Lunge, Geist und Muskeln des Zuhörers beschwert.
Was das Quintett zunächst wie ein unzerstörbares Stahlgitter erscheinen lässt, wird durch den mitreißenden Rhythmus und die Rotzigkeit leicht geglättet und beflügelt Lauschfreude und Motivation. Emsiges Stakkato-Getümpel, Double-Bassdrum, herrliche heavy Soli und Midtempo-Passagen in leichten Dosierungen lassen den Rezipienten in alle möglichen Stil-Gossen hineinschnuppern.
Home of the Grave erweist sich vorerst als leichte Zwischenmahlzeit und wird vor allem Freunde der alten Mastodon zum Lächeln bringen. Diese Lieblichkeit baut sich jedoch im Laufe des Songs in alter Black Breath-Manier zu einem Gevatter Tod auf, der apokalyptisch vom Neil McAdams‘ Geschrei lauthals eingeläutet wird.
Black Breath, die sich stilistisch vor allem an den Old School Swedish Death Metal anlehnen, schaffen mit ihrem energischen und kurzweiligen Sound vor allem eines: Adrenalin.
All das Gerümpel, das sich um einen tummelt und einengt, gehört zerschrottet, das umliegende Mobiliar zerstört und Haupthaar geschwenkt.
Dem Song Endless Corpse gelingt dank unterschiedlicher Facetten von Härtegraden ein Akupunktur-gleiches Meistergemetzel, während das verstörende Mother Abyss mit all seinen prügelnden Toms und scheppernden Becken ein Protobeispiel von kontrolliertem Chaos darstellt. Perfekt getimtes Zusammenspiel von Gitarre und Drums dominiert die Band bereits seit ihrem Debütalbum.
Wem Hardcore-Death-Metal-Crust zu schwer im Magen liegt, der mache entweder einen Bogen um diese Band oder gönne sich zumindest das schnuckelige Erstlingsalbum Heavy Breathing, das für Zartbesaitete zumindest ein paar mehr Melodien und Prog-Metal-Attitüden parat hält. Alles in allem rotzt, kratzt und pfaucht Sentenced to Life um einiges mehr als sein Vorgänger, hat aber auch keineswegs Scheu musikalische Bandbreiten wie 80er Heavy Metal oder Doom zu einer metallischen Finesse zusammenzuschmieden.
Hartgesottene Heavy-Freunde werden mit Sentenced to Life einen Krawallbruder zum Randalieren, Türen-Eintreten und Bierdosen-Entleeren gefunden haben. Das Album dieser jungen, ambitionierten Band bietet genau das Richtige wenn man es laut, dreckig, wild und schnell haben will. Sofern man sich nicht schon im Opener den Kopf zu Tode gestampft oder gar den Text zu wörtlich genommen hat…my flesh, my blood, your skin…Feast of the Damned!
Laufzeit: ca. 33 Minuten
Anspieltipps: Feast of the Damned, Home of the Grave, Of Flesh